0912 - Der Hypno-Hund
undihrem Schützling Moonbird aufgebaut, und sie wollen, daß ihr alle hier ihre Zeichen sehr genau erkennt.«
Er schwieg.
Dann schnellte sein rechter Arm vor.
Moonbird drehte den Kopf.
Bisher hatte er gelegen, nun aber richtete er sich auf.
Zitternd blieb er auf seinen Pfoten stehen. Der Mund stand weit offen, und in seine Augen hatte sich tatsächlich ein Licht verirrt. War es das Mondlicht?
Der Hypno-Hund zitterte noch stärker. Und dann geschah etwas, mit dem keiner von uns gerechnet hatte, höchstens die, die genau wußten, was hier auf der Bühne ablief.
Moonbird verließ seinen Platz auf der Leiter und schwebte langsam in die Höhe…
***
Man hätte die berühmte Stecknadel wirklich fallen hören können, so still war es geworden. Die Zuschauer saßen da und hielten den Atem an, denn was sie dort geboten bekamen, war einfach nicht zu fassen. Auch Suko und ich waren überrascht worden, denn mit einem durch die Luft schwebenden Hund hatte keiner von uns gerechnet.
Wir wußten, daß er nicht an irgendwelchen Fäden hing. Er bewegte sich also durch seine und eine fremde Kraft. Man nannte es Teleportation.
Die leichte Gänsehaut, die sich bei mir gebildet hatte, verschwand wieder. Ich war jetzt gespannt darauf, was dieses ungewöhnliche Tier noch unternehmen würde.
Noch schwebte es über seinem Platz, aber wie von heimlichen und unsichtbaren Händen geschoben, glitt es über den Bühnenboden in Augenhöhe hinweg und bewegte sich dabei auf seinen Herrn und Meister zu, der sich nicht vom Fleck rührte und ebenso gebannt wirkte wie die im Hintergrund sitzenden Männer und Frauen.
Moonbird glitt vorbei. Sein Fell war jetzt nicht mehr so glatt wie sonst. Es hatte sich gesträubt, und er sah beinahe so aus wie ein verunglückter Igel.
Sein Ziel war der Bühnenhintergrund.
Dort saßen die Ausgesuchten und warteten auf die Hypnose durch den Psycho-Hund.
Er enttäuschte sie nicht. Moonbird schlug einen kleinen Bogen, damit er in ihre Nähe geriet, wo er auch blieb, denn er schob sich parallel zu ihnen vorbei, wobei er etwas an Höhe verloren hatte, denn er mußte den Sitzenden in die Augen schauen können.
Sie saßen im Licht und waren gut zu erkennen, auch für die Zuschauer weiter hinten.
Die Fünf hatten sich auch vor diesem Ereignis kaum bewegt. Nun aber, als der Hund in ihre Nähe geriet, da saßen sie wirklich starr wie Statuen.
Nur einmal waren sie zusammengezuckt, wahrscheinlich in dem Augenblick, als der Blick der Hundeaugen sie erwischt hatte. Jetzt, wo Moonbird an ihnen vorbeigewischt war und sie passiert hatte, da waren sie nicht mehr sie selbst, sondern tatsächlich in eine tiefe Hypnose gefallen, was nicht nur Suko und ich erkannten, auch andere Zuschauer in unserer Reihe hatten es mitbekommen.
»Das ist doch wahnsinnig!« flüsterte eine Frau. »Das kann es nicht geben. Das glaube ich einfach nicht.«
»Sei ruhig, Judith.«
»Was ist das denn?«
»Magie.«
»Wie bei Copperfield. Der ist doch…«
»Halt endlich den Mund!«
Judith schwieg auch deshalb, weil ihr Flüstern auf der Bühne gehört worden war und Shamrock sich schon umdrehte, um den Störer zu ermahnen.
Moonbird befand sich noch immer in der Luft, aber er hatte das Interesse an den fünf Menschen verloren. Er glitt wieder seinem Stammplatz entgegen, wo er sich auch niederließ.
Indra Shamrock war zufrieden, deutete dies durch ein Nicken an, bevor er sich dem Publikum zudrehte. Es war ihm anzusehen, daß er eine kurze Rede halten wollte, doch er zögerte den Beginn noch hinaus, weil nicht die Ruhe eingekehrt war, die er sich vorgestellt hatte. Hin und wieder hörte er ein Hüsteln oder Flüstern, denn die Spannung des unheimlichen Vorgangs mußte sich zunächst lösen.
Dann hob er die Arme.
Die letzten Geräusche verstummten. Die Stille einer Leichenhalle überschattete den Kinosaal, nur war es hier wesentliche wärmer als in dem anderen Raum.
Der Blick des Mannes war zwar nach vorn, aber trotzdem in weite Fernen gerichtet. Er schien sich auf das Sichtund zugleich auf das Unsichtbare zu konzentrieren. Er war jetzt sprechbereit, was er auch nicht länger hinzog, und als er seine Stimme aufklingen ließ, da wunderte selbst ich mich. Dieser Mann war ein Könner seines Fachs. Er wußte genau, wie man sprach, denn ich erinnerte mich an Schauspieler, die ihre Stimme als Flüstern so anheben konnten, daß sie bis in die letzte Reihe hinein noch verstanden wurden.
Diese Kunst beherrschte Indra Shamrock ebenfalls. Und nicht
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