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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wollte auch aus persönlichen Gründen mit ihr allein sein. Was er beabsichtigte, würde auch ohne Zeugen schmerzhaft genug sein. Und Stave würde ihm bestimmt in den Arm fallen, wenn sonst niemand rasch genug reagierte.
    »Ha!«, grunzte Kaltgischt. »Dafür bist du ganz sicher zu schwach, fürchte ich. Ich sehe einen Sturz und Knochenbrüche voraus. Unabsichtlich könntet ihr beide Schaden leiden.«
    »Das weiß ich«, antwortete Covenant. »Aber ich kann sie nur erreichen, wenn ich mit ihr allein bin. Ich muss mit ihr allein sein.« Ich liebe sie. »Und sie mit mir.« Eher zornig als selbstsicher fügte er hinzu: »Wenn ich sie zurückgeholt habe …« Falls ihm das gelang. »… wird sie euch sagen, dass ich das Richtige getan habe.«
    Linden hasste doch sicher, wo sie jetzt war? Hasste und fürchtete es?
    »Dann solltest du sie von Stave an den Ort deiner Wahl tragen lassen«, schlug Kaltgischt vor. »Dort lässt er dich mit ihr allein, damit du tun kannst, was notwendig ist.«
    Covenant machte sich bereit, diesem Kompromiss zuzustimmen, aber Stave sagte sofort: »Das tue ich nicht.«
    Ohne die sorgenvollen Blicke der Umstehenden zu beachten, konzentrierte Covenant sich ganz auf den ehemaligen Meister. »Bestimmt nicht? Wie weit willst du diese Sache noch treiben? Soll das heißen, dass du mir nicht traust? Nach allem, was dein Volk und ich gemeinsam durchgemacht haben? Höllenfeuer, Stave! Sie braucht mich. Dazu muss ich mit ihr allein sein.«
    Stave erwiderte seinen Blick gelassen. »Trotzdem.« Nichts in der Miene des Haruchais deutete darauf hin, dass er sich umstimmen lassen könnte. »Ich bleibe an der Seite der Auserwählten. In guten wie in bösen Zeiten halte ich zu ihr.«
    »Stave«, warf Mahrtür ruhig ein. In seinem Tonfall lag keine Zurechtweisung. »Hier geht es nicht darum, wer treuer zu ihr hält. Der Wunsch des ersten Ring-Thans setzt dich keineswegs herab. Aber auch ich fürchte, dass er zu schwach ist, um sie zu tragen. Andererseits ist sicher, dass sie uns zurückgegeben werden muss. Was schadet es, wenn er dazu mit ihr allein sein will? Du lässt sie nicht im Stich, wenn du ihm hilfst, sie so wiederzubeleben, wie er es für richtig hält.«
    »Trotzdem«, wiederholte Stave.
    Covenant, der ihn im Stillen verfluchte, bot an: »Pahni kann mitkommen. Sie kann uns aus einiger Entfernung beobachten.« Vielleicht würde er seinen Kummer und seine Scham ertragen können, wenn er glaubte, die junge Seilträgerin sei zu weit entfernt, um eingreifen zu können. »Sie kann um Hilfe rufen, wenn Linden welche braucht.«
    Schroff fügte er hinzu: »Am besten überlässt du sie mir einfach.«
    Er wusste, dass Kaltgischt und Mahrtür recht hatten: Er war nicht stark genug. Aber der Kampf, den es bedeuten würde, Linden bis hinter den Felsen zu tragen, konnte ihm nützen. Er würde ihn darauf vorbereiten, was er …
    Clyme stellte nüchtern fest: »Wir Gedemütigten halten zu dem Zweifler, wie wir bereits gesagt haben. Leistest du ihm Widerstand, Stave, wenden wir Gewalt an. Wir übernehmen es an deiner statt, Linden Avery an eine Stelle zu tragen, die der Ur-Lord uns bezeichnet.«
    »Nein, das tut ihr nicht«, knurrte Covenant sofort. Er kehrte Stave den Rücken zu und drohte den Gedemütigten mit seinen verstümmelten Fäusten. »Hier wird nicht gekämpft, verdammt noch mal! Dafür steht zu viel auf dem Spiel, und jeder von uns wird gebraucht.«
    Clymes starrer Blick verriet nicht, was er dachte. Aber er widersprach dem Zweifler nicht.
    Covenant wandte sich zitternd wieder an Stave. »Du vertraust mir«, sagte er so beherrscht wie möglich, »oder eben nicht. Das respektiere ich. Es gefällt mir nicht, aber ich respektiere es. Kannst du mich nicht mit ihr allein lassen, müssen wir einfach darauf warten, dass sie von allein aufwacht.«
    Liand hatte sich genähert, bis er neben dem Mähnenhüter stand. Dort ergriff er Pahnis Hand. »Stave«, sagte er bittend. »Ich verstehe hier nichts. Ich weiß nur, dass du Lindens altbewährter treuer Freund bist. Willst du nicht ihretwegen nachgeben?
    Thomas Covenant und Linden sind mir beide verschlossen. Trotzdem glaube ich, dass es zwischen ihnen Liebe gibt. Sie hat ihn nicht nur ins Leben zurückgeholt, weil er ihr gegenüber geschwiegen hat oder weil sie Angst um ihren Sohn hatte oder weil sie sich nicht zutraute, das Land allein zu retten. Nein, sie hat ihn auch deshalb zurückgeholt, weil sie ihn liebt. Kannst du dir nicht vorstellen, dass sein Wunsch, sie jetzt

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