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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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es nicht so.
    Der junge Mann fasste noch einmal nach seinem Hals.
    Die Einstichstellen waren noch immer vorhanden; sie brannten nur nicht mehr.
    Dylan grinste, als er sich an den blonden, wilden Mann erinnerte, der ihn eben mit dem Pflock hatte aufspießen wollen - ein lustiger Gedanke, wie er fand.
    Er lenkte den 500 SL durch das im Dunkeln liegende Dorf. Er wollte wieder nach Hause - nach Glasgow. Dort würde er sich dann daranmachen, die gefundenen Informationen zu verarbeiten.
    Er war sich sicher, dass er noch viel Interessantes über diesen Zamorra und seine Freunde herausfinden würde - auch wenn der erste Versuch missglückt war, Julian Peters aus der Reserve zu locken.
    Wie hätte er auch ahnen sollen, dass er von einem waschechten Vampir angegriffen wurde und dass dieser ihn dann auch noch biss?
    Dylan grinste. Das war ein Abend nach seinem Geschmack gewesen.
    Ein waschechter Vampir!
    Er kicherte. Es war unglaublich, was man sich alles einreden konnte, wenn man auf Gespensterjagd war! Dabei war er sich darüber im Klaren, dass es so etwas wie Vampire gar nicht gab.
    Klar, ihn hatte ein Mann angegriffen und in den Hals gebissen. Vermutlich hatte er sich tatsächlich für einen Vampir gehalten. Das hieß aber noch lange nicht, dass er auch wirklich einer war. Dieser Matlock war offenbar nichts weiter als ein zutiefst gestörter Kerl. Gefährlich? Ja. Ein Vampir? Keinesfalls!
    Dylan überlegte, ob er wegen der Bisswunde zu einem Arzt gehen sollte. Irgendwo hatte er mal gehört, dass der Biss eines Menschen wesentlich schädlicher war als der eines Tieres. Aber er hatte seine Zweifel, dass das stimmte.
    Das erzähl mal Jemandem, dem gerade der Kopf von einem Löwen abgeknapst wurde!
    Wieder kicherte er.
    Nein, ein Arztbesuch war unnötig. Außerdem hatte er Zeit seines Lebens ein so phänomenal gutes Heilfleisch gehabt, dass er mit so einer Lappalie spielend fertig wurde.
    Aber hatte er nicht gesehen, wie sich dieser Matlock-Typ in eine Fledermaus verwandelt hatte und davongeflogen war?
    Er schüttelte den Kopf. Seit Jahren zwang er sich zur Skepsis bei solchen Geschichten und holte sich so auf den Boden der Realität zurück.
    Richtig, der Typ war plötzlich aus dem Licht der Scheinwerfer verschwunden. Richtig, Dylan hatte nur kurz danach die Silhouette einer Fledermaus vor dem Mond gesehen. Doch die Vorstellung, dass es sich dabei um den verrückt gewordenen Angreifer handelte, war absurd.
    Was für ein erfolgreicher Abend! Eigentlich hatte er nur ein paar Gerüchten nachgehen wollen, die sich um Julian Peters rankten - und sie wenn möglich entkräften. Doch stattdessen war er auf Zamorra getroffen. Den berüchtigten Professor Zamorra, der der Nächste auf seiner Liste gewesen wäre.
    Wahnsinn! Das Leben war so gut zu ihm.
    Vielleicht sollte er Julian Peters erst mal vergessen und sich eher mit dem Professor…
    Ein scharfer Schmerz bohrte sich seitlich in den Hals.
    Dylan stieß einen unterdrückten Schrei aus. Seine Finger zuckten zu der Bisswunde, doch als er sie berührte, glaubte er, ihm würde der Kopf abgerissen.
    Vielleicht von einem Löwen, haha! So viel zur Unschädlichkeit von Menschenbissen.
    Er zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Oh, Kacke!«, stöhnte er.
    Er trat auf die Bremse und steuerte den Mercedes an den Straßenrand. Dabei schrammte er mit den Felgen die Bordsteinkante entlang. Noch vor wenigen Minuten hätte er sich darüber fürchterlich geärgert, nun nahm er es nicht einmal wahr.
    Die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Sein Hals stand in Flammen, der Kopf drohte zu zerspringen. In den Zähnen fühlte er ein widerliches Ziehen. So stellte er sich eine Wurzelbehandlung an allen Zähnen gleichzeitig ohne Betäubung vor.
    Woher willst du das wissen? Du hast in deinem ganzen Leben noch keine Zahnarztpraxis von innen gesehen!
    Sinnlose Gedanken rasten durch sein Hirn, wollten ihn von den Schmerzen ablenken - und versagten auf ganzer Linie. Es pochte, zog, riss, bohrte…
    ... in den Ohren ... nein, in den Augen ... nein, den Zähnen ... den Augenzähnen.
    Seine Wahrnehmung wurde immer undeutlicher. Der vom Scheinwerfer beleuchtete Teil der Straße begann zu verschwimmen. Häuser, Bäume und die wenigen geparkten Autos wogten hin und her wie ein Schiff in einem Sturm und tanzten schließlich in einem skurrilen Ringelreihen durch sein Bewusstsein.
    Obwohl der Motor des Mercedes noch lief, rückte sein Geräusch in immer weitere Ferne. Es fühlte sich so an, als würde

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