0905 - Sendboten des Alles-Rads
Kommandant das Bildgerät ein. Das Gesicht Wimbeys zeichnete sich auf dem Bildschirm ab.
„Öffne", sagte er mit schriller Stimme. „Ich muß dich sprechen."
Courselar zögerte. Gerade mit Wimbey wollte er in diesen Minuten nicht sprechen, doch war etwas in der Stimme des Kryn gewesen, was ihn zutiefst beunruhigte. Er öffnete die Tür, weil er fürchtete, daß Wimbey auch dieses Mal Informationen erhalten hatte und damit das Geschehen beeinflussen konnte. Während er wartete, fragte er sich entsetzt, ob der Kryn so weit gegangen war, Abhörvorrichtungen in der Kommandantenkabine anzubringen.
Wenn er das getan hatte, dann wußte er jetzt auch, was Rhodan ihm eröffnet hatte.
Wimbey stürzte herein. Er trug ein gelbes Hemd, das ihm bis auf die Füße herabreichte. Ein handbreiter Gürtel aus einem grünschimmernden Material spannte sich um seine Hüften.
„Ich lasse mich nicht länger hinhalten", erklärte er erregt. „Ich will die beiden Gefangenen sprechen. Wenn du mir das nicht genehmigst, werde ich dafür sorgen, daß du die längste Zeit Kommandant gewesen bist." .
Ein Gefühl unendlicher Erleichterung überkam Courselar. Wimbey hatte ihm ungewollt verraten, daß er absolut nichts wußte.
Der Kommandant war sich darüber klar, daß er dem Kryn nichts von dem eröffnen durfte, was Rhodan ihm mitgeteilt hatte. Danach wäre die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten gewesen.
„Eine deutliche Drohung", sagte Courselar. „Da weiß ich wenigstens, woran ich bin."
„Es gibt keinen Grund, mir ein Verhör zu verweigern."
„Ein Verhör?" Der Kommandant lächelte flüchtig. „Das ist es also. Da erscheint ein Berufener, mit dem niemand mehr gerechnet hat, und ein Kryn maßt sich an, ihn verhören zu wollen. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, daß der Berufene, eben weil er zurückgekehrt ist, weit über dir rangiert? Ich kann dir nur einen Rat geben: Überlege dir genau, was du tust."
Wimbey verriet sich. Seine Lippen zuckten, und seine Hände zitterten für einige Sekunden. Dann hatte er sich wieder gefangen.
„Es ist nicht meine Entscheidung allein", eröffnete er dem Kommandanten. „Und es geht um weit mehr, als du dir vorstellen kannst. Höchste Instanzen wollen wissen, was es zu bedeuten hat, daß dieser Mann hier auftaucht."
Wimbey ahnte nicht, daß er Courselar in diesem Moment geholfen und dabei einen Fehler gemacht hatte.
Er hatte Plondfair ungewollt aufgewertet und damit seine Glaubwürdigkeit verstärkt. Das aber war gerade das, was Courselar für seine innere Festigung benötigte.
„Du brauchst nicht mehr lange zu warten", sagte der Kommandant. „In wenigen Stunden kannst du mit dem Berufenen und auch mit dem anderen reden. Solange du willst. Bis dahin aber mußt du noch Geduld haben."
„Du setzt also deine Karriere aufs Spiel für diesen Berufenen?"
„Wenn sie tatsächlich gefährdet sein sollte, weil ich korrekt handle, dann kann ich es nicht ändern."
Die feste Haltung des Kommandanten beeindruckte den Kryn sichtlich. Wimbey erhob sich und verließ die Kabine. Courselar aber rief einige seiner Offiziere zu sich, wobei er ausschließlich Männer wählte, auf die er sich verlassen zu können glaubte. Er erteilte ihnen den Auftrag, Nachforschungen anzustellen. Dabei spaltete er die Aufgaben soweit auf und unterteilte sie in Einzelabschnitte, daß keiner der Offiziere aus dem Untersuchungsergebnis auf das Ganze schließen konnte.
Courselar versuchte auf diese Weise herauszufinden, ob Rhodan die Wahrheit gesagt hatte. Er wagte es nicht, die hochqualifizierten Ortungsinstrumente der Flotte einzusetzen und damit nach dem Sporenschiff zu suchen, da er wußte, daß er damit ungeheures Aufsehen erregt hätte. Darüber hinaus wären die Kryn augenblicklich aufmerksam geworden und hätten Einspruch erhoben. Wenn jedoch einer der Offiziere sich mit einem Beiboot weit entfernte und aus einem anderen Raumsektor heraus Ortungen unternahm; konnte er hoffen, unbemerkt zu bleiben.
Siebzehn Vertraute flogen in mehreren Beibooten nach Starscho. Sie hatten den Auftrag, sich dort umzusehen und nach Anzeichen einer Manipulation zu suchen. Courselar hatte sich mit jedem einzelnen von ihnen unterhalten und jedem auseinandergesetzt, daß er mit feindlichen Agenten rechnete, die versuchten, die Zivilisation der Wynger zu zerstören. Er hatte behauptet, feindliche’ Kräfte bereiteten einen Angriff auf die Galaxis Algstogermaht vor und daß es schließlich gar darum ginge, das Alles-Rad zu stürzen.
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