0884 - Mondwölfe
Rückwand der Garage unter einer Decke versteckt gehalten und diese dann bei seinem Eintritt in die Höhe geschleudert. Es war so etwas Ähnliches wie eine Decke, aber darunter hatte keine Person gesteckt, denn diese Decke bewegte sich von allein. Sie flatterte auf Simmons zu, der sie nun mit einem großen, wilden Vogel verglich und auch nicht genau wußte, ob dies stimmte.
Jedenfalls wurde er angegriffen. Dieser Vogel hatte sich an seinem rechten Arm im Stoff der Uniform festgebissen, wobei er zerrte, mit den Schwingen schlug und versuchte, in die Höhe zu kommen, was er allerdings nicht schaffte.
Seine Schwingen waren nicht normal. Sie konnten sich nie richtig hochstellen, da sie bis über die Hälfte hinweg Risse zeigten. Es war also ein verletzter Vogel, aber hatte ein Vogel ein dreieckigs Gesicht mit einem riesigen Maul, aus dem Zähne hervorschauten? Hatte er Augen, die wie Glutstücke schimmerten?
An so etwas konnte sich Buster nicht erinnern, einen derartigen Vogel hatte er nie gesehen, weder in der Natur noch auf Bildern. Aber jetzt war er von ihm attackiert worden, das bildete er sich nicht ein.
Er hörte leise, aber dennoch schrille Laute, und er spürte den Ruck an seinem Arm. Denn immer wieder versuchte dieser Vogel es, an seiner Körperseite in die Höhe zu kommen, und er ging davon aus, daß er seinen Hals und das Gesicht erreichen wollte.
Haut, Blut…
Der Gedanke klappte.
Plötzlich wußte Buster Simmons Bescheid. Das war kein Vogel, sondern ein anderes Tier. Eine Fledermaus?
Aber so groß?
Der Polizist torkelte durch die Garage. Seine Kollegen sahen ihn nicht, weil sie in die andere Richtung schauten, und Simmons spürte den Zug an seinem Arm. Er wußte genau, wohin er gezerrt werden sollte. An die Rückseite, wo es dunkler war.
Simmons kämpfte dagegen an. Mit der freien Hand schlug er danach, erwischte die Oberfläche, die sich weich, zäh und dabei ledrig anfühlte, ihm aber einen starken Widerstand entgegensetzte, so daß er sich nicht in der Lage sah, den Angreifer von seinem Körper zu reißen. Er taumelte weiter, prallte gegen die Seitenwand, schlug in das Gesicht der Fledermaus, spürte auch hier den weichen Widerstand und gleichzeitig die scharfen Zähne. Sie waren über seinen Handrücken hinweggeglitten.
Er kam davon nicht los. Dieser flatternde Gegenstand hatte sich festgebissen und wurde noch stärker.
Simmons hörte Laute, die ihm völlig neu waren. Sie erwischten seine Ohren als wildes Fauchen, sie waren furchtbar und widerlich. Er hatte Angst und kam nicht an seine Waffe heran. Deshalb schlug er nach dieser Kreatur mit der Faust, traf, erreichte aber nichts.
Es waren nur wenige Sekunden vergangen, bis ihm einfiel, daß er auch um Hilfe rufen konnte.
Seine ersten Versuche erstickten in der Kehle und waren nicht mehr als ein Gurgeln.
Plötzlich ließ das Wesen ihn los. Es sank zu Boden, drehte sich dort, und Simmons lief wieder auf den Ausgang der Garage zu. Die Fledermaus hatte noch nicht aufgegeben. Sie brauchte nur einen neuen Kraftschub. Obgleich Simmons Furcht hatte, kam er nicht daran vorbei, das Wesen unter Kontrolle zu halten.
Er beobachtete es genau, die verzweifelten Bemühungen der Fledermaus, wieder fliegen zu können, aber die Flügel waren zu weit eingerissen. Daraus wurde nur ein hektisches und unregelmäßiges Flattern, mehr nicht.
Simmons hatte sich endlich gefangen, um seine Kollegen zu alarmieren, da hörte er die hastigen Schritte.
Er drehte sich um und sah die beiden Yard-Leute auf die offene Garage zurennen.
»Raus!« schrie der Chinese. Er packte Simmons an der Schulter, der nicht rasch genug reagiert hatte. Dann war er in der Garage, und der Blonde gleich mit.
Simmons ging einige Schritte zurück. Im Hof blieb er stehen. Er war jetzt ebenso Zeuge wie seine anderen Kollegen, die aus einer gewissen Entfernung ungläubig zuschauten.
***
Wir aber schon!
Bereits beim Überschreiten der Schwelle oder kurz zuvor hatten Suko und ich erkannt, mit wem wir es zu tun hatten.
Mit einer riesigen Fledermaus. Einem Blutsauger, einem Vampir, den jemand verletzt hatte. Ein Mensch verfügte nicht über die Kraft, die Schwingen zu zerreißen.
Aber Werwölfe waren so stark…
Vor uns tanzte der Vampir über den Boden. Immer wieder versuchte er es. Doch seine Schwingen waren einfach zu kraftlos, um ihn vom Boden in die Höhe zu stemmen. Er schaffte es nur manchmal, fiel aber aus der Kniehöhe sofort wieder zurück.
Wir hatten uns auf seinen Kopf
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