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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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mußte der Chevrolet noch wenden. Lennet hatte also vielleicht Zeit genug, im Verkehr der Riesenstadt unterzutauchen, ehe sie sich auf seine Spur heften konnten.
    Mit fast hundertfünfzig Kilometer in der Stunde raste der Mustang durch die Straßen, kümmerte sich überhaupt nicht um die Ampeln und fuhr in Richtung des Mont-Royal-Parks.
    »Wenn uns die Polizei erwischt, wäre das gar nicht einmal so übel", brummte Lennet. »Wo wären wir sicherer als im Gefängnis?« Er machte eine Pause. »Ich glaube, wir haben sie abgeschüttelt", erklärte er Nadja, die bleich und bewegungslos neben ihm saß. Er hatte mehrfach in den Rückspiegel gesehen.
    Die Straße hinter ihnen war leer.
    Er fuhr etwas langsamer durch eine verschneite kleine Straße, in ein vornehmes Villenviertel. Alles hier atmete Frieden, Wohlstand und Ruhe. Eine trügerische Ruhe!
    »Ich fahre in die Stadt zurück", bemerkte Lennet. »Dort lasse ich den Wagen stehen, suche ein Taxi, und wir gehen in ein anderes Hotel!«
    Plötzlich heulte links neben ihm ein Motor auf. Aus einer Querstraße schoß ein schwarzer Chevrolet, schnitt ihm den Weg ab und blieb mitten auf der Kreuzung stehen.
    Lennet bog aus, fuhr über einen Rasen, wendete in einer Schneewolke und raste in entgegengesetzter Richtung davon.
    Aus einer Seitenstraße schoß ein roter Toyota heraus und machte sich ebenfalls an die Verfolgung.
    Lennet raste links in eine Straße hinein, dann nach rechts, wieder nach links. Er kam auf die Straße zurück, in der er vorher gewesen war, und bog wieder ab. Mit heulenden Reifen folgte der Mustang brav jeder Bewegung des Lenkrades. Lennet glaubte schon, die Verfolger erneut abgeschüttelt zu haben; doch als er in eine neue Straße einbog, sah er, daß ihm der Chevrolet entgegenkam. Im Rückspiegel tauchte der rote Toyota auf. »Das ist allerhand", sagte Lennet.
    Er bog in eine Seitenstraße ein und sah befriedigt im Rückspiegel, daß die beiden anderen Wagen fast aufeinanderprallten, als sie versuchten, ihm zu folgen. Sie bremsten ab, kamen ins Schleudern und blieben schließlich stehen. Lennet hatte wieder ein paar Sekunden gewonnen.
    Nadja war bleich wie der Tod. Sie bewegte sich nicht, sie sagte nichts, nur von Zeit zu Zeit biß sie sich nervös auf die Lippen.
    »Keine Angst", tröstete Lennet. »Ich finde schon einen Weg, Sie aus der Patsche zu ziehen.«
    Wenn er eine Waffe gehabt hätte, wäre alles gut gewesen. So aber war er sich darüber im klaren, daß er dieses Spiel nicht lange fortsetzen konnte. Er kannte die Gegend nicht, während die Gegner offenbar mit jeder Straße und jedem Winkel vertraut waren. Ihm kam plötzlich die Idee, Nadja abzusetzen. Sie sollte sich in einem Türeingang verstecken, während er die Aufmerksamkeit der Verfolger auf sich lenkte.
    Aber sie lehnte entsetzt ab.
    »Ich steige nicht allein aus", erklärte sie. »Sie können mich doch nicht hier sitzenlassen.«
    Er fuhr nach links, er fuhr nach rechts, bald tauchte der Chevrolet, bald der Toyota vor ihm, hinter ihm, neben ihm auf.
    Lennet hatte keine Zeit zum Nachdenken. Und doch keimte ein Gedanke in seinem Gehirn auf. »Wir steigen miteinander aus", sagte er entschlossen.
    Im Wagen hatten sie keine Chance, den anderen zu entkommen. Zu Fuß dagegen sehr wohl, falls es ihnen gelang, ein Versteck zu finden.
    In rasender Geschwindigkeit fuhr der Mustang durch eine kurvige Straße, an der besonders schöne, große Villen standen.
    In einer waren die Fenster des Erdgeschosses noch erleuchtet.
    Lennet fuhr vorbei. Drei Häuser weiter fand er, was er suchte: eine Einfahrt zwischen zwei Vorgärten, die zu einer Garage hinabführte und von den Scheinwerfern eines vorbeifahrenden Wagens nicht erfaßt werden konnte. Er riß den Mustang herum und fuhr in die Einfahrt. Vor der geschlossenen Garagentür blieb er stehen. Er stellte den Motor ab.
    Mit lautem Dröhnen raste der Chevrolet vorbei. Da der Mustang tiefer stand und außerdem so weiß war wie die verschneiten Gärten, war er fast unsichtbar. Die beiden Verfolger im Chevrolet hatten die Augen starr auf die Straße gerichtet und bemerkten ihn nicht.
    Einige Augenblicke später fuhr der Toyota mit Karo-As in irrsinniger Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung vorbei. Als das Motorengeräusch verebbt war, flüsterte Lennet:
    »Jetzt!«
    Nadja bewegte sich nicht. Sie schien vor Angst gelähmt zu sein. Lennet mußte ihr die Tür öffnen und die Hand geben, ehe sie ausstieg. Er zog sie hinter sich her, bis zu dem Haus, dessen

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