09 - Verschwörung der Druiden
Beschwörung war ihnen klar geworden, dass sie den falschen Ort gewählt hatten. Der uralte Ort der Macht war schwach, die Verbindung zu den dunkleren Wesen viel zu brüchig. Dennoch hatte Stephen weitergemacht und versucht, die dunklen Mächte in seinem Netz aus Licht zu fangen.
Und Stephen war es gelungen, die Verbindung zu stärken, aber dadurch hatte er den dunklen Wesen - den zehntausend Dämonen der Legende - einen Weg in die materielle Welt der Sterblichen geöffnet und seinen eigenen Tod provoziert.
Nein! Lasst sie nicht näher kommen! Lasst es nicht zu!
George! George!
Stephens Beschwörung bestand aus drei Phasen. Die erste war die Herstellung der Verbindung, die zweite ihre Stärkung und die dritte das Anbringen des Siegels, das die dunklen Mächte nicht durchdringen konnten. George und Stephens drei Söhne hatten Stephen mit Schutz- und Stärkungszaubern unterstützt und alles war gut gegangen, bis das von Stephen beschworene große weiße Licht seine Farbe verändert hatte, dunkler geworden war, von Gelb über Orange zum düstersten Rot.
»Was soll ich tun?«, rief George. Das Licht umhüllte sie und war so intensiv, dass es sie fast blendete. George konnte seinen Bruder kaum noch erkennen, obwohl er direkt neben ihm stand. Seine Neffen, vielleicht zwanzig Schritte entfernt, waren überhaupt nicht mehr zu sehen.
»Beeilt euch!«, hatte Stephen gerufen. »Beginnt den dritten Teil der Beschwörung!«
Und dann hatte das Licht den dunklen Mächten den Weg gezeigt. Stephen war in Panik geraten.
»Sie sind überall! Nein! Nein! Lasst sie nicht näher kommen! Lasst es nicht zu! George! George!«
George hatte etwas tun müssen. Die erste Beschwörungsformel funktionierte offenbar nicht. Er kannte den anderen, dunkleren Zauber auswendig. Er hatte alle Vorbereitungen getroffen für den Fall, dass es sich als notwendig erweisen sollte. Er würde die Dämonen zurücktreiben. Er würde sie auf ewig verbannen!
Er brauchte Blut. Im letzten verzweifelten Moment öffnete er seine eigenen Adern.
Aber als er die Schnitte machte, schien sich Stephen von den Wesen zu befreien.
»Nein!«, rief sein Bruder. »Ich kann sie zurücktreiben! Ich kann die Beschwörung vollenden! George! Was hast du...«
Es war zu spät. Georges Beschwörungsformel hatte bereits gewirkt.
Zusammen schienen die beiden Zauber einen Moment des Vakuums zu erzeugen, einen Moment, der es den Wesen ermöglichte, ein letztes Mal zuzuschlagen.
Das rote Licht war erloschen, aber Stephen war von Flammen umgeben. Sein Schrei dauerte nur einen Augenblick. Einen Augenblick später war er verbrannt.
Die Beschwörungsformeln ergänzten einander. Auf irgendeine Weise schien die Kombination zu funktionieren. Die dunklen Wesen waren gebannt, zumindest für einige Zeit. Aber von Stephen war nur ein verkohlter Leichnam übrig geblieben.
Und in Georges Ohren gellte noch immer der Todesschrei seines Bruders.
Das Blut - Georges Blut - hatte nicht genügt.
Die Dämonen waren vertrieben. Aber vorher hatten sie Stephen getötet und George verschont, damit er diesen Moment immer wieder durchlebte.
Der Schrei - der Todesschrei seines Bruders - schien in dem Stein widerzuhallen. Er verdunkelte die Zukunft. Er verdunkelte die Omen. Er verdunkelte alles.
George hatte sie alle retten wollen. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass die zweite Beschwörungsformel zum Tod seines Bruders führen würde.
Die drei Jungen waren von dem Zauber geblendet worden. Nur Stephen hatte gesehen, wie sich George die Schnitte zugefügt hatte. Und Stephen war tot.
Niemand sonst würde davon erfahren. George wusste es und er würde diese Bürde tragen, bis er das erfolgreich zu Ende führte, was die beiden Brüder begonnen hatten. Die Verantwortung und das Risiko lagen allein bei ihm. Aber er würde Erfolg haben, ganz gleich, was es kostete.
Es war fast ein Jahr vergangen, seit sein Bruder sein Leben verloren hatte, ein Jahr, in dem George gelernt hatte, nicht nur einen Zauber zu beherrschen, sondern zwei, und er würde alles tun, was getan werden musste, um die dunklen Mächte zu besiegen. Er schuldete es seinem Bruder und der Welt.
Und so schickte er die Jungen los, um die notwendigen Utensilien zu besorgen und die einleitenden Beschwörungen durchzuführen. Tom, der Begabteste der drei, arbeitete an einer Beschwörung, die den Höllenschlund so verändern würde, dass jeder Dämon, der versuchte, das Tor zu durchqueren, vernichtet werden würde. Später, wenn die
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