09 - Verschwörung der Druiden
finden. Um so befriedigender würde es sein, ihn hinterher auszusaugen!
Sie wühlte sich aus den Müllsäcken und wischte den Unrat von ihrem Gewand. »Du wirst nirgendwohin gehen, Dave. Dies ist deine letzte Verabredung mit Barb.«
Sie näherte sich ihm diesmal vorsichtiger. Wenn sie den Jungen erst einmal zu fassen bekam und ihre Vampirzähne in seinen Hals bohrte, hatte sie gewonnen. Sie musste nur rechtzeitig reagieren, wenn er angriff. Dann würde sie sich an seinem Blut laben!
Sie streckte ihre rechte Hand aus. Er machte einen Schritt nach links. Sie wich zurück. Er wippte leicht auf seinen Fußballen, als hätte er nicht die geringste Angst vor ihr. Das würde sein Verderben sein.
»Barb?«, rief er über die Schulter. »Bist du okay?«
»Dave?«, antwortete Barbs matte Stimme. »Ich glaube schon. Was ist passiert?«
»Das erkläre ich dir später. Hast du irgendwelche Holzstücke in der Gasse gesehen? Irgendetwas Spitzes?«
Dieser Junge wusste also, was sie war und wie man sie vernichten konnte. Vielleicht, dachte Naomi, war sie zu selbstsicher gewesen. Vielleicht konnte sie ein wenig Hilfe brauchen, um sich von dieser Plage zu befreien.
»Bryce!«, rief sie. »Wo bist du? Ich brauche dich!«
Hinter den Müllsäcken blieb alles still. Nur die Atemzüge und Herzschläge der beiden Menschen vor ihr waren zu hören.
»Bryce!«, rief sie. »Gloria!«
Niemand antwortete. Naomi war allein.
Das durfte nicht sein. Ihre Diener waren verpflichtet, ihr immer zur Verfügung zu stehen.
Der Junge trat einen Schritt auf sie zu. Konnte er ihre Furcht spüren? Sie war stärker als er! Sie konnte ihn mühelos zerquetschen.
Der Junge lächelte. In seiner Hand hielt er ein spitzes Holzstück.
Sie würde nicht auf diese Weise enden!
Naomi wich einen Schritt zurück. »Ich werde euch alle töten!«, schrie sie. Und dann rannte sie davon.
15
George konnte den Blick nicht von dem Kristall wenden. Zweifellos hatte sein Neffe Ian geglaubt, dass er den Edelstein benutzte, um die Zukunft vorherzusehen. Aber alles, was ihm die Facetten zeigten, war die Vergangenheit.
Tief in dem Stein, wieder und wieder, sah er, was geschehen war.
Nein! Lasst sie nicht näher kommen! Lasst es nicht zu!
George schloss die Augen. Seit Jahren hatten die Ältesten vor einer ungeheuren Gefahr gewarnt, die in der Zukunft drohte. Und die Mächte der Finsternis schienen sich zu rühren, die übernatürlichen Wesen an Kraft zu gewinnen. George und sein Bruder Stephen hatten die Zeichen gesehen. Sie kannten die Überlieferungen, sie wussten, was die Veränderungen bedeuteten. Gemeinsam entschlossen sie sich, das Böse zu bekämpfen, das sich anschickte, die Welt zu erobern.
Die beiden hatten die möglichen Beschwörungsformeln zusammengetragen, die Omen studiert, um den günstigsten Zeitpunkt zu ermitteln, und so den, wie sie glaubten, sichersten Weg herausgefunden, um die Welt vor der aufziehenden Gefahr zu retten. Am Ende hatten sie die Alternativen auf zwei verschiedene Beschwörungen reduziert. Sie hatten wochenlang über die beste Möglichkeit gestritten. Ein Zauber aus Licht und Kristall, der die dunklen Mächte bannen würde, ähnlich wie jene Beschwörung, die nach Georges Meinung den großen Vampir namens der Meister in die Höhlen unter eben diesen Straßen verbannt hatte. Oder ein dunklerer, älterer Zauber, der die dunklen Wesen dorthin zurückschicken würde, woher sie gekommen waren. Der zweite Zauber war der wirksamere von beiden, aber dieser zweite Zauber erforderte Blut.
Stephen war der Begabtere gewesen, der mit dem wahren magischen Talent. George war mehr der Gelehrte und seine eigenen Zauber waren oft unbeholfen und unsicher. Er hatte zwar in den meisten Fällen Erfolg, aber selbst er musste zugeben, dass seine Beschwörungen oft nur auf Umwegen zum Ziel führten.
Stephen war derjenige, der die Beschwörung durchführen sollte, sodass seine Meinung am Ende den Ausschlag gab. Sie würden die Magie des Lichtes einsetzen, nicht die des Blutes, und versuchen, jene Mächte zu überwältigen, die ihnen Böses wollten. Waren sie erst einmal gefangen, konnten die Ältesten in aller Ruhe nach einem Weg suchen, diese Wesen für alle Zeiten zu verbannen. Damals war ihnen alles so logisch erschienen.
Nein! Lasst sie nicht näher kommen! Lasst es nicht zu!
Und so hatten sie vor fast einem Jahr am Frühlingsanfang mit ihrem Werk begonnen. Keiner von ihnen hatte geahnt, dass es so gefährlich werden würde.
Erst nach Beginn der
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