0888 - Angriff auf die Vampirstadt
Sache nachgehen.«
Zamorra sah die Artikel noch einmal durch. »Die meisten Sichtungen gab es im Raum Detroit. Mehr als die Hälfte der Berichte stammt von dort. Und dort sind auch die meisten Menschen spurlos verschwunden.«
»Sieht ganz so aus, als rekrutierten sie Freiwillige für eine neue Armee«, sagte Nicole düster. »Dann wollen wir ihnen die Suppe mal ganz schön versalzen.«
***
Sie brauchten nur wenige Minuten, um sich vorzubereiten. Nicole war in ihren Kampfanzug geschlüpft, wie sie ihren hautengen schwarzen Lederoverall liebevoll nannte. Zamorra trug Jeans, T-Shirt und ein leichtes Jackett, ebenfalls ganz in schwarz. Für das, was sie vorhatten, wäre der von ihm sonst so geliebte weiße Anzug etwas zu auffällig gewesen.
Nicole hatte einen Dhyarra-Kristall eingesteckt. Außerdem nahmen sie die E-Blaster mit. Die Strahlenpistolen aus der Waffenschmiede der DYNASTIE DER EWIGEN hatten sich in der Vergangenheit als die effektivsten Waffen im Kampf gegen die Tulis-Yon erwiesen. Die wolfsköpfigen Krieger waren äußerst hartnäckige Gegner, die sich nur durch Feuer töten ließen.
Andererseits genügte ihnen der kleinste Kratzer, um einen Menschen in einen der ihren zu verwandeln. Schuld war eine Art Virus. Der Tulis-Yon-Keim verdünnte das Blut und sorgte so dafür, dass das Opfer unweigerlich verblutete. Das einzige Gegenmittel war der Hong Shi, doch den besaß Fu Long. Außerdem hatte die Benutzung des magischen Kleinods in der Vergangenheit verheerende Folgen gehabt.
Beklommen dachte Zamorra daran, wie Nicole damals in Kalifornien von einem Tulis-Yon verletzt worden war. Die Französin war bereit gewesen zu sterben, bevor sie sich in einer dieser Bestien verwandelte. Doch Zamorra hatte den Hong Shi eingesetzt und damit beinahe das Ende der Welt eingeläutet. Der Stein hatte seine Gefährtin geheilt, aber zugleich die Grenzen zwischen dieser Wirklichkeit und Choquai eingerissen und eine tiefe Persönlichkeitsstörung bei Zamorra hervorgerufen. Kuang-shi hatte das genau so geplant - und Zamorra hatte ihm die Welt beinahe auf einem Silbertablett serviert.
Jetzt besaß Fu Long den Hong Shi und kontrollierte mit ihm die Träume des Götterdämons, die die Realität Choquais aufrecht erhielten. Für Zamorra war der geheimnisvolle magische Stein damit so unerreichbar wie für Lucifuge Rofocale ein Platz im Himmelreich. Und wahrscheinlich ist das auch gut so , dachte der Dämonenjäger.
Zamorra verdrängte die düsteren Gedanken und sah seine Kampfpartnerin an. »Bereit?«
Nicole überprüfte die Batterie ihres Blasters und heftete ihn an die Magnetplatte ihres Gürtels. »Immer. Treten wir den Biestern in ihre haarigen Hintern.«
»Du weißt, dass ihre Hintern streng genommen gar nicht haarig sind. Im Gegensatz zu handelsüblichen Werwölfen verwandeln sich bei den Tulis-Yon nur die Köpfe.«
»Professoraler Besserwisser. Ich hätte wissen müssen, dass du den kleinsten Witz zum Anlass nimmst, um mir einen endlosen akademischen Vortag zu halten. Aber mit mir kann man's ja machen. Ich bin ja nur eine unterbezahlte, kleine Sekretärin.«
»Unterbezahlt?«, fragte Zamorra mit gespielter Empörung. »Weißt du, wie viel ich allein im letzten Monat für deine Klamottenrechnung abgedrückt habe? Davon könnten andere unterbezahlte, kleine Sekretärinnen drei Jahre lang prächtig leben. Und ihre sechsköpfigen Familien!«
Nicole verdrehte die Augen. »Geizhals, knausriger. Soll ich etwa nackt durch die Gegend laufen?«
»Das tust du doch sowieso am liebsten. Weiß der Teufel, wozu du all diese Kleiderschränke voller überteuerter Fummel brauchst, die du dann doch nie anziehst.«
Die schöne Französin verzog ihren Mund zu einem breiten Grinsen. »Um zu testen, wie viel ich dir noch wert bin. Wenn du mich das nächste Mal zu Woolworth schickst, weiß ich ja, woran ich bin.«
»Gute Idee. Die sollen ziemlich schicke Sachen haben.«
»Du Scheusal!« Nicole klopfte betont auffällig auf ihren Blaster. »Los jetzt. Sonst vergesse ich mich.«
Zamorra lachte. Obwohl ihnen die Begegnung mit einem wirklich furchterregenden Gegner bevorstand, fühlte er sich seltsam befreit. Immerhin hatte Pascal Lafittes Mail sie aus ihren düsteren Grübeleien gerissen. Jetzt war Action angesagt. Und das war manchmal die beste Therapie.
Der Weg nach Amerika war kaum weiter als der Weg in den Keller. In den noch weitgehend unerforschten Gewölben unterhalb des Châteaus gab es einen Raum, dessen Inhalt alle Naturgesetze
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