0884 - Mondwölfe
lasse, dann glaube ich, daß Sie mir glauben - oder?«
Suko und ich nickten gleichzeitig. »Ja, wir glauben Ihnen, Mrs. Buckly.«
Sie wirkte erleichtert. Mit einem Taschentuch tupfte sie über ihre Stirn. »Das beruhigt mich.«
»Sie brauchen keine Furcht zu haben«, erklärte ihr Suko. »Ab heute ist es unser Fall, und Sie können sich darauf verlassen, daß wir ihm nachgehen werden.«
»Was wollen Sie denn tun?«
»Wir brauchen die Adresse dieses Mannes.«
»Ah - Sie wollen zu ihm?«
»Es ist der Anfang.«
»Ja, ja…« murmelte sie. »Es ist womöglich ein Anfang. Aber glauben Sie mir auch, was ich Ihnen über diesen Mann erzählt habe? Daß ihm ein Fell an Schulter und Gesicht gewachsen ist?«
»Wir sehen keinen Grund, es nicht zu glauben.«
»Und wie erklären Sie sich das?«
Suko lächelte. »Das werden wir herausfinden, nachdem wir ihn besucht haben.«
Natürlich wußten wir beide, wie wir es erklären könnten. Aber das sagten wir der Frau nicht. Sie hatte genug durchgemacht, wir wollten ihren Schrecken nicht noch steigern.
»Kann ich dann gehen?«
»Ja, wenn sie uns noch aufschreiben, wo Sie zu erreichen sind, falls wir Fragen haben.«
»Gut.«
Suko beschäftigte sich mit ihr. Ich ging ins Vorzimmer, wo Glenda saß und mich mit gerunzelter Stirn und skeptischen Blicken anschaute. »Wenn ich aus dem Fundus meiner Erfahrungen schöpfen darf, John, dann wird wohl aus dem Aufräumabend heute nichts werden - oder?«
Ich hob die Schultern. »Kann ich noch nicht sagen, Glenda.«
»Also eher nein.«
»Abwarten, denn wir müssen uns zuerst um den Fall kümmern. Ich habe dir doch von Morgana Layton berichtet, die vor einigen Wochen mit ihren Wölfen in London auftauchte.«
»Sicher. Und du hast gesagt, daß da eventuell noch einiges nachkommen kann.«
»Es ist etwas nachgekommen, Glenda, leider. Und ich habe das Gefühl, daß es härter werden wird, viel härter…«
***
Die folgenden Stunden hatten sich für Bill Jackson zu einem regelrechten Alptraum entwickelt.
Zwar war das Brennen in seinem Gesicht schwächer geworden, auch die Sehschärfe hatte sich wieder normalisiert. Dafür trat ein anderes Phänomen auf.
Es begann in seinem Innern und war auch nicht gefährlich einzustufen. Eine normale Unruhe, wie er sie schon öfter verspürt hatte, kein Grund zur Besorgnis. Wenn er allerdings über seine linke Schulter strich und dort das Fell ebenso spürte wie den dünneren Flaum auf den Gesichtshälften und ihn dann mit seiner inneren Unruhe verglich, wurde ihm schon komisch.
Da fühlte er sich plötzlich beengt, als wäre seine Wohnung kleiner geworden, wobei die Wände allmählich auf ihn zuwanderten und ihn höhnisch anzugrinsen schienen.
Die Enge nahm bei ihm zu, und ein anderer Vergleich kam ihm in den Sinn. Um ihn herum hatte sich ein für ihn nicht sichtbarer Käfig gebildet, dessen Stäbe dicht beisammenstanden und allmählich näher rückten.
Er atmete, aber er atmete nicht normal. Die Unruhe war nicht mit der zu vergleichen, die er schon einmal gespürt hatte. Diese hier war grausamer, sie klopfte wie mit zahlreichen Hämmern in seinem Kopf herum, und er suchte nach irgendwelchen Lösungen.
War diese Unruhe nur aufgrund seiner Angst vor einer Verwandlung zurückzuführen?
Das konnte stimmen, mußte aber nicht. Wenn er darüber nachdachte, was ihm noch gelang, dann kam Bill zu der Lösung, daß sich seine Psyche vom Verstand gelöst hatte.
Es waren verschiedene Dinge, und sie konnten nicht miteinander verglichen werden. Das hatte er mal in einer Radiosendung zufällig gehört. Er hatte die Diskussion dann ausgestellt, weil ihn die dort besprochenen Dinge nicht interessiert hatten.
Jetzt aber ärgerte er sich über diese Tat. Möglicherweise hätte er eine Lösung für sich finden können.
Im selben Augenblick verwarf Bill Jackson den Gedanken wieder. Es war der reine Unsinn. Um an die Lösung heranzukommen, mußte man die Ursachen kennen.
Die kannte er, aber er kam damit nicht zurecht. Damals, als die Wölfe das Striplokal in Soho überfallen und einige der Gäste, auch ihn gebissen hatten, da war schon der verfluchte Keim gelegt worden. Dort und nirgendwo anders.
Die Verletzten waren zur Beobachtung in ein Krankenhaus geschafft worden, und während dieser Zeit hatte es sich fortgesetzt. Da war plötzlich ein Teil seiner linken Schulter verschwunden gewesen, und die Stelle hatte sich mit einem ungewöhnlichen Licht gefüllt. Mit demselben Licht, das auch draußen vor dem
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