0884 - Mondwölfe
Fenster konzentriert als weißgelber Kreis gelauert hatte, wie ein Mond, der seinen Platz am Himmel leid gewesen und herabgestiegen war.
Ein Mond voller Licht. Wolfslicht…
Er schluckte. Die Wölfe, die verfluchten Wölfe waren an allem Schuld, und ebenso die Frau mit den rötlichblonden Haaren, die über die Bestien herrschte.
Wie hieß sie noch gleich?
Er hatte den Namen von den beiden Polizisten gehört, die diese Frau gejagt hatten.
Layton - Morgana Layton, so hatte sie geheißen. Aber sie war dann verschwunden gewesen, und Jackson erinnerte sich daran, daß die Yard-Beamten nicht eben glücklich ausgesehen hatten. War auch verständlich, wenn der Gegner entwischte.
Er hockte noch immer in diesem miesen Zimmer und preßte die Hände gegen die Stirn. Eine Geste, wie sie bei Bill üblich war, in diesem Fall aber schrie er auf, denn er hatte die verbrühte Haut berührt.
Sie würde ihm noch lange Ärger bereiten, großen Ärger sogar, aber das war nicht das Schlimmste, die größte Angst hatte er vor der Zukunft, und nicht nur vor den folgenden Tagen, sondern vor den nächsten Stunden, denn da würde sich einiges entscheiden.
Bill Jackson hatte seine Hände nicht gänzlich vom Gesicht weggenommen, sondern sie weiter unten so gehalten, daß er die Haut rechts und links seines Mundes berühren konnte, und dort fühlte er es genau.
Es war kein Bart, es waren Haare, weich, flaumartig. Sie ließen sich leicht bewegen. Er strich mit den Kuppen durch sie und spürte ihre Weichheit.
Und doch haßte er sie.
Sie widerten ihn an. Sie waren nicht normal. Sie gehörten nicht zu ihm, ebenso wie das Brennen in seinem Innern. Es hatte die Unruhe abgelöst und war wieder neu für ihn.
Wieso brannte etwas?
Was konnte das sein?
Er kam nicht damit zurecht. Aber nach seiner Meinung hatte sein Blut Hitze gefangen und kochte bereits. Es rann wie heiße Lava durch seine Adern. Er konnte nicht mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen.
Er mußte einfach hoch und jagte sich selbst Furcht ein, als er dachte, daß er bald explodieren würde.
Die Hitze in seinem Körper war nicht normal. Er stellte sich vor, daß sie in der Lage war, Gase zu bilden und diese sich, wie auch immer, entzündeten.
Der Gedanke daran machte ihn fast wahnsinnig. Beinahe hätte er wieder gegen sein Gesicht getrommelt. Im letzten Augenblick zuckten seine Hände zurück, aber er setzte sich auch nicht mehr hin, sondern irrte durch den winzigen Flur, um das ebenfalls winzige Bad zu betreten, wo auch der Spiegel hing.
Er hatte kein Hemd oder kein T-Shirt über seinen nackten Oberkörper gezogen. Stoff hätte er an seiner Haut auch nicht vertragen können, die ihm noch immer vorkam, als wären Feuerzungen dabei, über sie hinwegzustreichen.
Er blieb keuchend stehen. Der Spiegel schwankte vor seinen Augen, bis Jackson feststellte, daß er es war, der schwankte und mit dem Gleichgewicht Mühe hatte.
Bill fokussierte den Spiegel. Du mußt dich zusammenreißen, hämmerte es in seinem Hirn. Du darfst jetzt alles, nur nicht die Nerven verlieren.
Er sah sich.
War er das überhaupt?
Auch wenn der Spiegel nicht mehr neu war und Rostflecken wie Pocken auf seiner Fläche saßen, so log er doch nicht, denn dieses grausame Bild zeigte ihn - ihn allein!
Jackson wollte es nicht glauben. Er mußte einen Versuch wagen. Dabei heulte er auf, erschrak über den eigenen, sirenenhaften Ton und tauchte zur rechten Seite hin weg, um sich selbst nicht mehr länger sehen zu müssen.
Der Spiegel war leer.
Kein Gesicht mehr, keine Fratze.
Jackson kam wieder hoch. Der Spiegel verlor seine Leere, er zeigte jetzt das Gesicht, den Hals und auch einen Teil des Oberkörpers. Die Gedanken durchschossen ihn wie glühende Pfeile. Hatte er bei seinem ersten Anfall von Panik noch damit gerechnet, daß er sich in ein Monster verwandeln könnte, so mußte er einsehen, daß aus dieser schrecklichen Theorie Realität geworden war.
Ja, er war dabei!
Oder war er schon ein Monster?
Bill stöhnte herzerweichend. Er haßte sich, er haßte seinen Körper, und er haßte auch sein Gesicht.
Er hätte vor sich ausspeien oder sich selbst umbringen können. Beides tat er nicht. Statt dessen blieb er stehen. Er starrte sich selbst an, als wollte er sich quälen.
Und er betrachtete sich genau. Sehr scharf, schärfer als sonst, was er nicht begreifen konnte, schließlich war der heiße Kaffee auch in seine Augen gedrungen.
In den letzten Minuten mußten seine Sehnerven gestärkt worden sein. Überdeutlich
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