0883 - Mörderisch
schmalen Flur. Ebenfalls schmale Türen bildeten die Eingänge zu drei verschiedenen Räumen.
Im ersten sah ich ein Bett, einen Schrank und neben dem Bett einen Stapel Magazine. Es waren Pornos, die sich der Konstabler wohl zu Gemüte geführt hatte.
Im zweiten Raum befand sich die Dusche und ein kleines Waschbecken. In einem schmalen Regal standen Waschmittel und lagen auch einige bunte Handtücher.
Keine Spuren, die auf den Killer hinwiesen. Sicherheitshalber untersuchte ich auch das Zimmer hinter der dritten Tür. Ich stand in einem kleinen Wohnzimmer, karg eingerichtet, aber mit zwei kleinen Fenstern versehen, durch die ich auf die Straße schauen konnte. Ich blickte auf das Dach des Transporters, über das dünne Nebelschwaden flossen. Schräg gegenüber schimmerte noch immer das Licht am Eingang des Gasthauses. Hinter den Fenstern bewegte sich schattenähnlich eine Frauengestalt.
Ich zog mich wieder zurück. Im Flur leuchtete ich auch die Decke ab, um nach einer Luke Ausschau zu halten. Sie existierte nicht. Da auch kein Fenster offengestanden hatte, mußte der Mörder den normale Weg durch die Tür genommen haben. Er war mir eben zuvorgekommen.
Ich ging über die Treppe wieder nach unten. Die Tür zum Mordzimmer zog ich zu, legte aber wegen der eventuell vorhandenen Fingerabdrücke ein Taschentuch über die Klinke.
Dann ging ich nach draußen, wo die Feuchtigkeit durch die Luft kroch und den Klang der schrillen Kinderstimmen wie auf Bahnen an meine Ohren herantrug.
Ich mochte sie plötzlich nicht mehr hören, denn sie sägten durch meinen Kopf. Weiter links wurde eine Haustür geöffnet. Eine kleine Gestalt in einer bleichen Kutte verließ das Haus und rannte mit harten Schritten in die entgegengesetzte Richtung weg. Ein Nachzügler, der besser im Haus geblieben wäre.
Wo sollte ich warten? Oder besser gesagt, was sollte ich tun? Durch das Dorf wandern, in der Hoffnung, daß mir der Killer über den Weg lief? Oder sollte ich mich in das Fahrerhaus setzen und warten, daß er vielleicht wieder auftauchte?
Nein, das war nicht gut.
Ich mußte eigentlich davon ausgehen, daß der Killer unterwegs war, um neue Opfer zu suchen. Und er würde sich, trotz Dunkelheit und Nebel, auch einsame Orte aufsuchen.
Oder sich nahe der Kinder aufhalten, allerdings so gut versteckt, daß diese ihn nicht sahen.
Ich tendierte zu dieser Möglichkeit hin und nahm mir vor, mich ebenfalls in dieser Nähe der Halloween-Sänger zu verstecken. Zuvor wollte ich noch die Tür des Transporters abschließen.
Ich drehte den Schlüssel, zog ihn wieder aus dem Schloß der Fahrertür, drehte mich weg und stellte fest, daß ich den Wagen an der rechten Straßenseite geparkt hatte.
An dieser Seite wollte ich auch weitergehen.
Ich kam nur zwei Schritte weit, da hatte er mich!
Unter dem Wagen schnellte die griffbereite Klaue hervor, umklammerte blitzartig meinen Fußknöchel und riß mich mit einer einzigen Bewegung von den Beinen.
Diesmal zuckten keine Schmerzstöße durch meinen Kopf, sondern Gedanken. Noch eine Bewußtlosigkeit überstehst du nicht! schrie es in mir, dann prallte ich auf…
***
Durch Quindon schlich der Tod!
Er hatte einen fast haarlosen Schädel und ein schreckliches Gesicht. Natas ging etwas schwankend, als wäre er erschöpft, aber das stimmte nicht. Er befand sich in einer regelrechten Hochstimmung, denn er hatte wieder eine Tat hinter sich gebracht. Die Hölle würde mehr als zufrieden mit ihm sein, das stand fest, und ihr Fürst würde sich vor ihm verneigen.
Der Nebel kam ihm mehr als gelegen. Er war sein Freund, ein Verbündeter, der dafür sorgte, daß er sich ziemlich unbefangen auf seiner Suche nach weiteren Opfern bewegen konnte. Hin und wieder hatte er seine noch blutigen Hände an der Kleidung abgestreift, und als er dann, nahe einer Laterne stehenblieb, hörte er wieder das Singen der Kinder.
Natas' Augen leuchteten auf. Wieder huschte seine graue Zunge aus dem Mund, umleckte die Lippen. Ein Zeichen der Vorfreude, die ihn überkommen hatte.
Singen…
Helle Stimmen…
Kinder…
Neue Opfer!
Der letzte Begriff setzte sich in seinem Gehirn fest. Er bewegte seinen Mund. Die Zähne knirschten dabei aufeinander. Es hörte sich an, als würde Metall über Metall reiben, und er dachte über die Halloween-Nacht nach. Sie wurde als die Nacht des Grauens angesehen, und er wollte dafür sorgen, daß dies nicht nur ein Spruch blieb, sondern tatsächlich eintrat. Den Anfang hatte er bereits gemacht.
Die
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