0884 - Mondwölfe
war.
Etwas drängte sich gegen ihn. Eine wahnsinnige Beklemmung, die er nicht unterdrücken konnte.
Etwas nagelte ihn auf der Stelle fest, und eine andere Kraft wollte ihn voranpeitschen.
Er blieb aber stehen.
Was tat der Junge? Der spie plötzlich gegen die Tür seiner Wohnung, dann drehte er sich um und lief mit schnellen Schritten der Haustür entgegen. Jackson starrte ihm nach. Die Zunge drang aus seinem halb geöffnete Maul und umtanzte die Umrisse wie in gieriger Vorfreude. Das Leuchten in seinen Augen nahm ab, als er den Jungen nicht mehr sah. Jetzt konnte er sich wieder um sich selbst kümmern.
Er blieb nicht mehr in seinem Versteck. Der nächste Weg führte ihn bis an die Hintertür. Sie war nicht gerade stabil. Primitiv aus Latten zusammengeklopft. Sie hatte mal ein Schloß besessen, das gab es zwar noch, es funktionierte nur nicht mehr.
Die Mensch-Bestie blieb vorsichtig. Jackson wußte genau, daß es für ihn noch einmal gefährlich werden würde, wenn er die freie Fläche zwischen der Hintertür und den Garagen überwand. Er sollte nicht gesehen werden, wo er sich noch inmitten der Verwandlung befand. Was später geschah, war ihm egal, da würde er sich dann den Menschen stellen…
Mit seiner Prankenhand zerrte er: die Tür auf. Wie immer schleifte sie über den Boden. Da in der Nähe, dicht an der Rückwand, einige Mülltonnen standen, wehte ihm der Gestank entgegen. Er kannte ihn, aber nie zuvor hatte er ihn als so stechend und widerlich empfunden wie in diesem Augenblick.
Es lag wohl daran, daß sich seine Sinne während der Verwandlung geschärft hatten. Damit mußte er leben.
Die Luft war rein.
Bei diesem feuchtkalten Wetter hielt sich niemand im Geviert des Hinterhofs auf. Auch hier hatte es der Dunst geschafft, ein Erbe zu hinterlassen. Er war lautlos hineingeglitten und hatte sich ausgebreitet, wobei er an den alten Wänden klebte, über Ab- und Vorbauten hinwegglitt, in denen sich noch alte Toiletten befanden. Auch zu erkennen an ihren Fensterluken.
Die Garagentore sah er nur verschwommen. Er parkte seinen alten Wagen in der zweiten von links.
Es war ein Volvo, der schon mindestens fünfzehn Jahre auf dem Buckel hatte. Grau wie der Nebel.
Irgendwo sah er immer schmutzig aus.
Noch einmal schaute er sich um. Alles klar!
Jackson startete.
Und er war schnell. Mit langen Schritten, geduckt und phantomgleich huschte er durch den Dunst.
Der Boden war feucht. Unregelmäßig verteilte sich das Pflaster, und Jackson rutschte tatsächlich noch einmal aus. Kurz bevor er die Tür erreicht hatte. Er konnte sich nicht halten und prallte gegen sie.
Sein Gesicht verzog sich. Die Schnauze wölbte sich bereits vor. In der unteren Hälfte erinnerte nichts mehr daran, daß es einmal das Gesicht eines Menschen gewesen war.
Die Bestie drang immer stärker vor. Sie, ließ sich einfach nicht zurückhalten. Damals war die Saat gelegt worden, und erst jetzt war der Keim aufgegangen.
Bill Jackson bückte sich. Auf dem Weg nach unten hatte er bereits seinen Schlüssel aus der Tasche geholt. Das Schloß der Tür ließ sich geschmeidig öffnen, er klappte sie hoch und war froh, in die Düsternis der schmalen Garage eintauchen zu können. Er traute sich auch zu, den Wagen zu fahren, das war kein Problem, aber er blieb schon nach zwei Schritten in Höhe des rechten hinteren Kotflügels stehen.
Etwas störte ihn!
Jackson wußte nicht, was es genau war, er wußte, daß er sich nicht geirrt hatte.
Seine geschärften Sinne spürten den Feind auf, denn er ging einfach davon aus, es mit einem Feind zu tun zu haben.
In der Garage?
Jackson überlegte. Das konnte er noch. Sein Gehirn reagierte menschlich, obgleich die Gier in ihm immer zunahm, und der Drang nach Blut und Fleisch kaum zu stoppen war.
Er tastete sich vor. Licht gab es in der Garage nicht. Er hatte es nicht für nötig gehalten, einen Stromanschluß anzuschaffen. Jetzt ärgerte er sich darüber.
Jackson schob sich weiter.
Den Blick hielt er dabei nach vorn gerichtet. Seine kalten Augen fixierten einen Punkt an der Rückseite der Garage, ohne jedoch dort etwas Genaues erkennen zu können.
Da blieb es düster.
Auch das durch das Tor fallende Licht erreichte diese Seite nicht. Es versickerte unterwegs.
Neben der Fahrertür blieb er stehen. Normal hinstellen konnte er sich nicht, dazu war die Lücke zwischen Auto und Wand einfach nicht groß genug.
Er wartete.
Sekunden vergingen. Seine Sinne schlugen auch weiterhin Alarm, obwohl er nichts
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