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090 - Der Monster-Mann

090 - Der Monster-Mann

Titel: 090 - Der Monster-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nicht. Es waren unartikulierte krächzende Töne, deren Lautstärke zunahm und
die schaurig durch die Stollen der seit Jahrzehnten nicht mehr benutzten
Diamantenmine hallten.
    Ralph Philips
fröstelte. Er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um diese
schrecklichen Laute nicht hören zu müssen. Aber er wollte sich keine Blöße
geben.
    Die Luft, die
ihn umgab, war dünn, und wahrscheinlich spielte das mit eine Rolle, daß er plötzlich das Gefühl hatte, vor seinen Augen würde alles anfangen
zu flimmern. Er fühlte sich, als bekäme er einen Schwächeanfall. Die Luft
kreiste und drehte sich vor ihm.
    Rocky redete
ununterbrochen weiter. Es waren immer die gleichen Silben, immer das gleiche
unheimliche Gekrächze, Laute, wie ein bösartiges Tier oder - ein Dämon sie
hervorbringen mochte.
    Über die Wand
in der Nische flackerten Schatten.
    Philips
zuckte zusammen, als die Taschenlampe, die Rocky auf einen Felsvorsprung gelegt
hatte, plötzlich erlosch und dann wieder aufflammte.
    Philips
stöhnte und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können.
    In der Nische
stand aufrecht eine übermannshohe - Truhe!
    Rocky stand
da wie erschöpft. Seine Lippen bewegten sich noch immer, aber kein Laut kam
mehr aus seiner Kehle.
    Philips
versuchte das Grauen, das er beinahe körperlich spürte und das offenbar durch
das Sprechen der fremden Sprache aus Rockys Mund
hervorgerufen worden war, mit einem Grinsen zu kaschieren.
    »Gut gemacht,
Rocky. Ich habe gar nicht gewußt, daß du dich so aufs Zaubern verstehst. Die
Show ist bühnenreif. Du solltest dich an einen Manager wenden, der für dich
Engagements besorgt .«
    »Idiot !« zischte der Rocker und verzog die Lippen. Sein Gesicht
war weiß wie Kalk, und kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn. »Hast du immer
noch nicht begriffen, daß das alles andere als ’ne Vorführung für Kinder ist. .
. Manchmal bleibt die Kiste länger da, manchmal kürzer. Ich will, daß du in die
Kiste gehst. Ich werde den Deckel hinter dir schließen und draußen warten, wie
lange du es aushältst .«
    Rocky öffnete
den Deckel der aufrecht stehenden Truhe.
    Sie war leer.
    Das Holz war
dunkel und alt, wie es Philips vorkam.
    Die Wände
waren übersät mit rätselhaften Zeichen und Symbolen, die Ralph Philips entfernt
an die Kritzeleien auf magischen Büchern erinnerten, wie sie manchmal im Handel
angeboten wurden.
    Er klopfte
die Wände ab. Sie fühlten sich massiv an. Er drückte besonders kräftig gegen
die Rückwand und inspizierte den Boden. Alles war fest.
    Er konnte
keine Scharniere für eine Falle oder einen doppelten Boden entdecken.
    Die Art, wie
Rocky die Kiste allerdings »herbeigezaubert« hatte, machte ihn nachdenklich.
    Er suchte
nach einem Vorhang, der vielleicht die Nische bedeckt und ihm ein falsches Bild
vorgegaukelt hatte. Ein Vorhang, aqf dem die Nische
realistisch dargestellt war.
    Im
Halbdunkeln war dies alles möglich.
    Ralph Philips
zog den Deckel ganz auf die Seite und stellte sich mit dem Rücken zur Rückwand.
    »Geräumig,
Rocky. Der Platz reicht sogar für zwei. Hast du keine Lust, hereinzukommen? «
    »Es wird
jetzt sehr dunkel für dich werden, Philips. Ich bleibe hier draußen stehen. Mal
sehen, wie lange du’s in der Enge und Schwärze aushältst. Ich bin gespannt,
wann du den Deckel öffnen wirst .«
    »Einigen Wir
uns auf eine bestimmte Zeit, Rocky ?«
    »
Einverstanden.«
    »Dann
bestimm’ du die Länge«, bot Philips großzügig an.
    »Bis morgen
früh. Es ist jetzt gleich neun Uhr. Sagen wir - acht Stunden, Philips? Bei
Sonnenaufgang kommst du raus .«
    »Alles klar,
Rocky .«
    Der
Rocker-Chef drückte den Deckel, der mit morschen, ledernen Scharnieren
befestigt war, nach innen. Leise klappte er ein.
    Ralph Philips
war allein in der Enge und in der Dunkelheit.
    Draußen auf
dem Felsvorsprung lag noch Rockys eingeschaltete
Taschenlampe. Der Lichtstrahl war genau auf die Kiste gerichtet.
    Philips riß
die Augen auf, in der Hoffnung, Licht durch die Ritzen fällen zu sehen.
    Aber - es
blieb alles stockfinster.
    Philips hörte
dumpfes Pochen, das stärker wurde, und erkannte, daß es sein eigener Herzschlag
war.
    Er empfand
die Luft plötzlich als warm, beinahe stickig.
    Es waren
höchstens zwei oder drei Minuten vergangen, und er mußte dem Rocker-Chef im
stillen gestehen, daß die psychische Belastung für den Eingesperrten groß war.
Wenn einer keine Nerven besaß, gab er in kurzer Zeit auf.
    Aber Philips
wußte, daß er acht Stunden durchhalten mußte.

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