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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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reich. Vor dreißig Jahren hat er mit der richtigen Idee die richtigen Investoren überzeugen können, in Strandbars in Thailand zu investieren. Damit hat er ein beträchtliches Vermögen gemacht.«
    »Dein Dämonentourismus hat dich auch zum Llewellyn-Castle geführt?«
    Er nickte. »Als ich nach dem Tod meines Vaters seine Unterlagen durchgesehen habe, bin ich auf ein paar Dokumente gestoßen, die mein Interesse geweckt haben. Mein ganzes Leben lang dachte ich, mein Vater habe keine Geschwister. Aber das stimmte nicht. Er hatte einen Bruder namens Stanley, den er mir gegenüber all die Jahre verschwiegen hatte. Aus gutem Grund, wie ich herausfand. Stan McMour war nämlich ein Profikiller!«
    Anka schlug die Hand vor den Mund. »Oha!«
    »Er kam vor 16 Jahren ums Leben, vermutlich bei einem Auftrag. Man hat ihn niedergeschossen und anschließend mit seinem Auto in die Luft gejagt. Aber es ist genug übrig geblieben, dass die Polizei ihn identifizieren konnte. Mein Vater hat Nachforschungen angestellt, frag mich nicht, warum! Aber er hat herausgefunden, dass Stans letzter Auftrag ihn nach Cluanie-Bridge geführt hat. [3] Also habe ich über einen Privatdetektiv weitere Erkundigungen eingeholt. So erfuhr ich von Llewellyn-Castle und dessen Bewohner Julian Peters, von dem man sich die merkwürdigsten Dinge erzählt. Oder davon, dass früher im Schloss ein Mann gewohnt haben soll, der schon mehrfach wiedergeboren wurde. Und von einem Professor Zamorra, der angeblich Dämonen jagen soll. Grund genug, mich dort mal umzusehen.«
    »Und trotzdem glaubst du nicht daran?«
    »Nein. Warum sollte ich? Hätte mich wirklich ein Vampir gebissen, könnte ich wohl kaum hier liegen und mit dir plaudern. Dann wären mir inzwischen selbst schon ein paar ansehnliche Beißerchen gewachsen. Jetzt trinke ich mich erst mal satt, dann suche ich den Weg zur Quelle! Und dann schaffe ich eine neue Ära der Auserwählten.« Dylan runzelte die Stirn. »Warum hab ich das denn jetzt gesagt?«
    Anka zog eine Augenbraue hoch und musterte den Infizierten. Das hatte sie befürchtet! Die Wirkung der Bannzeichen ließ nach.
    »So viel zu mir, aber was hattest du da oben zu suchen«, fragte Dylan.
    Sie zögerte einen Augenblick. »Ich war spazieren.«
    »So spät noch? Was sagen denn deine Eltern dazu?«
    »Meine Eltern?«
    »Du wohnst doch sicher noch bei ihnen, oder nicht? Wie alt bist du? Siebzehn, höchstens achtzehn würde ich schätzen!«
    »Sieht so aus«, sagte sie. »Aber ich wohne alleine. Meine Eltern sind tot.«
    »Oh Kacke, das tut mir leid. Trinken. Eine gute Idee.«
    Anka seufzte. Sie hatte gehofft, die Bannzeichen würden ausreichen, aber sie hatte sich getäuscht. Dylan war dabei, ihr wieder zu entgleiten.
    »Ja. Eine gute Idee.« Sie zeichnete ihm mit dem Zeigefinger noch einmal die gleichen Symbole auf die Stirn.
    Plötzlich verdrehte er die Augen, richtete den Oberkörper auf und fauchte sie an. »Du siehst so appetitlich aus, ich glaube, du wirst mir besonders gut schmecken.« Dann sank er wieder zurück. »Was rede ich da? Was passiert mit mir?«
    Sie tätschelte ihm die Hand. »Der Vampirkeim wird stärker. Du musst jetzt schlafen - und hoffen.« Das Mädchen zeichnete ihm ein weiteres Zeichen auf die Stirn.
    Er schloss die Augen, murmelte »Frühstückszeit«, und begann im nächsten Moment zu schnarchen.
    ***
    Gegenwart
    Nicole Duval betrat ihr Zimmer im zweiten Stock des Châteaus und blieb mitten im Raum stehen. Was war nur gerade mit ihr los gewesen? Hatte sie Zamorra tatsächlich eben wegen ein paar lächerlicher Schuhe eine Szene gemacht?
    Sie konnte es selbst nicht recht glauben. Und doch musste sie sich eingestehen, dass so etwas nicht zum ersten Mal geschehen war. Schon häufiger war sie wegen Nichtigkeiten aus der Haut gefahren. Danach hätte sie sich am liebsten immer geohrfeigt, doch während sie in einer ihrer Launen steckte, konnte sie einfach nichts dagegen tun. Dann spürte sie eine innere Unruhe und musste sich zusammenreißen, dass sie nicht auf und ab lief wie ein gefangenes Tier; dann wollte sie raus, raus aus dem Zimmer, raus aus dem Château, weg von Zamorra und seinen lockeren Sprüchen; dann fühlte sie sich, als wäre dieses bekannte Bild mit dem Teufelchen und dem Engelchen auf den Schultern Wirklichkeit geworden.
    Das Teufelchen fragte sie, ob es nicht noch etwas anderes gebe als das Leben an der Seite eines Parapsychologen, der sie häufiger als seine Lebens- und Kampfgefährtin, Sekretärin und sein

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