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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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heiß. Und Schmerzen.
    Im Kopf, in den Augen, in den Zähnen, überall.
    Stimmen. Fetzen eines Gesprächs?
    »… solltest doch drinbleiben!«
    Die Stimme des Mädchens. Wie hieß sie doch gleich? Anka? Ja, Anka!
    »… halten kannst, ist das dein Problem.«
    Wieder Ankas Stimme, aber gedämpfter, weiter entfernt. War es überhaupt ein Gespräch oder eher…?
    Erneute Schmerzen. Hitze.
    Und weißes Rauschen.
    Heiße Schmerzen.
    Überall, aber vor allem in den Zähnen.
    Bilder, zusammenhanglos. Getränkt von Schlaf und Blut.
    Rote Haare. Anka? Nein, sie ist hell-dunkel.
    Nicht Ankas Haare. Die einer anderen.
    Darunter leere, tote Augen.
    Darunter ein Nachthemd. Getränkt von Schlaf und Blut.
    Ein Mann, der den Raum betritt. Eine Küche? Ja, könnte sein.
    Gellende, lautlose Schreie. Kräftige Hände umfassen seine Schultern. Dann ein Biss. Leben sprudelt und sprudelt. Ein metallischer Geschmack durchflutet das Bild.
    Der Mann sinkt zu Boden. Getränkt von ewigem Schlaf und Blut.
    Erneute Schmerzen. Hitze.
    Und weißes Rauschen.
    Drückende Schmerzen.
    Überall, aber vor allem in der Blase.
    Dylan schlug die Augen auf. Sein Blick irrte umher. Das war keine Küche. Das war ein Schlafzimmer. Er lag in seinem Bett!
    Er versuchte die Fäulnis des Schlafes aus dem Mund zu schmatzen und die fiebrige Benommenheit abzuschütteln.
    Was war geschehen?
    Anka! Sie hatte ihm erzählt, dass er dabei war, sich in einen Vampir zu verwandeln. Was für ein Unfug!
    Und dann? Er musste eingeschlafen sein. Offenbar hatte sie ihn danach bis auf die Unterhosen ausgezogen und ins Bett gelegt. Wo war sie jetzt? Nach Hause gegangen?
    Er setzte sich auf und stöhnte. Sein Kopf hämmerte, als fänden darin umfangreiche Abrissarbeiten statt. Er brauchte dringend ein Aspirin. Oder fünf. Und er musste pinkeln. So fühlte sich ein Kater von der Größe eines Flusspferdes an. Dabei hatte er keinen Tropfen getrunken! Weder Alkohol noch Blut.
    Dylan zuckte zusammen. Blut? Wie kam er nur auf eine so absurde Idee?
    Der Schotte stemmte sich hoch und schlurfte zum Badezimmer.
    Als er die Tür öffnete, raubte ihm der Anblick, der sich ihm bot, beinahe den Verstand. Vergessen waren die Kopfschmerzen. Vergessen war der Drang, die Blase zu entleeren. Er riss den Mund zu einem entsetzten Keuchen auf. Dabei hätte er nicht einmal sagen können, was ihn mehr entsetzte!
    War es sein eigener Anblick in dem großen Badezimmerspiegel über dem Waschbecken? War es die Tatsache, dass sein Spiegelbild flackerte? Erst war es da, dann wurde es durchscheinend und verschwand schließlich ganz. Und plötzlich war es wieder da, bevor es erneut durchscheinend wurde und das Ganze von vorne begann.
    Oder war es Ankas Anblick, die blutüberströmt vor dem Waschbecken stand und versuchte sich zu reinigen?
    Die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Oh!« Ein geflüsterter Hauch aus ihrem Mund. Trotz ihrer samtenen Stimme klang dieser eine Laut gefährlicher als das Brüllen eines Löwen.
    Plötzlich legte sich in Dylans Hirn ein Schalter um. Zwei unterschiedliche Gefühle überfluteten ihn, die dennoch dasselbe Ziel hatten.
    Da war Angst! Angst vor diesem hübschen, gefährlichen, netten, mörderischen Mädchen! Angst, dass bald auch Dylans Blut an Ankas Händen klebte.
    Und da war Gier! Gier nach dem Blut auf ihrer Haut. Plötzlich spürte er das unstillbare Verlangen, ihr jeden einzelnen Tropfen vom Leib zu lecken - und wenn er damit fertig war, mit dem Blut in ihrem Leib weiterzumachen.
    Mit einem animalischen Schrei stürzte er sich auf das Mädchen. Im Unterbewusstsein nahm er noch wahr, dass sein Spiegelbild durchscheinend wurde und verschwand. Diesmal tauchte es nicht wieder auf.
    Anka riss die Arme hoch und packte Dylan an den Handgelenken. Ohne große Mühe drückte sie ihn von sich weg.
    Oh Kacke, ist die stark!
    Vielleicht. Womöglich lag es aber auch an seiner eigenen körperlichen Verfassung, in der er nicht einmal einem vierjährigen Kind den Lutscher hätte wegnehmen können.
    Sein Verstand sagte ihm, dass er keine Chance hatte. Dass er unterlegen war. Dass er sehen sollte, wie er möglichst unbeschadet aus der Nummer wieder herauskam.
    Seinem Instinkt war das egal. Ohne auf die rationale Stimme in seinem Hinterkopf zu hören, schnappte er mit den Zähnen nach dem Mädchen, streckte die Zunge heraus, versuchte an das Blut zu kommen. Er ahnte, nein: er wusste, dass seine Stärke dadurch ins Unermessliche anwachsen würde.
    Plötzlich hatte Anka offenbar

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