Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
dass das nicht genügen würde. Der zur Weißglut gereizte Gegner tappte bereits durch den winzigen Raum, suchte, wollte die aus seiner Sicht wohl frevelhafte Gegenwehr nur umso härter bestrafen.
    Turner richtete sich mühsam und so lautlos wie möglich auf. Die Wand im Rücken orientierte er sich an den Geräuschen vor sich im Dunkel. Als ihn ein fuchtelnder Arm streifte, brachte er das rechte Bein in die Horizontale und trat mit aller Kraft zu. Er traf etwas, das sich wie der pralle Bauch des Mannes anfühlte. Aber es konnte ebenso gut ein Hinterteil sein.
    Wuchtig wurde der Koloss gegen die andere Wand geschleudert. Turner stellte sich keuchend wieder mit beiden Füßen auf den Boden und wartete nervös auf das Geräusch, das ihm den Fall seines Gegners signalisieren sollte.
    Es blieb aus. Stattdessen ... ... war da plötzlich heißer, stinkender Atem ...
    ... waren da Pranken, die sich wie Schraubstöcke um Turners Hals schlossen ...
    ... zudrückten ...
    ... und versuchten, ihm jedes Quäntchen Leben aus dem Leib zu pressen!
    Turner hatte keine Kraft mehr zur Gegenwehr. Er röchelte, strampelte wie ein Mann am Galgen, dem die Schlinge den Kehlkopf eindrückte, lange bevor sie ihm - falls überhaupt - das Genick brach. In diesem Moment sicheren Sterbens bedauerte Turner am meisten, dass er nun gehen musste, ohne jemals eine Antwort auf die Frage zu erhalten, wo er überhaupt gelandet war.
    Während sich die Lichtexplosionen, die ihm sein Gehirn vorgaukelte, immer mehr in treibender Schwärze verloren, schlich sich ein undefinierbares Geräusch an seine Ohren.
    Es hörte auf, wie alles aufhörte.
    So eine Scheiße , dachte Turner - derb und ungekünstelt, wie er es selten in seinem Leben gewesen war.
    So eine gottverfluchte Scheiße…
    ***
    In der Nabe
    »Ist er das?«
    »Ja, Sir!«
    »Wo ist er hergekommen?«
    »Wir wissen es nicht, Sir, es ist… es ist unerklärlich.«
    »Sie machen sich lächerlich, Aufseher Carlton!«
    »Ich… ich weiß… Entschuldigen Sie, Sir! Aber…«
    »Was ist mit Loomen?«
    »Gebärdet sich immer noch wie ein tollwütiger Stier, Sir.«
    »Und Sie sagen, die Zelle war verriegelt, als sie ihn mit… diesem Kerl da zusammen fanden?«
    »Von außen verschlossen, eindeutig, Sir!«
    »Ich will alle diensthabenden Wärter der letzten und vorletzten Schicht bei mir sehen! Irgendeiner muss sich diesen derben Scherz erlaubt haben. Jemand, der sich in Ihrem Block bestens auskennt, Carlton, und weiß, wie dieser Loomen drauf ist!«
    »Sie glauben wirklich, einer von uns hätte…«
    »Was sollte sonst dahinterstecken?«
    »Das… Opfer sieht nicht wie ein Häftling aus.«
    »Diese komischen Kleider meinen Sie?«
    »Seine ganze… Art.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, will es auch gar nicht wissen, Carlton, aber gnade Ihnen Gott, wenn Sie etwas damit zu tun haben und mich hier zum Narren halten wollen…«
    »Das würde ich niemals…«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ich, Sir.«
    »Na also, dann sind Sie auch derjenige, an den ich mich halten werde. Was sagt der Arzt? Wird er es schaffen? Wird er durchkommen?«
    »Er hält es für… möglich.«
    »Präzise wie immer, unser Knochenflicker. Na, von mir aus. Falls er also durchkommt, wird er uns irgendwann selbst erzählen, was passiert ist. Ich werde persönlich ein Auge darauf haben, dass ihm die beste Behandlung zuteil wird. Wir wollen doch nicht, dass ihm noch etwas zustößt, bevor er plaudern kann, oder, Carlton?«
    »Natürlich nicht, Sir!«
    »Dann sind wir uns ja einig.«
    »Vollkommen, Sir.«
    Der Direktor der Anstalt lachte, als er ging. Aber es klang kein bisschen amüsiert.
    Carlton schwitzte Blut und Wasser. Nach einem letzten Blick auf den Bewusstlosen verließ auch er den Raum.
    ***
    Turner erwachte.
    Die Verwunderung darüber, noch am Leben zu sein, blendete anfangs sogar die Schmerzen aus, die seinen Körper durchtobten.
    »Da brat mir doch einer 'nen Storch!«
    Die Reibeisenstimme kam ganz aus der Nähe. Turner versuchte, den Kopf zu drehen, aber da trat der unbekannte Mann auch schon in sein Blickfeld.
    Er war seltsam gekleidet. Irgendwie… antiquiert.
    »Hätt' keinen Penny drauf gewettet, dass du die Äuglein noch mal aufschlägst.«
    Nett , dachte Turner. Zugleich wurde ihm bewusst, dass er ebenfalls keinen Pfifferling mehr auf sich gesetzt hatte. Da war dieser unfreundliche Zeitgenosse gewesen, dessen Kreise er gestört hatte, ganz ohne Absicht, aber das hatte der ihm nicht strafmildernd

Weitere Kostenlose Bücher