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0870 - Die rote Hexe

0870 - Die rote Hexe

Titel: 0870 - Die rote Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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hinein, auch auf das Risiko hin, Zamorra mit dem Schockstrahl zu treffen und zu betäuben. Sie riss den Vorhang beiseite - und sah nichts als tiefste Schwärze!
    Schwärze, in der von Zamorra nichts zu sehen war, aber auch nichts von der Roten Hexe!
    Der Plan, die Rote Hexe durch ein künstliches Weltentor in ihre eigentliche Sphäre zu schleudern, um dort ihr Original zu bekämpfen, das nur einen Schatten in diese Welt warf, konnten sie jetzt vergessen. Dieser Schatten der Roten hatte sie beide ausgetrickst!
    Nicole wollte Zamorra aber auf keinen Fall allein lassen. Entschlossen trat sie selbst auch in Dunkelheit hinein. Dabei stieß sie gegen etwas, das sich anfühlte wie ein menschlicher Körper.
    »Chef?«, stieß sie hervor. »Bist du das?«
    »Nici?«, kam die Rückfrage.
    Sie tastete nach seinem Arm und zog ihn zum Vorhang. Nur erwies der sich als undurchdringliche Barriere, wie gestern die Tür der Hotelsuite. Nicole begriff, welchen Fehler sie begangen hatte. Sie war einen Schritt zu weit in die Kabine hineingegangen. Damit hatte sie den Kontakt zur Außenwelt verloren und war nun zusammen mit Zamorra im Dunkeln gefangen.
    »Merde, ich hätte nicht ganz hineinkommen sollen…«
    »Fluchen hilft sofort, Beten in drei Tagen. Das pflegte zumindest meine Großmutter immer zu sagen, eine große Spötterin vor dem Herrn. Scheint so, als läge sie mit beidem falsch.«
    Er tastete nach Nicoles Gesicht und streichelte dann sanft ihre Wangen.
    »Eigentlich müsste doch die Dunkelheit verschwinden und die Rote sich mit ihrer Bestie zeigen«, sagte er nach einer Weile. Nicole lächelte. Leise zitierte sie: Es gab keine Worte, diese vollkommene Abwesenheit jeglichen Lichtes zu beschreiben, denn »dunkel« heißt noch lange nicht: ohne Licht.
    »Wie kommst du denn auf die Formulierung?«, fragte Zamorra. »Hast du zu viel von Wolfgang Hohlbein gelesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dieses Zitat stammt aus dem Roman Wanderer zwischen drei Ewigkeiten von Clark Darlton. Als der 1959 oder 1960 erschien, war Hohlbein gerade im ersten oder zweiten Schuljahr und hat von einer Karriere als Buchautor wohl nicht mal geträumt.«
    Zamorra zog die Brauen hoch, was Nicole im Dunkeln natürlich nicht sehen konnte. »Du bist ja erstaunlich belesen, was deutsche Literatur angeht.«
    »Du weißt doch, dass ich als Kind einige Zeit in Deutschland gelebt habe - leben musste [2] Damals, Ende der 60er Jahre. So was färbt ab fürs ganze Leben. Und Wanderer zwischen drei Ewigkeiten erschien genau in dieser Zeit. Ein Science Fiction-Roman, der mich heute noch fasziniert. Weil das Taschengeld nicht reichte, habe ich damals Tante Milly angebettelt, dass sie ihn mir kaufte, nachdem ich in einer Leihbücherei mehr als einen Blick hineingeworfen hatte. Das waren noch Zeiten, Cheri…«
    Im nächsten Moment wurde es um sie beide herum hell.
    Sie befanden sich in einer anderen Welt.
    ***
    Eine Verkäuferin hatte gesehen, wie der Kunde mit drei Kleidungsstücken die Umkleidekabine betrat. Das war normal. Drei Teile waren erlaubt. Die Begleiterin des Mannes wartete draußen vor der Kabine.
    Plötzlich verschwand sie ebenfalls darin. Auch das war eigentlich noch normal. Doch dann kamen die beiden eine kleine Ewigkeit lang nicht mehr heraus.
    Schoben die beiden da drin etwa ein Nümmerchen? Die schon etwas ältere Dame war pikiert. Das war dann aber nicht mehr normal!
    Die Verkäuferin ging hinüber, um nach dem Rechten zu sehen. Seltsam, wie ruhig es hinter dem Vorhang war!
    »Hallo?«, meldete sie sich. »Alles in Ordnung da drinnen?«
    Keine Antwort.
    Da zog die Verkäuferin den Vorhang auf.
    Ihre Augen weiteten sich. Da war niemand! Nur die Anzugjacke hing noch auf dem Bügel am Haken, und die anderen Sachen lagen auf dem Boden. Ansonsten war die Kabine leer.
    Aber sie hatte niemanden herauskommen sehen!
    »Das gibt's doch nicht!«, entfuhr es ihr.
    Wohin waren die beiden verschwunden? Und vor allem: Wie? Mit einem David Copperfield hatte dieser gutaussehende Mann ja wohl nichts gemeinsam gehabt. Es gab auch keine Möglichkeit, die Rückwand zu öffnen und dort hinaus zu verschwinden. Das wusste sie sehr genau. Umso größer war das Rätsel, vor dem sie stand.
    Sie musste den Vorfall melden.
    Aber sie zweifelte daran, dass man ihr glaubte.
    Und das völlig zu Recht, wie sich Minuten später zeigte. »Sie haben doch nicht etwa getrunken?«, wurde sie gefragt. Ihre Antwort bestand in einer schallenden Standpauke und die Reaktion darauf in einem Eintrag

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