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0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt

Titel: 0906 - Ein Monster aus der Märchenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas.«
    »Er ist zu stark, Mummy. Er ist uns Menschen überlegen. Er kommt aus einer anderen Welt, das weißt du doch auch. Er ist, ich meine, er kann mit uns machen, was er will.«
    Grace starrte ihre Tochter an. »Woher weißt du das alles so genau, Kind?«
    »Weil ich ihn erlebt habe.«
    »Aber doch nicht aus dem Buch?«
    »Nein, auf keinen Fall. Da wird er ja anders beschrieben. Ich kenne die Geschichte.«
    »Wie wird er denn beschrieben?«
    Alice hob die Schultern. »Richtig freundlich, wie es sich für einen Puppendoktor gehört. Er ist einfach nett, er ist immer hilfsbereit, wenn Puppen krank sind. Du weißt, wie ich das meine. Er wird dann von den anderen geholt und zu den kranken Puppen geführt. Wie eben ein richtiger Doktor.« Sie senkte den Blick. »Bei mir aber hat er die Puppen verletzt und getötet.«
    »Was ich noch immer nicht glauben kann!« flüsterte sie.
    »Doch, es stimmt!«
    »Ja, ja, du hast recht. Aber es ist schwer für mich, das zu glauben.« Sie preßte beide Hände gegen ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. »Einfach schlimm.«
    »Das weiß ich, Mum.«
    Grace holte eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sie mit Kaffee voll. Alice trank nichts, sie hockte am Tisch, starrte auf die Platte, ohne sie richtig wahrzunehmen.
    Ihre Mutter nahm die Tasse mit und setzte sich auf einen zweiten Stuhl neben Alice. Sie versuchte zu Lächeln. Es blieb beim Versuch. »Ich weiß es auch nicht, Kind. Ich weiß einfach gar nichts mehr. Die Welt hat sich für mich auf den Kopf gestellt.« Sie hob die Tasse mit beiden Händen an, weil die Finger so stark zitterten. Dann trank sie die ersten Schlucke und runzelte die Stirn.
    »Ich weiß auch nicht, Mummy, was wir gegen den Puppendoktor unternehmen sollen.«
    »Aber wir müssen etwas tun.« Grace stellte die Tasse wieder hin. Kaffee schwappte über den Rand und hinterließ auf der hellen Untertasse einen braunen Streifen.
    Alice hob die Schultern.
    »Steht denn nichts in deinem Buch?«
    »Nein, Mum, das geht auch nicht. Das Buch ist ja anders. Da ist der Puppendoktor lieb.«
    »Ja, stimmt.« Grace seufzte. Dann schaute sie zur Tür, die gerade so weit offenstand, daß sie ein Stück in den Flur hineinsehen konnte, und sie tat es länger und intensiv, als fürchtete sie sich davor, daß der Puppendoktor über die Treppe nach unten kommen würde.
    Er war nicht zu sehen.
    Das beruhigte die Frau etwas. Sie trank wieder ihren Kaffee und überlegte dabei. Nach einer Weile seufzte sie.
    »Was hast du, Mum?«
    »Ich habe nachgedacht.«
    »Und?«
    Grace lächelte versöhnlich. »Weißt du eigentlich, daß wir beide sehr mutig gewesen sind?«
    Alice öffnete erstaunt die Augen. »Ach - ehrlich? Wie bist du denn darauf gekommen?«
    »Ganz einfach, Kind. Wir sind hiergeblieben. Andere hätten das Haus bestimmt voller Panik verlassen, aber wir nicht.«
    Das Mädchen dachte nach. »Ja«, sagte es dann, »du hast recht, Mummy. Wir sind wirklich mutig.«
    »Wie schön.«
    »Aber willst du auch bleiben? Ich meine die Nacht über bleiben.«
    »Das ist die Frage.«
    »Sollen wir in ein Hotel ziehen?«
    »Ich habe es in Erwägung gezogen. Die Nacht ist nicht wie der Tag. Vielleicht ist das dann auch seine Zeit. Wer kann das alles schon wissen?«
    Grace schaute ihre Tochter fragend an. »In der Nacht erwachen doch die Gestalten aus den anderen Welten, oder nicht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber du kennst dich aus.«
    »Ja, nein, vielleicht…«
    »Was heißt das?«
    Alice schob die Hände vor und zurück und dabei immer wieder über die Tischplatte hinweg. »Ich habe das immer nur geträumt, Mummy, das weißt du. Ich habe dir doch meine Träume erzählt, die alle Märchen waren. Darin war ich Prinzessin, Königin oder mal ein armes Waisenkind. Das alles habe ich erlebt, richtig erlebt, und es war stärker als ein Traum. Manchmal sogar so intensiv, daß ich das Gefühl hatte, ich wäre aus dem Bett geholt worden…«
    »Wieso?« Grace schüttelte den Kopf.
    »Nicht richtig, Mummy. Etwas anders: Ich sah mich im Bett liegen, und ich schwebte über mir selbst. Dabei sah ich aus wie immer. Ich habe einen richtigen Körper gehabt, der aber nicht aus Fleisch und Blut war, sondern als Geist glitt ich in die anderen Welten hinein. Ich war eben eine andere.«
    »Komisch, Kind, das hast du mir so genau noch nicht gesagt.«
    In der Antwort war ein leiser Vorwurf enthalten. »Du hast mir nie so richtig zugehört. Dich haben meine Träume nicht so interessiert.«
    Grace dachte kurz nach. »Ja,

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