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0884 - Mondwölfe

0884 - Mondwölfe

Titel: 0884 - Mondwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erkannte er sich, und er sah zuerst, daß sein »Bart« gewachsen war.
    Nein, kein Bart im eigentlichen Sinne. Das war ein Fell, noch nicht sehr lang, aber durchaus zu erkennen, da es sich auch farblich von seiner Haut abhob.
    Es war braun, es war grau, es verteilte sich wie eine nach oben gebogene Sichel an den Mundwinkeln entlang, bis zum Beginn der Nase hin. Das gleiche Fell, wie es auch aus seiner linken Schulter wuchs. Struppig, haarig, und dennoch weich.
    Jackson spürte die Spannungen an und in seinem Gesicht. Jemand hielt sich unsichtbar in seiner Nähe auf und war dabei, an der Haut zu zerren. Er hielt sie gepackt, er zog sie ab, dabei kümmerte es ihn nicht, ob sie verbrannt war, und das spielte für Jackson momentan auch keine Rolle. Die Verbrennungen waren kein Thema mehr, hier ging es jetzt um ihn, um ihn allein.
    Er konzentrierte sich auf seine Augen!
    Waren sie kälter geworden? Hatten sie einen anderen Ausdruck erhalten? Mit gelben Pupillen vielleicht?
    Es war möglich, alles war möglich. Jackson schloß nichts mehr aus, aber er hatte einfach nicht die Kraft, um dieser weiteren Veränderung zuschauen zu können.
    Er haßte den Spiegel!
    Noch einen Fluch schleuderte er ihm entgegen, bevor er sich auf der Stelle drehte und wieder zurück in seinen Wohnraum torkelte. Da hing kein Spiegel, er wollte auch keinen haben, denn er wollte sich nicht mehr sehen, verdammt!
    Bill Jackson wühlte sich in sein Bett hinein. Er preßte das Gesicht gegen das Kissen, auf dem in der vergangenen Nacht noch eine fremde Frau gelegen hatte.
    An sie dachte er nicht mehr.
    Es ging jetzt um ihn, einzig und allein um ihn!
    ***
    Wieder war Zeit vergangen, und Bill Jackson lag auch weiterhin auf seinem Bett, den Kopf in das Kissen vergraben. Er kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Er wußte nicht genau, wer er noch war, denn seine Gefühle hatten sich verändert. Sie waren regelrecht gedreht worden, und als er sich erhob, da war er auf einmal in der Lage, darüber nachzudenken. Die Veränderung hatte die Angst weggespült, dafür steckte jetzt etwas anderes in ihm.
    Gier!
    Eine Gier nach Fleisch und Blut, nach Menschen, nach allem, was sich bewegte und eine helle weiche Haut hatte, unter der das Leben pulsierte.
    Jackson stand neben seinem Bett und hatte den Mund aufgerissen. Eigentlich war es kein Mund mehr. Wenn er die Augen verdrehte und nach unten blickte, da glaubte er, einen Schatten zu sehen, der vor seinem Gesicht spitz zulief.
    Er war irritiert.
    Dann holte er Luft.
    Es kam ihm nicht mehr vor wie das normale Atmen eines Menschen. Es war mehr ein Saugen, verbunden mit röchelnden Geräuschen, und im Hals hatte sich ein Geschmack ausgebreitet, mit dem er nicht zurechtkam. Da steckte etwas fest, wie Nebel und ein Klumpen zugleich. Jackson schüttelte sich, er wollte etwas sagen, sich bestätigen, daß er noch reden konnte.
    Nicht mehr als rauhe gestammelte Flüstereien drangen aus seinem Mund. Es war alles so anders geworden, so schrecklich und einfach nicht faßbar. Mit und in ihm war etwas im Gang, das war ihm schon klar. Bill wußte nur nicht, wie er es zusammenbringen sollte. Die Veränderung war einfach unglaublich, es lebten zwei Seelen in seiner Brust. Doktor Jekyll und Mr. Hyde - ihm schoß so vieles durch den Kopf, er spürte auch die Schmerzen hinter seiner Stirn, und in seinem Körper befand sich zudem eine Schwere, die ihn erschreckte.
    Als er die Arme nach vorn drückte, tat er es mit langsamen Bewegungen. Alles an ihm war schwer.
    Lasten schienen an seinen Gliedern zu hängen, aber seine Sehschärfe hatte sich verbessert. Sie war mit der in jungen Jahren durchaus zu vergleichen.
    Dann sah er seine Hände!
    Hände?
    Nein, das waren keine Hände mehr. Das waren Gegenstände, die sich in einem Stadium des Übergangs befanden. Auf der einen Seite noch menschlich, denn er sah auch seine Haut. Auf der anderen jedoch glichen sie den Pranken eines Raubtiers. Fingernägel, wie er sie einmal gehabt hatte, gab es nicht mehr. Statt dessen waren ihm Krallen gewachsen, sehr spitz, die vorstanden wie kleine Messer. Auf den Händen hatten sich die Haare zu einem dunklen Pelz verdichtet.
    Jackson erschrak!
    Für einen Moment stieg wieder das Menschliche in ihm hoch, da er sich noch vor sich selbst erschrecken konnte. Jackson wußte auch, daß sich die Verwandlung nicht allein auf seine Hände beschränkt hatte, am gesamten Körper hatte sich etwas getan, nicht grundlos spürte er dort das Ziehen und Zerren, dieses scharfe

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