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0880 - Der Vampir von Cluanie

0880 - Der Vampir von Cluanie

Titel: 0880 - Der Vampir von Cluanie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Erbfolge hatte doch stattgefunden! Sonst gäbe es ihn in der heutigen Zeit gar nicht.
    Rhett musste den erlebten Schock erst überwinden, um dann einen klaren Gedanken fassen zu können. Als er sich sicher war, dass dies alles nur ein Irrtum sein konnte, kletterte er aus dem Grab. Er überlegte, dann kletterte er in das offene Grab zurück. Doch er hatte Skrupel, zu tun, was er eigentlich wollte, nämlich nach dem Leichnam zu greifen.
    Als er es doch tat, schrie er erschrocken auf.
    Ghared Saris ap Llewellyn hatte die Augen geöffnet…
    ***
    Vergangenheit, nahe Ben Attow, 939:
    Nach wenigen Metern hatte Ghared es satt, dass ihn der Vampir wie einen Sack mit Getreide hinter sich her schleifte. Er wollte wieder auf eigenen Füßen stehen und verlangte mit kratzender Stimme: »Nun lass mich schon los, du Flegel! Ich kann allein gehen!«
    »Dann beeil dich«, keuchte der Vampir, der im fahlen Mondlicht aussah wie Matthew McTurner, und sich doch gänzlich verändert hatte.
    Ghared wusste nicht viel von seinen Untergebenen, sie kümmerten ihn meistens auch nicht. Wichtig war nur, dass sie ihre Abgaben entrichteten, in Münzen oder Naturalien. Aber der schmalbrüstige, von der Schwindsucht befallene Junge war ihm doch aufgefallen. Er schien immer fröhlich, obwohl die Götter ihm eine schwere Krankheit auferlegt hatten. Nun aber wirkte er forscher und zielstrebiger. Nichts war mehr von seiner früheren Kurzatmigkeit zu bemerken.
    Als sie einen kleinen Felskreis erreichten, der aus seichten, grünen Hügeln anstieg, sah Ghared den bleichen Mann.
    Vor ihm, auf den Knien hockend, Chloe, die wimmerte und weinte.
    »Lass sie laufen!«, bellte Ghared und stieß Matthew beiseite. Es kümmerte ihn nicht, dass der Junge ein Vampir war. Das, was ihn in Zorn versetzte, war der Mann vor ihm. In die Tracht eines Nachbarclans gehüllt stand er da. Die Lippen zu einem Lächeln verzogen, seine blasse Hand in die Haare der nackten Frau vergraben.
    »Sie ist gerade eben erst zu mir gekommen«, höhnte der McCain-Krieger.
    »Wer bist du?«
    »Jemand, der dir ein Geschäft vorschlagen will.«
    »Ich bin an keinem Handel interessiert«, schnaufte Ghared und schaute zu seiner schwangeren Frau. So, wie er es beurteilen konnte, war ihr bisher noch nichts geschehen. Bisher! Sie hatte nur Angst. Schreckliche Angst.
    »Das solltest du aber sein.« Der McCain-Krieger entblößte seine Zähne. Sie waren lang und spitz.
    Er war ebenfalls ein Vampir.
    Ghared hatte es befürchtet und fand seine Vermutung nun bestätigt. Der Mann vor ihm stammte aus der Schwarzen Familie und verfolgte einen Plan, den Ghared noch nicht durchschaute. Hätte es etwas mit der Erbfolge zu tun, wäre Chloe längst gestorben oder selber zu einem Vampir geworden.
    Das alles passte nicht zusammen, wie Ghared fand. Trotzdem lauschte er dem, was der Vampir ihm zu sagen hatte.
    »Ich weiß um die Llewellyns und deren Magie. Ich beobachte dich schon lange, Ghared, und ich weiß, dass du lange lebst. Zu lange, um als normaler Mensch zu gelten. Und so habe ich mich daran gemacht, dir nachzustellen. Es ist dir die letzten Jahre anscheinend nicht aufgefallen, aber ich war immer da. Und ich weiß von der Quelle des Lebens . Mir sind die Unsterblichen bekannt.«
    Ghared hielt die Luft an. Was sollte das? Kaum einer der Menschen in der weitläufigen Umgebung verstand, was er wirklich war. Sie akzeptierten, dass es jemanden gab, der länger lebte als sie. Sie hatten keine Probleme damit, dass sie dem Llewellyn als Kind begegneten und als Greise starben, während der Laird selber noch jung geblieben war. Es war so wie mit den Rüben, die in der Erde wuchsen. Sie wuchsen dort und ein Llewellyn lebte lange.
    »Und? Was willst du nun von mir?«
    »Macht!«, grinste der Vampir. »Oder ich unterbinde die Erbfolge - hier und jetzt!«
    ***
    Gegenwart, Llewellyn-Castle, 2008:
    Dylan McMour war sichtlich enttäuscht darüber, dass er Julian Peters nicht antraf. Zu gerne hätte sich mit ihm unterhalten. Und alleine aus der Neugier heraus, ob die Gerüchte stimmten, hätte er die Tür zum Caer Llewellyn aufgebrochen. Er hatte nur leider sein Werkzeug nicht dabei.
    So entschloss er sich, zu seinem Mercedes zurückzugehen und sich die entsprechenden Dietriche zu holen, die er extra mitgebracht hatte, falls er den Träumer nicht antraf. Als er von dem Tor zurückgetreten war und seinen Wagen erreichte, bemerkte er, dass die Abenddämmerung bereits eingesetzt hatte.
    Um ihn herum zwitscherte und zirpte es.

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