090 - Der Monster-Mann
Hinzu kam Rockys seltsame Andeutung. Sie betraf das angebliche Verschwinden der Kiste.
Wenn sie sich
vor diesen acht Stunden auflöste, würde es für ihn keine Rückkehr mehr geben.
Verrückte
Geschichte!
Ralph Philips
versuchte, das Ganze von der heiteren Seite zu nehmen. Aber das gelang ihm
nicht.
Beklommenheit
breitete sich in ihm aus, und die Furcht wuchs.
Die
unheimlichen Laute, die Rocky von sich gegeben hatte, dumpfe, für ihn
unverständliche Beschwörungsformeln, klangen in ihm nach. Wie aus fremden,
dämonischen Sphären hallte die unheilvolle Sprache in ihm und dröhnte
schauerlich, daß er meinte, der Schädel würde ihm zerspringen.
Philips’ Atem
wurde schneller.
Er merkte,
wie in seinem Hirn Druck entstand.
Er hörte ein
fernes, kicherndes Lachen.
Das war
Rocky!
Ralph Philips
nahm sich noch vor, den Deckel zu öffnen und nach außen zu springen.
Rocky sprach
schon wieder die unheimlichen Laute, die ihm unter die Haut gingen und Angst
erregten.
Aber der
junge Mann aus Los Angeles war bereits völlig in den Bann des Grauenvollen
geraten.
Die
Dunkelheit und die furchtbare Sprache hielten ihn fest.
Philips hatte
das Gefühl, in eine tiefe, tintige Schwärze zu stürzen.
Die Enge war
plötzlich weg. Er fühlte die Wände der Kiste nicht mehr.
Er wollte
schreien, aber er öffnete nur den Mund, und kein Laut kam über seine Lippen.
Ich ertrinke,
schrie es in Philips. Die Schwärze schwappte über ihm zusammen wie eine Woge
und umhüllte ihn ganz. Er sah, hörte und fühlte nichts mehr.
●
»Na also«,
stieß der Rocker-Chef hervor und öffnete den Deckel der Kiste, die unverändert
in der Nische stand. Das Innere der Kiste war leer.
Die Freude,
die der Rocker-King beim Anblick der leeren Kiste empfand, drückte sich in
schallendem Lachen aus. Rocky war zufrieden.
»Von deiner
Sorte, Philips, kann ich keinen gebrauchen. Du wirst dein blaues Wunder erleben .«
Noch während
er sprach, eilte er durch den Stollen zurück. Die Taschenlampe ließ er auf dem
Felsvorsprung liegen. Er fand sich in der alten Mine zurecht, als könne er bei
Dunkelheit sehen.
Nirgends
stieß er gegen etwas und stolperte nicht. Den Kopf eingezogen, den Körper ein
wenig nach vorn geneigt, lief er durch die Stollen ins Freie.
Er holte
Philips’ Motorrad und schob es in den Stollen, wo die Kiste stand.
Er drückte
die Maschine so weit wie möglich in die Kiste hinein.
Das ging bis zur Höhe des Tanks.
Dann lehnte
der Rocker die Klappe gegen das Krad und sprach erneut die unheilvoll
klingenden Worte aus, die keiner menschlichen Sprache entstammten.
Die
Taschenlampe flackerte und erlosch für zwei Sekunden.
Eisige Kälte
schien einen Moment wie Todesatem durch die Dunkelheit zu wehen.
Sphärenhafte,
grauenerregende Stimmen waren zu vernehmen, die dem einsamen Mann in der
Dunkelheit jedoch vertraut zu sein schienen.
Das Licht
ging wieder an.
Im letzten
Moment noch war zu sehen, wie die Kiste und das Motorrad durchsichtig,
schemenhaft wurden und sich dann völlig auflösten. Der Rocker-Chef griff nach
der Taschenlampe und verließ den Stollen endgültig.
Um die
schmalen, harten Lippen des Mannes spielte satanisches Grinsen.
An der
Felswand neben dem Mineneingang lehnte die Harley-Davidson. Rocky startete sie.
Er gab Gas, und die Maschine jagte nach vorn. Scharf beschleunigt raste sie
über den holprigen Felsenboden. Der Fahrer hielt mit harter Hand die Lenkstange
umklammert. Die Harley vibrierte.
Was Rocky
unternahm, war in den Augen derer, die drüben auf dem anderen Plateau warteten
und das donnernde Geräusch des Motors vernahmen, heller Wahnsinn.
Das Plateau,
von dem sich Rocky mit ungeheurem Tempo löste, neigte sich ein wenig nach vorn.
Das Plateau aber, das er über die breite Schlucht zu erreichen trachtete, stieg
vorn an und ragte wie eine steinerne, abgeplattete Nase in den nächtlichen
Himmel.
Rocky richtete
sich auf, als die Maschine über den Rand des Plateaus hinausschoß.
Das Motorrad
stieg wie eine Rakete in den Himmel. Das Vorderrad war steil nach oben
gerichtet.
Die Rocker
auf der anderen Seite spritzten auseinander, als die Maschine sich kurz vor dem
Rand des schräggestellten Plateaus neigte und dann wie ein Stein vom Himmel
herunterfiel.
Der
Rocker-Chef schaffte das schier Unmögliche. Die Maschine setzte mit beiden
Rädern gleichzeitig auf.
Der Fahrer,
der die Sichtscheibe seines Helmes hochgeklappt hatte, jubelte und brüllte den
anderen zu.
»Mir nach!
Zurück nach Los
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