0876 - Die Welt des LARD
unterträglich.
Als er den letzten Stein auf den Hügel legte, fiel die seelische Starre von ihm ab. Er wußte plötzlich, was er zu tun hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er soviel Haß gegen ein anderes Wesen, daß er bereit war, es zu töten. Seine Sprache kannte den Begriff nicht, aber Tarmairs oberstes Verlangen war die Rache.
Er wußte, wo Raylto zu finden war - und er würde ihn finden. Die Begegnung würde den Asogenen das Leben kosten. Er hatte Prentach und Nabalik getötet. Er verdiente selbst den Tod!
Nachdem die Wirkung des Schocks erst einmal verflogen war, handelte Tarmair äußerst bedachtsam. Er wurde Raylto am Eingang der Höhle erwarten, hattte er sich vorgenommen.
Wenn er ihn überraschen wollte, dann durfte er den Gleiter nicht in der Nähe abstellen, sondern mußte ihn irgendwo verstecken.
Er flog zum Spalt hinauf. Bei den beiden zuvorgegangenen Passagen hatte er lediglich das Bedürfnis gehabt, die Felsenge so rasch wie möglich hinter sich zu bringen. Erst bei diesem dritten Flug nahm er sich zum ersten Mal Zeit, sich umzusehen.
In der Nähe des jenseitigen Ausgangs fand er in der zur Linken liegenden Felswand eine nischenähnliche Ausbuchtung. Er untersuchte die Nische näher und entdeckte, daß sie einen rückwärtigen Ausgang hatte, der in einen anderen, steil ansteigenden Spalt führte.
In diesem Spalt, der gerade breit genug war, um die Schüssel aufzunehmen, verbarg Tarmair sein Fahrzeug. Er stieg aus und marschierte bis zum Ausgang des Felsenrisses. Als er die steil abfallende Bergwand vor sich sah, wurde ihm ein wenig mulmig zumute. Er war noch nie ein Bergsteiger gewesen, und es schien ihm leicht, auf der abschüssigen Halde den Halt zu verlieren und sich zu Tode zu stürzen. Aber die Sache mußte gewagt werden. Er machte sich an den Abstieg und stellte zu seiner Erleichterung bald fest, daß das Vorhaben weniger gefährlich war, als er sich vorgestellt hatte.
Etwa eine Stunde später hatte er den Höhleneingang erreicht. Er fragte sich, ob Raylto vor ihm hier gewesen sein mochte. In diesem Fall befand sich Cainstor in höchster Gefahr. Nach reiflicher Überlegung jedoch wies Tarmair den Gedanken zurück. Raylto war mit einem Gleiter unterwegs. Wäre er bereits zu dem Land hinter dem Ende der Welt unterwegs, dann müßte das Fahrzeug irgendwo in der Nähe stehen. Denn der Asogene hatte allen Grund, zu glauben, daß er sowohl Cainstor als auch Tarmair vor sich hatte. Es bestand für ihn also kein Anlaß, den Gleiter zu verbergen.
In der Nähe der Höhle stand jedoch nur die Schüssel, die Cainstor gehörte. Also war Raylto noch nicht hier gewesen.
Tarmair postierte sich an derselben Stelle, an der er gesessen hatte, als Cainstor noch hier war.
Er dachte kaum mehr an Nabalik, sondern nur noch an das, was ihm bevorstand. Er war innerlich ruhig. Es war eine kalte, fast leblose Art der Ruhe. Der Gedanke, daß er Raylto töten werde, beherrschte sein Bewußtsein. Er hatte aber bis jetzt nicht ein einziges Mal daran gedacht, wie er den Asogenen vom Leben zum Tode befördern würde.
Er verlor das Gefühl für den Ablauf der Zeit. Er saß da und starrte auf die steinige, dunstige Ebene hinaus. Er empfand weder Hunger, noch Durst - weder Müdigkeit, noch Furcht.
Er wartete.
Und dann'- plötzlich - hörte er das leise Summen eines Gleitermotors.
Er neigte sich ein wenig vorwärts und blickte die Bergwand entlang. Da sah er das Fahrzeug, das sich aus westlicher Richtung näherte. Und er erkannte die formlose Gestalt, die über den Bordrand ragte. Es war Raylto.
Die Schüssel landete unmittelbar neben Cainstors Gleiter. Raylto stieg aus und inspizierte das andere Fahrzeug. Er bewegte sich dabei äußerst geschickt - längst nicht so unbeholfen, wie er sich sonst der Welt zu zeigen pflegte.
Tarmair ließ ihn vorläufig gewähren. Sein Blick suchte nach der gefährlichen Waffe, die Nabalik und Prentach den Tod gebracht hatte. Der Asogene hatte sie in einer Kör-vperfalte verborgen.
Raylto beendete schließlich seine Untersuchung und kam auf den Höhleneingang zu. Das war der Augenblick, in dem Tarmair sich aufrichtete.
„Halt, Mörder!" sagte er.
Raylto zuckte zusammen. Eine Zeitlang war seine unförmige Gestalt in zitternder, vibrierender Bewegung, als bestünde die Körpermasse unter der schützenden Hülle der Montur aus geleeartiger Substanz.
„Du - hier?" quarrte er schließlich.
„Ich habe auf dich gewartet", erklärte Tarmair.
Raylto hatte seinen Schreck
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