0903 - Nächte der Angst
Spitze auf seinen Besucher. »Wenn es dieses Netz gibt, müßte auch jemand existieren, der es aufgebaut hat.«
»Davon bin ich überzeugt.«
Tanner kippte wieder nach vorn. »Und wer soll das sein?«
»Das ist die große Frage.« Preston hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Sir. Sie hat es mir nicht gesagt. Ich habe heute morgen noch mit ihr gesprochen.«
»Wie hat Vera da reagiert?«
»Sie war - wie soll ich sagen?« Sein Mund zeigte einen gequälten Ausdruck. »Sie war nicht so wie sonst. Sie hat schlecht geschlafen, sagt sie, aber ich weiß es nicht. Vera kam mir vor, als hätte sie schlimme Dinge erlebt, Nur zeigte sie sich sehr verstockt. Auf ein bestimmtes Thema wollte sie nicht eingehen.«
Tanner hustete dreimal gegen seinen Handrücken. »Du glaubst also, daß jemand dahintersteckt, wiederhole ich jetzt.«
»Ja.«
»Ein anderer Mann?«
Alex senkte den Kopf. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Sir, aber das traue ich Ihrer Nichte eigentlich nicht zu.«
»Ob Nichte oder Neffe, Alex, oder Sohn oder Tochter. Kein Elternpaar und kein Ehepartner kann in den Kopf eines anderen Menschen hineinschauen. Ich habe in meiner langen Praxis viel erlebt, aber ich schweife ab, und das möchte ich nicht. Gehen wir trotzdem davon aus, daß hinter Veras Veränderung eine andere Person steckt. Bist du damit einverstanden? Kannst du das einigermaßen unvoreingenommen hinnehmen?«
»Ich muß es versuchen.«
»Okay, dann wollen wir uns mal Gedanken, darüber machen, wer dahinterstecken könnte.«
»Das ist ein Problem.«
»Wieso?«
»Ich glaube nicht, daß es einfach nur ein anderer Mann ist. Das ist mir zu simpel. Ich habe eher den Eindruck, daß eine andere Ideologie Ihre Nichte und meine Verlobte verändert hat. So ungewöhnlich es sich auch anhört, aber dieser Meinung bin ich.«
»Andere Ideologie? Himmel, du greifst ja tief in das theoretische Leben hinein. Kannst du mir sagen, in welch eine Richtung diese Ideologie hintendiert.«
»Ja, auch wenn Sie mich auslachen.«
»Das werde ich bestimmt nicht tun.«
Alex Preston flüsterte das Wort. »Satanismus!«
Tanner hatte es trotzdem gehört und saß plötzlich steif. Die Lockerheit war aus seinem Gesicht verschwunden, und er fragte: »Ist das wirklich deine Meinung, Alex?«
»Ja, ich kann es nicht ändern.«
»Du weißt, auf welch gefährliches Glatteis du dich damit begibst?«
»Sicher.«
»Und du weißt auch,, welche Berufswünsche deine Verlobte verfolgt, nicht wahr?«
»Sie arbeitet als Gemeindesekretärin und möchte mal Pastorin werden.«
»Eben.«
»Sir«, klang es gequält. »Ich will Sie ja auf keinen Fall belehren, aber das eine schließt das andere nicht aus. Wenn ich mir vorstelle, daß es einem Satanisten gelingt, eine Frau wie Vera auf seine Seite zu ziehen, dann steht er doch innerhalb seiner Gruppe da wie der große Held.«
»Da gebe ich dir recht. Aber ich möchte dich trotzdem fragen, wie kommst du gerade darauf?«
»Es liegt an Veras Verhalten.«
»Einfach so? Dazu braucht es doch mehr. Viele Menschen verändern sich, ohne daß man gleich den Satanismus ins Spiel bringt.«
»Stimmt auch. Aber ich habe erst vor wenigen Wochen auf meiner Schule gelernt, was es mit diesem verdammten Satanismus und der Verführung von Jugendlichen auf sich hat. Ich habe mit einem Fachmann für Sektenunwesen gesprochen. Ich habe gehört, wie Menschen sich verändern können, wenn sie in den Bann dieser Satanslogen geraten, und ich habe bei Vera ähnliche Symptome entdeckt.«
Chief Inspector Tanner war nachdenklich geworden. »Beweise kannst du mir nicht liefern.«
»Nein.«
»Das ist schlecht.«
»Ich weiß«, sagte er, und es klang hilflos. »Aber ich habe nicht gewußt, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen.«
»Es ist schon richtig gewesen, daß du zu mir gekommen bist. Die Tochter meines Bruders ist mir auch ans Herz gewachsen, und ich würde selbst in die Hölle springen, um sie dort herauszuholen. Der Angriff des Bluthundes auf dich beweist zudem, daß man es auch auf dich abgesehen hat. Das war schon so etwas wie ein Mordversuch. Nur bist du hier bei der Mordkommission. Meine Mannschaft und ich können erst tätig werden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.«
»Das weiß ich alles«, sagte Alex. »Ich habe bereits eine Ausbildung hinter mich gebracht und bin über die Verteilung der Kompetenzen informiert. Nur wußte ich mir keinen anderen Rat und habe gedacht, daß Sie vielleicht etwas bewegen könnten.«
»Das wäre
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