090 - Moerderische Knochenhaende
ist eigentlich dieser Angelo Berutti?“ fragte Carlotta Vespari, als sie sich von Piero di Abbaccio verabschiedete.
„Berutti?“ Di Abbaccio lachte. „Oh, das ist ein Original aus Fiesole, er ist ein Spötter vor dem Herrn. Am liebsten beschäftigt er sich mit übernatürlichen Dingen. Zu ihm gehen die Leute, um sich Gürtelrosen besprechen zu lassen oder um absolut zuverlässige Liebesdrogen zu kaufen. Warst du etwa auch bei ihm?“
Carlotta lachte.
„Natürlich nicht.“ Sie sah sich vorsichtig um. Silvana und Julia hatten das Restaurant schon verlassen und gingen zum Wagen.
„Darüber hinaus weiß niemand sonst besser über das Schloß und die Familie di Cosimo Bescheid als er.“
„Warum hat er so häßliche Dinge über die Marchesa gesagt?“
„Das darf man nicht so wichtig nehmen. Nicht alles, was er sagt, entspricht der Wahrheit. Allerdings…“ Er zögerte, zwang sich dann jedoch zu einem Lächeln und legte Charlotta den Arm um die Schulter. „Was sollen wir uns unsere Finger verbrennen.“
„Jemand hat die Katze vergiftet.“
„Das hat bestimmt nichts mit dem Marchese zu tun, und auch nichts mit Luisa. Die Marchesa ist viel zu dumm, sie wüßte bestimmt nicht, was sie machen müßte, um irgend jemanden zu vergiften. Und ihre Lieblingskatze würde sie schon gar nicht umbringen. Wann sehen wir uns? Heute abend?“
„Ich rufe dich an.“
„Ciao, Carlotta.“
Die Erzieherin eilte den Zwillingen nach, die bereits im Wagen warteten.
„Ich habe Silvana erzählt, was heute nacht passiert ist“, sagte Julia.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Glauben Sie, daß Julia so etwas wirklich erlebt haben kann? Sie hat bestimmt geträumt.“
„Nein, Silvana, das glaube ich nicht. Ich habe diese Frau zwar nicht gesehen, aber ich bin überzeugt, daß sie da war.“
„Aber so etwas gibt es doch nicht.“
„Vielleicht doch.“
Carlotta fuhr aus Florenz heraus. Die beiden Mädchen hingen schweigend ihren Gedanken nach, endlich fragte Carlotta: „Kennt ihr den alten Angelo Berutti?“
„Das ist ein widerlicher Kerl“, entgegnete Silvana.
„Er ist mir unheimlich“, fügte Julia hinzu.
„Er soll sehr gut über die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner informiert sein.“
„Das ist allerdings wahr“, gab Julia zu. Sie schreckte auf: „Meinen Sie, daß wir ihn…?“
Sie erreichten Fiesole. Carlotta nickte.
„Ja, wir sollten ihn fragen, Julia.“
„Ich gehe nicht in das Haus“, erklärte Silvana. „Ich habe keine Lust, mir die Pest, Tbc, die Cholera oder die Blattern zu holen.“
„So schlimm wird’s schon nicht werden.“
Julia zeigte Carlotta Vespari den Weg. Sie fanden das alte, verkommen aussehende Haus am Stadtrand sehr schnell.
„Hoffentlich ist er schon aus Florenz zurück“, sagte Carlotta. „Ich habe keine Lust, lange zu warten.“
„Ich bleibe hier“, wiederholte Silvana.
Julia drückte die Haustür auf und betrat vor der Erzieherin das Haus, in dem es nach Knoblauch und Kohl roch. Durch die geschlossenen Fensterläden drang nur wenig Licht ein.
Bevor Julia nach Berutti rufen konnte, tauchte dieser unvermittelt vor ihr auf.
Griesgrämig blickte er sie an.
„Sieh da, die stolze Julia di Cosimo! Was führt dich zu mir, mein Kind?“ Er räusperte sich. „Kommt herein.“
Er schob einen Perlenkettenvorhang zur Seite. Julia und Carlotta betraten einen düsteren Raum, der mit schweren, überraschend kostbaren Teppichen ausgelegt war. An den Wänden hingen Bilder, die Geschmack und eine nicht eben leere Brieftasche verrieten. Sonst aber befanden sich überall im Raum Anzeichen dafür, daß Berutti eine besondere Beziehung zu übernatürlichen Dingen hatte. Carlotta Vespari sah Sterne in der Art, wie die Marchesa einen konstruiert hatte, einen präparierten Frosch, Kerzen und einige Bücher, die sich mit Hexerei, Vampirismus und dem geheimnisvollen Wirken der Untoten befaßten, wie sie an den Titeln erkennen konnte. Sie setzten sich in Sessel, die mit Fellen bezogen waren. Angelo Berutti bot einen eiskalten Weißwein an, den Carlotta annahm, während Julia verstört ablehnte.
„Was führt Sie zu mir, meine Damen?“ fragte der Alte. Er fuhr sich mit dem Handrücken über das unrasierte Kinn. „Ich hoffe, Sie wollen nicht auch Gift für eine Katze.“
„Gift für eine Katze?“ fragte Carlotta wie elektrisiert. „Wer wollte Gift für eine Katze haben?“
„Sie nicht“, entgegnete Berutti genüßlich grinsend. „Es war nur der Kater, der
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