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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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aus politischen Gründen flieht und nicht einfach mit der Kasse?«
    Lennet hatte Mühe, einen Zornausbruch zu vermeiden. Mister Goodfellow indessen lächelte geduldig und erwiderte seinem Sohn: »Claudius, spiele jetzt nicht den Zyniker. Du weißt so gut wie ich, daß die Welt voller guter Menschen ist. Und die, die es nicht sind, muß man so behandeln, als wären sie es. Dann werden sie es auch.«
    »Papa", gab Claudius zurück, »ich würde mich nicht wundern, wenn ich dich morgen erwürgt in deinem Bett finden würde.« Er wandte sich Lennet zu und sagte mit einer arroganten Kopfbewegung: »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Monsieur.«
    Mit einem Kopfnicken zu seinem Vater ging er hinaus.
    Mister Goodfellow folgte ihm mit einem gerührten Blick.
    »Diese jungen Leute", seufzte er. »Sie verstehen noch gar nichts vom Wesen der Toleranz. Ich glaube, daß die Menschen gut sind, solange ihnen nicht einer sagt, daß sie schlecht sind. Sie sind gut, junger Freund; ich bin sehr gut, und mein Sohn Claudius ist vermutlich besser als wir alle.«
    Daran zweifle ich sehr, wollte Lennet sagen, aber er hielt sich zurück, bedankte sich für den Kaviar und den Champagner und bat um die Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen.
    Mister Goodfellow begleitete ihn in ein großes Zimmer, das mit Stilmöbeln und teuren Kleinigkeiten eingerichtet war. Auf dem aufgeschlagenen Bett lag ein gelber Schlafanzug des Hausherrn.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause", sagte Mister Goodfellow.
    »Das Badezimmer ist gleich nebenan. Wir frühstücken um acht.
    Da es aber heute spät geworden ist, denke ich, daß Sie vielleicht nicht vor neun Uhr aufstehen wollen. Stehen Sie also auf, wann immer Sie wollen. Wollen Sie ein Buch haben, um besser einschlafen zu können?«
    »Ich glaube, das habe ich heute nicht nötig, Monsieur. Ich danke Ihnen vielmals.«
    Nachdem er noch rasch geduscht hatte, zog Lennet den gelben Schlafanzug an, warf sich aufs Bett und schlief augenblicklich ein.
    Er war kaum eingeschlummert, als ein großer dunkler Mercury vor der Schwelle des Hauses stehenblieb. Ein kleiner runzliger Mann stieg aus. Er ging die Treppe hinauf und drückte vorsichtig auf die Klingel.

Der geheimnisvolle Fußgänger
    Im Halbschlaf hörte Lennet Schritte auf dem Flur, hörte, wie die Klinke seiner Tür fast geräuschlos niedergedrückt wurde und wie jemand in sein Zimmer trat. Da es zu spät war, sich in Verteidigungsstellung zu bringen, stellte er sich schlafend.
    »Wachen Sie auf!« flüsterte eine Stimme an seinem Ohr.
    »Man will Ihnen Ihre große Tänzerin klauen. Sie stellen sich doch bloß so, als ob Sie schliefen.«
    Lennet öffnete die Augen. Im bleichen Licht, das vom Flur ins Zimmer fiel, erkannte er das schlaffe Gesicht von Claudius.
    »Sieh an", sagte er, indem er sich auf einen Ellbogen stützte.
    »Sollten Sie zufällig doch zu irgend etwas nützlich sein?«

    » Man will Ihnen Ihre Tänzerin klauen!« flüsterte eine Stimme
    »Wenn Sie lieber schlafen wollen, brauchen Sie es nur zu sagen.«
    »Aber nein, ich bin Ihnen dankbar. Nur, Ihr Benehmen gestern abend...«
    »Gestern abend? Sie wollen sagen, vor einer halben Stunde.
    Ich habe ja gar nicht Sie gemeint. Nur die ewige Güte meines Vaters bringt mich auf die Palme. Er glaubt, man kann die Welt retten, wenn man die Menschen anlächelt und ihnen Kaviar anbietet.«
    »Und Ihr System besteht wohl darin, in aller Frühe die Leute zu wecken. Trotzdem danke schön. Was gibt es eigentlich?«
    Während er Claudius, der ihm langsam auf die Nerven ging, hänselte, zog er sich rasch an.
    Statt einer Antwort sagte Claudius lediglich: »Kommen Sie mit!«
    Lennet folgte dem bleichen Jungen. Der ging voran bis zur Treppe, drehte sich dann um und legte den Finger auf die Lippen.
    Unten war der Vorraum nicht mehr erleuchtet. Aber auf dem Teppich zeichnete sich ein Lichtstreifen ab, der durch die halbgeöffnete Tür des Speisezimmers kam. Aus dem Zimmer klangen zwei Stimmen: Die von Mister Goodfellow und die eines anderen Mannes. Die zweite kam Lennet zwar vertraut vor, konnte aber nicht gleich sagen, zu welcher Person sie gehörte.
    Die beiden jungen Männer schlichen ein paar Stufen hinab, wobei sie darauf achteten, sich hinter den geschnitzten Stützen des Geländers zu verbergen. Und dann konnten sie den Tisch mit dem weißen Tischtuch sehen. Das Kristall, das Silber und dann, mit dem Glas in der Hand, den beleibten Mister Goodfellow und Rudolf Kanar, den Leiter der Tanztruppe. Über beiden

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