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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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»deshalb ist mir Ihr Gesicht gleich auf den ersten Blick so bekannt vorgekommen. Wir hatten vor einigen Stunden das große Vergnügen, Ihnen im Kunsthaus zujubeln zu dürfen. Und wir waren so begeistert, daß wir danach nicht gleich schlafen gehen wollten. Jeder von uns hatte etwas zu Ihrer wunderbaren Begabung zu sagen, und ich glaube, wir säßen morgen noch hier, wenn Sie uns nicht die Freude gemacht hätten, uns zu unterbrechen.«
    Die Tänzerin neigte leicht das Haupt. Sie betrachtete dieses Lob wie etwas, das ihr zustand. Mrs. Goodfellow strahlte vor Freundlichkeit und Freude: »Miß Ratan! Welche Ehre für uns, Sie in unserem Hause begrüßen zu dürfen...«
    Claudius musterte die Tänzerin mit überlegener Miene.
    »Mademoiselle Ratan", griff Lennet in das Gespräch ein, »hat beschlossen, die Truppe zu verlassen und in Kanada um politisches Asyl zu bitten. Aber heute nacht können wir nichts Offizielles unternehmen. Die Wächter der Truppe suchen nach ihr. Und ohne Ihre freundliche Hilfe hätten sie sie zweifelsohne auch gefunden.«
    »Ts, ts, ts", machte Mister Goodfellow sanft. »Was für eine Geschichte! Was für eine Geschichte! Du siehst, Bonnie, wie ich gerade gesagt habe, was es nur alles gibt auf der Welt. Aber das soll Sie, Miß Ratan, und auch Sie, Mister Lafleur, nicht abhalten, unserem Kaviar die Ehre anzutun.«
    Von der Straße her hörte man das Heulen eines Motors.
    »Hören Sie diesen Wagen?« fragte Lennet. »Das ist eines der beiden Autos, die uns verfolgen.«
    »Ach, wirklich?« machte Mister Goodfellow höflich. »Es muß doch sehr unangenehm sein, so verfolgt zu werden.«
    »Jeder", fügte Mrs. Goodfellow hinzu, »müßte die Freiheit haben, zu gehen, wohin er will, ohne sich solchen Unannehmlichkeiten auszusetzen.«
    »Ganz richtig", sagte Mister Goodfellow. »Aber du weißt, Bonnie, daß es immer noch rückständige Länder gibt. Aber mit ein wenig guten Willen von allen Seiten wird sich doch zweifellos alles arrangieren lassen. Mademoiselle, ich hoffe, daß Sie unserer Familie die Ehre antun, diese Nacht unter unserem Dach zu verbringen.«
    »Aber das ist doch ganz klar", sagte Mrs. Goodfellow.
    »Dieses arme junge Mädchen kann doch nicht wieder in die Kälte hinaus. Und außerdem würde sie sich dort der Gefahr aussetzen, diesen schlecht erzogenen Herren zu begegnen, die sicher nicht ihr Bestes wollen. Ich werde Ihnen sofort ein Zimmer herrichten, meine Liebe. Und wenn Mister Lafleur ebenfalls hierbleiben...«
    »Mit Vergnügen, Madame. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll", sagte Lennet, der sich von seinem Schützling nicht trennen wollte.
    »Gut. Während du das Zimmer richtest, Bonnie", fuhr Mister Goodfellow fort, »werden wir uns wohl eine neue Flasche Champagner...«
    »Aber du erzählst Unsinn, Albert", erklärte ihm seine Frau.
    »Ich habe dir ja schon immer gesagt, daß dir das Gefühl für das Angemessene abgeht. Champagner ist etwas für große Augenblicke. Aber wenn man Ärger hat, wie es ja ganz offensichtlich bei Mademoiselle Ratan der Fall ist, dann geht nichts über eine gute Tasse Tee. Und diese Tasse Tee werde ich ihr ans Bett bringen. Kommen Sie mit, mein Kind. Sie sehen sehr erschöpft aus.«
    Nadja Ratan, die mehr tot als lebendig zu sein schien, neigte zustimmend den Kopf und folgte Mrs. Goodfellow gehorsam zur Treppe, während Mister Goodfellow Lennet ins Herrenzimmer zog und darauf bestand, daß Claudius eine neue Flasche Champagner aufmachte.
    »Nur ein Glas noch. Das wird Ihnen guttun nach einem Abend, der für Sie sicher sehr anstrengend war.«
    »Monsieur", sagte Lennet, indem er dankend das Glas nahm,
    »es handelt sich nicht um einen anstrengenden Abend, sondern um das Schicksal einer großen Künstlerin, die ihr Leben riskiert, um die Freiheit zu erlangen.«
    »Ts, ts, ts", machte Mister Goodfellow abermals. »Ihr Ausländer habt eine solche Vorliebe für große Worte. Niemand versteht die Lage, in der sich Miß Ratan befindet besser als ich.
    Aber deshalb braucht man doch nicht ein Drama daraus zu machen. Es gibt kein Problem, das nicht mit ein wenig gutem Willen von beiden Seiten gelöst werden könnte.«
    Der junge Claudius, der in seiner schlappen Haltung nur zugehört und bisher nichts gesagt hatte, bemerkte jetzt: »Papa, ich finde dich unglaublich leichtgläubig! Wer sagt dir, daß die junge Frau wirklich die ist, für die sie sich ausgibt? Und wenn es sich wirklich um Fräulein Ratan handeln sollte, wer sagt dir dann, daß sie wirklich

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