0883 - Die große Pyramide
gebrauchte Torn den Ausdruck „Pa-ratender", der den Kern der Sache wohl recht genau trifft.
Wenn ich, beispielsweise, Cherto diese Geschichte erzähle, würde er nicht einmal lachen. Ich bemerkte wie durch ein zweites Paar Augen seine diagnostizierenden Blicke in jenem Hotelrestaurant in Gise. Er bringt Manor das einzige Gefühl entgegen, das angebracht ist: kalten Haß. Oder besser: eiskalte Verachtung. Ich werde versuchen, wieder einzuschlafen...
Impression II: Ich stelle mir, zum viertenmal in dieser Nacht aufgewacht,' abermals die Frage, wie es weitergehen soll. Wird mich Manor aus seiner geistigen Fessel befreien? Wer bringt diesen makabren Charakter um? Soll ich Torn meinen Zustand offenbaren? Einige meiner Freunde scheinen bereits mißtrauisch geworden zu sein, aber sie wissen natürlich nichts Konkretes. Was geschieht, wenn ich mit dieser unzumutbaren Geschichte meine Freunde belästige? Die am wenigsten erfreuliche Lösung ist, daß ich aus dem Team gefeuert, verhaftet und in Sicherheitsverwahrung genommen werde.
Jedesmal, wenn ich gedanklich ernsthaft ansetze, meinen Zustand zu schildern und den Schuldigen daran zu nennen, baut sich blitzschnell eine Sperre auf. Ich bin unfähig, den Namen zu nennen. Ich bin in seiner Macht. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich es riskiere, diese Sperre zu durchbrechen.
Ich habe den Eindruck, daß mich dieser Versuch das Leben kosten würde. Ich bin ganz sicher.
Yana Sarthel schloß den Satz ab, setzte ihr schwungvolles YS darunter und löschte die Beleuchtung. Sie war todmüde, konnte aber nicht schlafen.
Harris sagte: „Ich habe das deutliche Gefühl, daß bald etwas passieren wird."
Cherto erwiderte: „Du meinst, weil es so lange ruhig war?"
„Richtig. Ich rechne damit, daß zuerst dieser anachronistische Beduine auftaucht und seine Verwünschungen hinausbrüllt."
„Die Arbeiten konzentrieren sich jetzt auf das unterste Drittel der Pyramide."
„In den beiden oberen Dritteln ist nichts gefunden worden", erklärte Harris voller Skepsis, „weswegen Torn in die Höhe springen würde."
„Torn, dieser kühle, tüchtige Brok-ken, würde auch nicht springen, wenn wir einen verchromten Halu-ter finden würden, im Goldschmuck des Pharaos."
.,Haha", machte Harris. „Er hat Adams berichtet, daß alles in Ordnung ist und wir in ein paar Tagen fertig sein könnten."
„Vorausgesetzt, wir finden nicht doch noch etwas", murmelte Cherto Sakero. „Kommt ihr mit Yana klar, Freunde?"
„Ohne Schwierigkeiten. Manchmal allerdings wirkt sie, als ob sie träumt oder an unsichtbaren Fäden hängt wie eine Marionette."
„Gebt acht auf sie."
„Ein konkreter Verdacht?"
„Nein. Absolut nicht. Sie scheint träumerische und reale, abwesende und durchaus diesseitige Phasen im unregelmäßigen Turnus zu haben. Außerdem wette ich jede Menge Solar, daß sie unglücklich ist."
Harris fragte: „Hat sie einen festen Freund? Womöglich unseren Generalmanager Farrell?"
„Du spinnst. Nicht Torn. Seine Freudin Barbry will herkommen. Ich glaube, ihr Freund wohnt gegenwärtig in Gise. Eine unangenehme Type."
„Eifersüchtig?" brummte Harris und ließ seinen Blick wandern.
„Nicht im geringsten."
Don Harris und Cherto Sakero befanden sich am Rand einer Ansammlung von mittelschweren Baumaschinen. Es war später Vormittag. Alle Arbeiten, die der Entschleierung des vermuteten Geheimnisses dienen sollten, gingen inzwischen so gut wie reibungslos vor sich. Jeder wußte ganz genau, was er zu tun hatte. Noch immer war die Pyramide Zentrum aller Aktivitäten.
Allerdings sahen die Männer die Massierung der Gleiter im Bereich des unteren Drittels, also zwischen der Basisebene Null und fünfzig Meter Höhe. Ein zweites Team arbeitete vor der sogenannten Großen Halle. Dieser mit polierten Platten aus Mokattam-Kalk ausgekleidete Hohlraum, ein eindrucksvolles Meisterwerk der Steinmetzkunst Alt-Ägyptens, war achteinhalb Meter hoch und sieben-undvierzig Meter lang. Die Halle stieg in einem Winkel von sechsundzwanzigeinhalb Grad an, im Querschnitt bildeten die Stirnwände, Decke und Boden also ein Parallelogramm. Auch in der Halle und dem Vorraum zur Grabkammer arbeitete man mit dem Morrison-Gerät.
Ein Gleiter kam heran; Torn Far-rell sprang heraus und eilte auf Don und Cherto zu.
„Eine Neuigkeit. Allerdings ist Geheimstufe Eins angeordnet. Die Information ist nur für uns bestimmt."
„Von Adams?"
„Ich sprach vor einigen Minuten mit Tifflor. Es wird ein Gäa-Mutant gesucht,
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