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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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- zuzutrauen wäre es ihm.«
    Zamorra nickte. »Was allerdings keine gute Idee von ihm wäre.«
    »Das fürchte ich auch.«
    Als sie das Büro verlassen vorfanden, orderte Hogarth telefonisch ein Dutzend Polizisten, die den Flügel durchkämmen sollten, in dem es zu den bisherigen Vorkommnissen gekommen war. Immer in Zweierteams.
    Zamorra machte sich an einer Schrankwand von Brunswicks Büro zu schaffen, als sein Handy zu klingeln begann.
    Während er es hervorkramte, fragte Hogarth aus dem Hintergrund: »Was wollen Sie an dem Schrank? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    Zamorra winkte ab, nahm erst das Gespräch entgegen. Das Great Ormond Street Hospital meldete sich. Eine verwirrt stammelnde Stationsschwester war am Apparat. Zamorra hatte dem Krankenhaus seine Nummer hinterlassen, für alle Fälle, aber jetzt musste er erst einmal die Frau beruhigen - was ihm schwer fiel, weil ihr Verhalten die schlimmsten Befürchtungen weckte. Im Hintergrund summte das Handy von Hogarth. Auch er nahm das Gespräch entgegen. Nach kurzem Lauschen sagte er in Zamorras Richtung: »Mein Mann im Hospital.« Dann widmete er sich dem Gespräch.
    In Zamorras Ohr wurde die Schwester endlich konkreter. Sogar zu konkret für seinen Geschmack.
    »Was ist mit Nicole?« Im Nachhinein tat es ihm leid, wie er die Frau anfuhr.
    »Sie ist verschwunden«, sagte Hogarth hinter ihm, als hätte die Frage ihm gegolten.
    »Niemand weiß wie, aber sie hat das Zimmer, in dem sie lag, offenbar nackt wie Gott sie schuf verlassen - ohne das geringste Aufsehen zu erregen, was… was eigentlich völlig unmöglich ist…«
    Zamorra hielt immer noch das eigene Handy ans Ohr gepresst, aber sekundenlang hörte er nichts anderes mehr als das Rauschen des Blutes in seinem Kopf.
    Nicole sollte aus dem Krankenhaus verschwunden sein? Eine Patientin mit nichts anderem als einem grünen Schleimfilm am Leib sollte durch die Gänge des Hospitals irren oder es vielleicht sogar bereits verlassen haben, ohne auf einer Station, an der Pforte oder auf der Straße aufzufallen?
    8.
    Roy Brunswick stolperte durch kniehohes Gras. Der Boden unter seinen Schuhen gab bei jedem Schritt schmatzende Geräusche von sich. Es musste heftig geregnet haben - oder aber die Gegend hier war einfach so morastig. Der faulige Geruch, der in die Nase des Direktors stieg, schien das zu bestätigen.
    Hoch über ihm prangte groß und rund und von eitriger Farbe der Mond.
    Wo - bin ich? Was tue ich hier? Wie komme ich ins Freie?
    Er wusste nur noch, dass Beamte ihn nach Hause gebracht hatten - nachdem der Doc dafür grünes Licht gegeben hatte. Lieber aber, daran hatte er keinen Zweifel gelassen, hätte er es gesehen, wenn sich Brunswick wenigstens für eine Nacht zur Beobachtung in ein Krankenhaus hätte einweisen lassen. Auf eigene Verantwortung hatte er sich für daheim entschieden. Er hasste Krankenhäuser. Seiner Meinung nach wurden die Menschen dort erst so richtig krank.
    Und jetzt tappte er hier durch die Nacht - wobei sich die Frage stellte, wo dieses Hier denn war? Was war in der Zeitspanne, die als riesige Lücke in seiner Erinnerung klaffte - seit er sich zuhause ins Bett gelegt hatte, um zu schlafen und sich zu erholen - passiert? Floh er vor etwas? Aber wo war die Stadt? Soweit die Sicht im Mondschein es zuließ, war weit und breit kein Haus zu entdecken. Das war freie Natur, unverbaut und… still. Nun, nicht wirklich still, aber zumindest den ewigen Lärm von Autos, die sich auch noch spät in der Nacht durch die Straßen der Londoner City (Brunswick wohnte zentrumsnah) quälten, suchte er vergebens.
    Verrückt war das!
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass er wahrscheinlich immer noch in seinem Bett lag und das alles nur träumte. Natürlich, so musste es sein. All die Aufregung… die beängstigenden Vorgänge im Tate - seinem wahren Zuhause - hatten an seinen Nerven gezerrt, und nun verarbeitete er all dies im Schlaf.
    Er war erleichtert. Aber auch verwirrt. Bei anderen Gelegenheiten, in denen er sich im Traum bewusst geworden war zu träumen, war er umgehend erwacht. Hier aber irrte er weiter, frierend, orientierungslos und den heißen Verfolgeratem von irgendetwas Unnennbarem im Nacken…
    Er blieb stehen. Zwang sich dazu. Er musste husten. Auf seiner Brust lag ein Druck, der ihm Angst machte. Wind zerrte an seinem Haar und seiner Kleidung. Brunswick war in seiner kargen Freizeit leidenschaftlicher Wanderer, deshalb kannte die Stimmungen, die nach Sonnenuntergang in einem Moor

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