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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Zusatzgedächtnis vorstellte. Was für ein Lebensinhalt! Zusatzgedächtnis eines Professors! Grandios.
    Das Engelchen hingegen erinnerte sie daran, dass sie Zamorra über alles liebte. Dass sie bereit war, alles für ihn zu geben - selbst ihr Leben. Dass sich nie etwas zwischen sie stellen konnte.
    Ein ekliges Pochen machte sich in ihrem Schädel breit. Auch das geschah in der letzten Zeit immer häufiger. Dabei war es ein Ding der Unmöglichkeit, denn seit Zamorra und sie von der Quelle des Lebens getrunken hatten, waren sie gegen Krankheiten gefeit. Woher also kamen diese widerlichen Kopfschmerzen? Nicole musste zugeben, dass sie Angst hatte.
    Was geschah mit ihr? Verlor das Wasser der Quelle seine heilende Wirkung? Begann sie womöglich zu altern? Kam sie in die Wechseljahre? Immerhin war sie inzwischen Mitte fünfzig, auch wenn sie wie Ende zwanzig aussah. Oder bestand etwa gar eine obskure Verbindung mit Zamorras Amulett, das in der letzten Zeit ähnlich launisch gewesen war wie sie?
    Vor ein paar Tagen war sie sogar bei einem Arzt gewesen und hatte sich von Kopf bis Fuß durchchecken lassen. Ohne Ergebnis. Was auch sonst?
    Zamorra hatte sie nichts davon gesagt und ihn in dem Glauben gelassen, sie mache einen ausgedehnten Einkaufsbummel in Paris.
    Sie ging ins Badezimmer, schnaufte tief durch und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Was sollte sie nun tun?
    Die Antwort war genauso zwingend wie unzufriedenstellend: nichts! Zumindest vorerst nicht. Vielleicht fiel ihr irgendwann etwas ein, aber im Augenblick war sie ratlos.
    Halt, nein! Es gab doch etwas, was sie sofort tun konnte.
    Du musst mit Zamorra reden! Ihm von deiner Theorie erzählen, dass vielleicht ein Zusammenhang mit dem Amulett besteht. Außerdem könntest du dich bei ihm entschuldigen.
    Sie nickte ihrem Spiegelbild aufmunternd zu. Ja, das war das Mindeste!
    Also ging sie wieder hinunter ins Kaminzimmer und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Gryf, Rhett und Zamorra per zeitlosem Sprung den Raum verließen.
    ***
    Mit der Geschwindigkeit eines Gedankens erreichten sie den Privatfriedhof der Llewellyns. Den Ort, an dem seit Generationen die Erbfolger und zum Teil auch deren Familien ihre letzte Ruhe fanden.
    Zamorra sah eine ganze Reihe von Gräbern und Grabsteinen, aber nicht annähernd so viele, wie es schon Erbfolger gegeben haben musste. Seit Rhetts Hypnose wusste der Professor aber auch, warum das so war: weil Logan diese Tradition vor nicht ganz zweitausend Jahren erst begründet hatte.
    »Da! Seht euch das an.« Gryf zeigte zum Rand des Friedhofs in die Nähe des Abhangs.
    Dort stand ein mannshoher Grabstein, dem Zamorra die paar Mal, die er hier gewesen war, nie eine besondere Bedeutung beigemessen hatte. Nun aber wusste er, dass er im wahrsten Sinne der Grundstein des Friedhofs war. Die untere Hälfte war von dichtem Nebel umgeben, der in atemberaubendem Tempo um den Monolithen kreiste. Er war für das Auge beinahe undurchdringlich, aber wenn er doch einmal kurz aufriss, konnte man darin verschwommene Schemen entdecken.
    »Was ist das?«, hauchte Rhett.
    Gryf zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ihr könnt mir das sagen. Gestern war hier noch alles ganz normal.«
    Zamorra kniff die Augen zusammen. »Diese Schemen im Nebel - kniet da ein Mensch?«
    »Ich bin mir nicht sicher, könnte aber schon sein.«
    Der Nebel war aber nicht die einzige Merkwürdigkeit, die dem Professor auffiel. Im Umkreis von vielleicht fünf Metern um den Monolithen flirrte die Luft, ließ alles darin unscharf und zittrig erscheinen. Es sah aus wie die Luftspiegelungen, die man an einem heißen Tag manchmal über dem Asphalt einer Straße sehen konnte.
    Es war zwar ein warmer Tag, selbst in Schottland - aber um dieses Flirren auf natürliche Ursachen zurückführen zu können, war es eindeutig nicht heiß genug. Die Bäume, die die Friedhofslichtung umgaben, spendeten reichlich Schatten. Außerdem gab es hier weit und breit keinen Asphalt, sondern nur Gras und Erde.
    »Vorhin war dieses Luftflimmern noch nicht so groß!« Gryf runzelte die Stirn. »Es scheint sich auszubreiten.«
    »Spürt ihr etwas?« Zamorra sah seine Begleiter fragend an. »Magie? Gefahr? Irgendetwas?«
    Rhett und Gryf schüttelten wie auf Kommando den Kopf.
    Der Meister des Übersinnlichen drehte sich einmal langsam im Kreis und studierte die Umgebung. Dabei achtete er besonders auf die Tiere, die sehr häufig einen sechsten Sinn für Übernatürliches hatten. Wie oft hatte er es schon

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