0902 - Das Mädchen und die Loower
gleich bei unserer ersten Bekanntschaft erkannt, daß wir einander gut verstehen würden, Valdo. Es war sozusagen Verständnis auf den ersten Blick."
„Mir erging es nicht anders", sagte Valdo Susper. „Sie können mich Boyt nennen."
„Gut - Boyt." Das Angebot schmeichelte Susper sichtlich. „Was kann ich für Sie tun, Boyt?"
„Sie haben es sogleich gemerkt, daß ich etwas von Ihnen will, Valdo Sie sind sehr aufmerksam und alles andere als ein sturer Befehlsempfänger.
Sie besitzen Einfühlungsvermögen und ein großes Verantwortungsbewußtsein."
Das war natürlich spöttisch gemeint.
Margor liebte es mitunter, mit seinen Paratendern zu spielen, aber Susper merkte es gar nicht. Er war bereits so sehr in Margors Bann, daß er zu der Überzeugung gekommen war, nur ihm allein gehorchen zu müssen. Seine Pflichten gegenüber der LFT und der Menschheit waren in Bedeutungslosigkeit versunken. „Ich habe in punkto Gehorsam geradezu eine Ubersensibilität entwikkelt und weiß sofort, wann ich meinen Mann stellen muß", sagte Susper pathetisch. „Was erwarten Sie von mir, Boyt?"
„Ein großes Opfer, Valdo", sagte Margor einschmeichelnd. „Es hat mit Selbstverleugnung zu tun und grenzt fast schon an einen Verrat an der übrigen Menschheit." Margor sagte es so, als verfechte er die Ideale des wahren Menschentums. Für Susper stand das außer Frage, er glaubte ihm blind. „Sie werden für mich etwas tun müssen, wofür andere Terraner Sie verachten würden. Und dabei werden Sie nicht einmal erfahren, warum Sie es tun und für welche Zwecke."
„Ich tu es für Sie, Boyt", sagte Susper. „Das genügt mir. Ich stelle keine Fragen."
„Das habe ich gewußt, Valdo. Ich bin stolz auf Sie." Margor ließ sein Amulett, das er an einem Reif um den Hals trug,, dicht vor Suspers Augen kreisen. Dabei sprach er suggerierend: „Bevor Sie zu mir fanden, gehörten Sie einem Geheimkommando der LFT an. Stellen Sie sich vor, daß es noch immer so ist. Versuchen Sie, unsere Bekanntschaft zu vergessen ..."
„Das ist mir unmöglich, Boyt!"
„Sie können es - mir zu Gefallen!
Ich will es so, Valdo. Sie verleugnen mich ja nicht wirklich, sondern tun nur so. Es ist mein Wille, daß Sie fühlen und denken, als gehörten Sie noch dem Geheimkommando der LFT an. Handeln werden Sie dagegen in meinem Sinn, Valdo!"
„Gut - Boyt." Auf Suspers Stirn bildeten sich Schweißperlen. „Dann hören Sie, Valdo: Sie werden nun in die Neunturmanlage der Loower auf dem Mars gebracht. Sie gehören einem Geheimkommändo der LFT an. Sie haben Ihre Befehle vom Ersten Terraner persönlich bekommen."
„Aber - Boyt ..."
„Keine Widerrede!" fiel ihm Margor mit schneidender Stimme ins Wort. „Der Erste Terraner hat Sie in die Neunturmanlage der Loower geschickt, um eine Gefangene zu befreien.
Es handelt sich um ein Menschenkind.
Ein Mädchen. Sieben Jahre alt! Das gilt es zu befreien. Die Aktion gelingt, aber Sie können sich nicht mehr rechtzeitig absetzen."
„Ich soll mich unter allen Umständen gefangennehmen lassen?"
„Das ist das Opfer, das ich von Ihnen verlange, Valdo."
„Und was soll ich sagen, wenn die Loower mich verhören?"
„Sie sagen, daß Sie im Auftrag der LFT gehandelt haben. Dazu werden Sie sich gar nicht zu zwingen brauchen, und Sie werden nicht der Ansicht sein, daß es sich um eine Lüge handelt. Denn ich werde Ihnen das Bewußtsein geben, daß es sich wirklich so zugetragen hat. Für Sie wird es so sein, als hätten Sie tatsächlich im Auftrag der LFT gehandelt. Aber Sie opfern sich für mich, Valdo!"
„Es ist eine ehrenvolle Aufgabe für mich, Boyt."
Nachdem Margor den ehemaligen LFT-Mann und jetzigen ihm bedingungslos hörigen Paratender entsprechend präpariert hatte, suchte er den Cheftender der Großklause auf. „Lee, ich brauche dich und drei verläßliche Männer für ein Blitzunternehmen gegen die Neunturmanlage auf dem Mars", eröffnete Boyt Margor seinem Vertrauensmann, der schon lange nicht mehr nur ein Befehlsempfänger war. Lee Mandrian gehörte zu jenen Paratendern, die durch das lange Zusammenleben fast schon ein Teil von Margor selbst geworden waren.
Boyt Margor erklärte ihm seinen Plan und wartete, bis Lee Mandrian mit drei ausgesuchten Paratendern zurückkam. Dann erst ließ er Valdo Susper holen. Niemand hatte Susper verraten, daß sie sich hier in einer energetischen Blase im Hyperraum befanden, und wenn er einen Hinweis darauf bekommen hätte, dann war ihm von Margor das Wissen daran
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