0884 - Mondwölfe
mehr, weil der dichte Rauch unseren Blick vernebelte.
Dafür lag der Volvo allmählich frei. Er war bereits ausgebrannt. Wie ein heißes, geschmolzenes Stück Eisen, ein zerstörtes Kunstwerk, lag er auf dem Hinterhof. Umgeben von stinkenden Schwaden, bedeckt von handlangen, huschenden Flammen, die alles, auch noch den Rest zerstören wollten.
Und ein zweiter Rest lag vor dem Wagen.
Von der Bestie oder dem Menschen, der einmal auf den Namen Bill Jackson gehört hatte, war nicht mehr viel übriggeblieben. Ebenfalls ein schwarzer Klumpen, schaurig anzusehen, eben eine verbrannte Kreatur.
Wir näherten uns ihm vorsichtig. Plötzlich wurden auch wir von Funkenflug erwischt. In unserer Kleidung waren zahlreiche Löcher. Ich wollte etwas sagen, was ich durch einen Hustenanfall nicht schaffte. Dafür sprach Suko. »Das ist die Spur gewesen, John. Aber eines steht fest: Morgana hat ein Erbe hinterlassen, und ich gehe davon aus, daß es nicht nur bei Bill Jackson der Fall gewesen ist.«
Da mir der scharfe Rauch noch immer die Kehle aufrauhte und ich deshalb nicht sprechen konnte, nickte ich. Der Innenhof bot ein Bild des Schreckens. Noch immer von dicken Rauchfahnen erfüllt, sah er aus wie ein Kriegsschauplatz.
Zur Straße hin und am Beginn der Einfahrt hatten sich Menschen versammelt. Sie hörten ebenso wie wir das Heulen der Sirenen. Polizei und Feuerwehr befanden sich im Anmarsch.
Für beide würde noch viel Arbeit bleiben. Anders sah die Lage bei uns aus.
Wir standen erst am Beginn!
***
Es stimmte, denn viel zu löschen gab es für die Männer der Feuerwehr nicht mehr. Sie legten einen Schaumteppich auf das verbrannte Wrack und wollten natürlich wissen, wie es zu dem Brand gekommen war. Wir waren die Zeugen, gaben ein kurzes Protokoll, und den Kollegen von der Polizei brachten wir bei, daß dies ein Fall war, der uns allein anging, sie aber den Abtransport der Leiche übernehmen sollten, um die der Obduktion zuzuführen.
Als die Reste auf eine Decke gelegt wurden, die anschließend in einem Behälter verstaut werden sollte, schauten wir uns noch einmal an, was von dieser Gestalt übrig geblieben war.
Nicht viel, wie ich zugeben mußte. Es war nicht zu erkennen, daß es sich bei dieser verkohlten Leiche einmal um einen Werwolf gehandelt hatte.
»Kennen Sie den Mann?« wurden wir von einem Sergeant gefragt.
»Es ist höchstwahrscheinlich ein gewisser Bill Jackson.«
»Aber sicher sind Sie nicht?«
»Dazu müßten wir erst einen Blick in seine Wohnung werfen.«
»Dann lebte er hier?«
»Ja.« Ich deutete auf das offene Tor. »Das da vorn ist seine Garage gewesen.«
»Aha.«
Jemand, der ebenfalls im Haus wohnte, kam auf uns zu. Ein älterer Mann, der einen grauen Jogginganzug trug. Aus der rechten Seitentasche der Hose schaute der Kopf einer Bierflasche.
»Hören Sie, das war Jackson, der von oben. Ich kenne doch seinen Wagen.«
»Haben Sie auch gesehen, wie er einstieg?«
»Nein.«
»Danke.«
Der Mann zog sich wieder zurück, und wir wollten uns endlich um die Wohnung kümmern.
Durch eine Hintertür betraten wir das Haus, das seine Stille verloren hatte.
Man sprach über den Fall, schaute in den Hof, stand im Flur, und als wir hochgingen, wurden wir der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Einige schüchterne Fragen wurden an uns gestellt, die wir nicht beantworteten. Vor Jacksons Tür blieben wir stehen. Ich erinnerte mich an Rita Bucklys Beschreibungen. Genauso hatten wir es erwartet.
Einen zweiten Schlüssel gab es natürlich nicht, zumindest war keiner greifbar, und so brachen Suko und ich die Tür auf.
Im Prinzip rechneten wir mit keiner Gefahr, dennoch waren wir vorsichtig, als wir den Miniflur betraten. Es war das Licht einer Deckenlampe, das auf ein zerwühltes und zerknautschtes Bett fiel, mit dem wir uns beschäftigten.
Uns fielen auf dem hellen Laken sofort die dunklen Haare auf. Spuren eines Werwolffells.
Oder einer Person, die dabeigewesen war, sich in einem solchen zu verwandeln.
Suko hatte seinen rechten Zeigefinger ausgestreckt. »Hier auf dem Bett muß es passiert sein.«
Suko erwartete sicherlich eine Antwort, die er auch nach einer kurzen Denkpause bekam.
»Anschließend ist er geflohen. Er wollte weg, er konnte es nicht mehr aushalten. Er rannte nach unten ins Freie, öffnete die Garagentür und setzte sich in den Wagen. Niemand hat ihn gesehen, denn hätte ihn jemand gesehen, hätten wir es auf dem Hof gesagt bekommen. Oder siehst du das nicht so?« Ich schaute Suko
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