0888 - Angriff auf die Vampirstadt
auf den Kopf zu stellen schien. Unter der Decke befand sich eine frei schwebende Minisonne, die einer Kolonie Regenbogenblumen als Lebensspender diente.
Die geheimnisvollen Gewächse ermöglichten jedem Eingeweihten einen zeitlosen Transport von einem Ort zum anderen. Voraussetzung war nur, dass sich der Benutzer sein Ziel visuell so genau wie möglich vorstellte - und dass dort ebenfalls Regenbogenblumen wuchsen.
So weit die Dämonenjäger wussten, gab es nur sehr wenige Orte in dieser und in anderen Welten, auf die das zutraf. Und das war auch gut so, denn die Regenbogenblumen waren ein mächtiges Hilfsmittel. Es hätte fatale Auswirkungen gehabt, wenn alle möglichen Wesen Zugriff darauf hätten. Deshalb überlegten sich die beiden Franzosen und ihre Verbündeten sehr genau, wo sie eine neue Kolonie anpflanzten.
Als einer der wichtigsten Orte hatte sich Tendyke's Home erwiesen, der Wohnsitz ihres Freundes Robert Tendyke. Der mächtige Industriemagnat bewohnte mit den Zwillingen Uschi und Monica Peters einen gegen Eindringlinge jeder Art bestens abgesicherten Bungalow im Dade County, Florida. Und genau der war jetzt ihr Ziel.
Nicole hatte ihren Besuch telefonisch kurz angekündigt. Robert selbst war wie so häufig nicht zu Hause Die Leitung eines weltumspannenden Konzerns wie Tendyke Industries ließ auch einem Unsterblichen wie dem Sohn des Asmodis nur wenig Freizeit. Zurzeit arbeitete er mit seinem Chefwissenschaftler Artimus van Zant im Firmensitz im texanischen El Paso an einem weiteren hochgeheimen Projekt, von dem die Öffentlichkeit vermutlich niemals etwas erfahren würde. Doch er hatte Zeit genug gehabt, um ihnen einen Firmenjet bereitzustellen, der sie von Miami nach Detroit bringen würde.
Sobald sie aus den Regenbogenblumen traten, schlug ihnen die schwere, feuchte Luft Floridas entgegen und nahm ihnen fast den Atem. Die Peters-Zwillinge erwarteten sie bereits und brachten sie mit ihrem weinroten Rolls-Royce Corniche persönlich zum Miami International Airport.
»Seid ihr sicher, dass wir euch nicht begleiten sollen?«, fragte Monica, als sie sich auf dem Rollfeld verabschiedeten.
Zumindest glaubte Zamorra, dass es Monica war. Selbst Robert Tendyke konnte die äußerlich völlig identischen Zwillinge nicht auf Anhieb voneinander unterscheiden. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund gelang das nur Nicole Duval. Nicht umsonst nannte man sie »Die zwei, die eins sind«.
»Danke, aber diesmal nicht. Die Tulis-Yon sind gefährlich.«
»Hey, was soll das denn heißen?«, protestierte Uschi. Oder war es Monica? »Wir sind nicht ganz so unschuldig, wie wir aussehen.«
- »Schon klar«, erwiderte Zamorra mit einem anzüglichen Grinsen, das ihm sofort einen Knuff von Nicole einbrachte. »Aber die Tulis-Yon sind gefährlicher als das meiste Dämonen-Kroppzeug, mit dem wir uns sonst so rumschlagen, und ihr habt keinerlei Erfahrung mit ihnen. Ich glaube nicht, dass Robert begeistert wäre, wenn ihr demnächst mit flauschigen Wolfsköpfchen durch die Gegend laufen würdet. Außerdem wollen wir die Lage nur sondieren und herausfinden, was sie vorhaben - wenn es denn überhaupt Tulis-Yon sind. Es muss gar nicht zum Kampf kommen.«
Monica und Uschi sahen ihn skeptisch an. Zamorra wusste selbst, dass er Unsinn redete. Es würde zum Kampf kommen, das spürte er genau. Umso weniger wollte er Unbeteiligte in der Nähe haben. Das galt selbst für die im Kampf gegen die dunklen Mächte nicht gerade unerfahrenen Peters-Zwillinge. Es war einfach zu gefährlich.
»Also gut, wenn ihr uns bei der Party nicht dabei haben wollt, machen wir uns eben hier einen schönen Tag«, sagte Monica und zog einen Schmollmund. »Ihr gönnt einem aber auch gar nichts.«
»Wir bringen euch ein Andenken mit«, versprach Nicole. Dann umarmten sie die Schwestern und stiegen in den Flieger. Zwei Minuten später hoben sie ab.
***
Robert Tendyke hatte den Dämonenjägern eines der Schmuckstücke seiner Flotte zur Verfügung gestellt. Die zweistrahlige Gulfstream G550 bot den Passagieren nicht nur allen erdenklichen Luxus, sie war vor allem massiv aufgerüstet mit irdischer und Ewigen-Technologie, die den Jet im Notfall zu einer fliegenden Kommandozentrale machte. Über Transfunk konnten die beiden Franzosen sowohl auf das Netzwerk von Tendyke Industries als auch auf die Computeranlage von Château Montagne zuzugreifen.
Die letzte Nacht steckte Zamorra noch in den Knochen. Während er es sich in einem der luxuriösen Ledersessel bequem
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