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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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gewertet.
    »Wieso…«, setzte er mit rauer Stimme an.
    »… du noch atmest?« Jedes Wort klang, als würde es mit Schmirgelpapier aus dem Hals des schmächtigen Mannes mit der Halbglatze geschabt. Er zuckte die Schultern. »Frag mich was Leichteres. Hattest eben mehr Schutzengel als ein Galgenstrick wie du im Allgemeinen zugewiesen kriegt… Sei einfach froh und glücklich - obwohl… wenn dich der Herr der Hölle erst einmal in die Mangel genommen hat… wer weiß, ob's dich dann immer noch freut. Wärst vielleicht doch besser unter Loomens Pranken krepiert. Dann hättestes jetzt hinter dir.«
    Galgenstrick?, dachte Turner. Wieso nennt er mich so? Ich habe nichts verbrochen, mich nur meiner Haut gewehrt. Wenn das schon ein Verbrechen ist… »Wen meinst du mit ›Herr der Hölle‹?«, fragte er und stützte sich auf die Ellbogen.
    »Der hier das Sagen hat.«
    »Wo ›hier‹?«
    »Willste mich besoffen quatschen?« Der Schmächtige machte ein griesgrämiges Gesicht.
    »Nein, wirklich, sagen Sie's mir, bitte.«
    »Du kennst den Namen des Knastes nich' mehr, in dem du gelandet bist?«
    »Knast?« Zum erstenmal fielen Turner die Hand- und Fußfesseln aus Eisen auf, mit denen er fixiert war. Er wurde blass.
    »Die Anstalt!«
    »Und… wie heißen Sie?«
    »Ich bin Archimedes.«
    »Archimedes… Ist das Ihr richtiger Name?«
    »Hör auf, mir Löcher in den Bauch zu fragen - ich ruf jetzt Pallister.«
    »Ist Pallister der, der mich… in die Mangel nehmen will?«
    »Helles Bürschchen.«
    »Aber… warum?« .
    Archimedes lachte meckernd. »Du hörst jetzt besser auf, darauf fällt er nich' rein.«
    »Worauf?«
    »Dass du hier auf vollirre machst.«
    »Das mache ich gar nicht. Noch einmal: Warum bin ich hier? Wer war das, der mich fast umbrachte? Und warum behandelt ihr mich, als wäre ich der Killer?«
    »Weißt du noch, wie du in die Zelle kamst?«
    »Es war eine Zelle?«
    Archimedes verzog das Gesicht, als erhielte er gerade eine Wurzelbehandlung ohne Betäubungsspritze.
    Turner gab sich einen Ruck. Die Umgebung, in der er aufgewacht war, erinnerte stark an eine mittelalterliche Kerkerzelle. Durch vergitterte Fensteröffnungen strömte Tageslicht, aber so wenig, dass überall in den Ecken und Winkeln Schatten wucherten. »Eine Zelle, okay. Und warum hat man mich eingesperrt? Was wirft man mir vor?«
    »Scheiße, mir reicht's!« Archimedes warf das Tuch, mit dem er gerade etwas sauber gewischt hatte, wütend zu Boden und stürmte zur Tür. Sie hatte riesige Beschläge.
    »Nein, bleib! Ich… ich hör ja auf. Aber ich - und das müssen Sie mir glauben! - ich hab fürchterliche Lücken in meiner Erinnerung. Daran muss der Kerl schuld sein, dieser Irre…«
    »Loomen.«
    »Loomen, ja. Der wollte mich umbringen!«
    »Wer hat dich zu ihm gesperrt? Einer der… Wärter?« Offenbar siegte die Neugier und Aussicht, etwas noch vor jenem Pallister in Erfahrung zu bringen, der dieses Gefängnis wohl leitete, wenn Turner alles richtig verstanden hatte.
    Er überlegte, ob er die Wahrheit sagen sollte, entschied aber sogleich dagegen. Damit hätte er Archimedes endgültig vergrault. Lügen war besser. Dumm stellen.
    »Ja… ja, einer der Schließer war's!«
    »Schließer?«
    »Aufseher… Wärter… Sie wissen schon! Wie… wie lange war ich ohne Besinnung?«
    »Tage…«
    »Welches Datum schreiben wir heute?«
    »Den neunzehnten August.«
    Spätestens jetzt fühlte sich Turner veralbert. Der 19. August? Himmel, das konnte unmöglich stimmen. Er hatte die beiden Leichen aus dem Tate am 8. April auf den Tisch bekommen - und das wären dann mehr als vier Monate gewesen, die ihm »fehlten«… nein, das war völliger Humbug.
    Er blieb freundlich. »Haben Sie einen Kalender?«
    »Klar, das hier ist ein Top-Haus. Pallister hat dich herbringen lassen, um dich aufzupäppeln. Klar ham wir 'nen Kalender. Hängt hinter dir.«
    »Ich… bin gar nicht im Gefängnis?«
    Archimedes schüttelte den Kopf, grinste schief. »Aber keine Bange, da kommste schneller wieder hin als dir lieb ist, jetzt wo's dir besser geht.«
    Noch während Archimedes - der was auch immer für eine Funktion inne hatte - sprach, drehte Turner den Kopf so gut es ging, suchte und fand einen etwa DIN-A-3-großen Kalender an der Wand. Die Tage von 1 bis 19 waren mit einem Kohlestift ausgeixt, was darauf hindeutet, dass Archimedes die Wahrheit gesprochen hatte. Groß und deutlich stand auch »August« irgendwo auf dem Bogen Papier.
    Turner wollte sich bereits wieder abwenden,

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