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0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

Titel: 0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anschließend eine Holzklappe an. Darunter lag eine kleine Höhle, nicht sehr tief, er konnte bequem hineingreifen und spürte bald die Kälte des Waffenstahls an seinen verschwitzten Fingern.
    Über die Lippen huschte ein Lächeln. Der Reihe nach holte er die Schußwaffen hervor. Seine Augen schimmerten. Die Waffen glänzten ebenfalls im Licht der Lampe. Es waren insgesamt drei, aber die würden reichen.
    Zwei 38er Smith & Wesson und eine 357er Magnum. Besonders die letzte hatte es ihm angetan.
    Damit würde er so manchen Kopf vom Körper schießen können.
    Er steckte die Waffe in seinen Gürtel, aber so, daß die braune Strickjacke darüber hinwegfiel.
    Er nahm die beiden anderen Revolver mit und verließ sein Büro. Die Wohnung lag in einem kleinen Anbau hinter dem Kabinett. Am Ende des schmalen Flurs war eine Tür. Grau war der Umriß eines Fensters zu sehen, Gegen die Scheibe prasselte der Regen, und die Tropfen liefen in langen Bahnen an dem Glas entlang nach unten. Er prasselte auch gegen das Dach. Diese Geräusche aber waren für den Mann nur sehr entfernt zu hören.
    Magnus Murdock ging bis zur Tür, öffnete sie und betrat sein eigentliches Reich. Es war die Welt der starren, alles beobachtenden Toten, wie er den Besuchern auf manchen Rundgängen versprach und ihnen damit Angstschauer über die Rücken jagte. Sie waren ja alle unwissend, denn niemand wußte, welches Geheimnis sich tatsächlich in diesem Horror-Kabinett verbarg.
    Er pfiff leise vor sich hin, als er sich durch die Finsternis bewegte. Es war kein Pfeifen, das ihn von seiner Furcht befreien sollte, wie bei einem Kind, das in den Keller geht, nein, dieses Pfeifen bewies, wie gut er sich fühlte. Der Besitz der Schußwaffen hatte ihm seine gute Laune zurückgegeben.
    Hinzu kam noch etwas. Für ihn waren diese Revolver nur Reserven, denn die anderen Waffen sahen ganz anders aus. Sie schossen und stachen auch nicht, sie würgten, sie waren tot und lebten trotzdem, und sie hatten in diesem Kabinett einen idealen Zufluchtsort gefunden.
    Erst nach einigen Schritten schaltete er das Licht ein. Die Wachsfiguren wirkten jetzt noch unheimlicher.
    Sie standen in Gruppen auf Sockeln, nach Herkunft, Geschichte oder Passion getrennt. Nie stand ein Popstar neben einem bekannten General.
    Murdock suchte sich eine Prinzessin aus. Sie stammte aus dem fernen Ägypten. Ihr Gesicht zeigte einen stolzen Ausdruck, die Augen schimmerten dunkel und geheimnisvoll. Auf ihren Pupillen waren dünne Lichtpunkte zu sehen, zwei kleinen Sternen ähnlich. Die Decke, sie wurde von den Lampen angestrahlt, sah aus wie ein fremder Sternenhimmel.
    Die Prinzessin trug ein schmales Tablett mit einer Katze darauf. Es zeigte die Göttin Bastet. Die Figur war groß genug, um einen der beiden 38er dahinterlegen zu können. Jetzt brauchte er nur noch einen Platz für den zweiten.
    Den fand er einige Yards weiter, dicht an der Tür zu einem zweiten Raum. Dort stand Sherlock Holmes und überwachte mit scharfem Blick jeden eintretenden Besucher. Natürlich hatte er auf seine Pfeife nicht verzichtet, sie hing in einem Mundwinkel. Die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt.
    Murdock ließ den 38er in der Innentasche verschwinden, nickte sich selbst zu und war mit seinem Werk zufrieden.
    Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Er schaute auf die Uhr. Sein Freund ließ sich Zeit.
    Kein Wunder, denn er gehörte zu den Menschen, die immer aufgehalten wurden.
    Die Atmosphäre innerhalb des Kabinetts war nicht allein durch die starren Figuren und das schwache Licht gruselig geworden. Es lag auch an der Luft. Sie enthielt eine klamme Feuchtigkeit, sie war stickig und schien aus einer dünnen Decke zu bestehen, die sich über den Raum ausbreitete. Es hätte auch geputzt werden müssen, das aber geschah zumeist vor der offiziellen Eröffnung, ansonsten setzten Murdocks stumme Freunde in den Wintermonaten Staub an.
    Es schellte. Ein dunkler, rasselnder Laut erreichte seine Ohren. Murdock drehte sich, lief eine Treppe hinab in einen schmalen Flur, der an der Hintertür endete.
    Er brauchte nicht vorher nachzuschauen, sondern entriegelte die Tür sofort.
    Vor ihm stand eine düstere Gestalt, die sofort eine Frage stellte. »Sind die beiden schon da?«
    »Nein.«
    »Das ist gut.« Der Besucher schob sich an Murdock vorbei und betrat das Haus.
    Er wartete, bis die Tür wieder verriegelt war, dann drehte er sich um. Er sah, daß Murdock ihn anschaute, und dieser Blick gefiel dem Mann nicht.

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