0912 - Der Hypno-Hund
nur die Stimme, auch seine Worte zogen das Publikum in den Bann. Er sprach von den Kräften der Götter, die auf den Hund übergegangen waren und ihn so stark gemacht hatten.
»Die Menschen sind rein äußerlich dieselben geblieben«, erklärte Shamrock, »aber innerlich haben sie sich verändert. Sie werden ihren eigenen Willen nicht mehr steuern können. Sie werden jetzt das tun, was ich ihnen sage, denn sie stehen voll und ganz unter Moonbirds Eindruck, und ich bin in diesem Fall sein Vermittler. Was ich tue, wird von ihm akzeptiert, so spreche ich praktisch für ihn.«
Er lächelte, verbeugte sich und drehte sich um. Dabei hatte ich den Eindruck, daß er mir noch einen kurzen, aber sehr scharfen Blick zuwarf.
Irgend etwas würde mit mir passieren, das lag in der Luft.
Auch Suko war es aufgefallen. »Er hat dich angeschaut, John. Halte dich bereit.«
»Du aber auch.«
»Sicher.«
Inzwischen stand Shamrock in der Nähe seiner »Freunde«. Er tippte sie der Reihe nach an, ohne ihnen eine Reaktion entlocken zu können.
Niemand beschwerte sich, keiner traf überhaupt Anstalten, etwas zu tun.
Sie wirkten wie Puppen, hielten zwar die Augen halb offen, aber ohne wahrzunehmen, was sich in ihrer Umgebung abspielte.
Indra Shamrock ging wieder an der Reihe zurück und stoppte vor dem ersten.
»Steh auf!« sagte er. Der Mann erhob sich wie eine Marionette.
»Wie heißt du?«
»Peter L…«
»Nur den Vornamen.«
»Peter!«
»Schön, du bist Peter. Wie fühlst du dich? Sag einfach nur die Wahrheit, mein Freund.«
»Ich fühle mich gut.«
»Wunderbar. Du ißt doch sicherlich gerne - oder?«
»Sehr gern.«
»Was am liebsten?«
»Hamburger!«
Ein Lachen hallte aus dem Zuschauerraum, der aber rasch wieder verstummte.
»Wunderbar, Peter, du liebst Hamburger. Ich werde dir jetzt einen Hamburger holen, und du wirst ihn hier auf der Bühne essen. Ist das so in Ordnung?«
»Ja, gern.«
Indra Shamrock verschwand im Hintergrund, wo ein Tisch stand. Als er wieder an seinen Platz zurückkehrte, hielt er etwas in der Hand, allerdings keinen Hamburger, sondern ein kleines weiches Kissen, das er Peter in die Hände drückte. »Iß es bitte!«
Und Peter biß in das Kissen hinein. Er kaute sogar, er aß, er knurrte leise, während Moonbird auf seinem Platz lag und sich um nichts kümmerte.
»Ist es okay?«
»Sehr gut. Es schmeckt. Auch die Soße.«
Wieder lachten einige Zuschauer, aber der scharfe Blick des Zuchtmeisters von der Bühne her brachte sie zum Schweigen.
Peter kaute noch immer auf dem weichen Kissen herum, bis Indra ein Einsehen hatte und die Mahlzeit zurückverlangte, die ihm sofort danach gereicht wurde.
»Jetzt bist du satt?«
»Ja«, stöhnte Peter. Er lächelte selig und rieb sogar noch seinen Bauch.
Dann durfte sich Peter wieder auf seinen Platz setzen, und Indra nahm sich die nächste Person vor.
Es war eine Frau.
Sie ließ er über die Bühne tanzen und machte ihr sogar weis, daß sie von einem Partner in den Armen gehalten wurde, denn tatsächlich drehte sie sich in dieser Haltung über die Bühne.
Den nächsten Mann ließ er singen.
Leider hatte er keine gute Stimme, auch wenn er versuchte, einen bekannten Tenor zu imitieren. Er bewegte sich noch wie dieser Superstar, machte sich jedoch lächerlich, aber niemand lachte mehr, denn jeder Zuschauer war gebannt und gespannt.
Eigentlich wäre jetzt Helen an der Reihe gewesen, aber sie wurde übergangen.
»Merkst du was, John?«
»Ja. Shamrock kennt sie, und er kennt mich. Zwei Personen aus dem Biergarten. Ich bin gespannt, wie er das in die Reihe bekommen will und was er mit uns vorhat.«
»Bestimmt nichts Gutes. Denk daran, daß sie alles tun wird. John, einfach alles.«
»Ich weiß.«
Der Mann, den sich Shamrock als Opfer ausgesucht hatte, gehörte nicht zu gelenkigsten Gestalten. Trotzdem schaffte er es, auf der Bühne einen Handstand zu machen.
»Herrlich, mein Freund. Du bist einer der besten. Du darfst dich jetzt ausruhen.«
Er setzte sich wieder hin.
Der Hund bewegte seinen Kopf. Er konnte ihn beinahe so drehen wie eine Katze, und er richtete seinen Blick auf die Person, die noch nicht an der Reihe gewesen war.
Helen!
Der Meister ging auf sie zu. Wieder hörte niemand etwas. Er blieb vor ihr stehen und winkte ihr zu. Shamrock schien sich doch verletzt zu haben.
Der Meister nickte.
Helen gehorchte ihm sofort. Ihr Körper ruckte in die Höhe. Zugleich streckte sie ihren Arm aus, um die Finger des Mannes berühren zu
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