0918 - Höllen-Engel
grauen Totenköpfen geschlungen. Die Haut in seinem Gesicht war dünn, sie wirkte wie eine Schale, in die kleine Falten hineingedrückt waren. Einige Male wurde er angesprochen, aber er ließ sich auf dem Weg nach draußen nicht beirren, und Cheryl war froh, in die kühle Nachtluft gehen zu können.
Dort atmete sie durch, schaute sich aber gleichzeitig um und suchte nach ihren Beschützern.
Keiner von ihnen war zu sehen. Trotzdem zeigte sich Cheryl nicht beunruhigt. Die beiden verstanden ihr Handwerk und würden sie nicht aus den Augen lassen. Es gab genügend Deckung in der Dunkelheit.
Beide fanden einen relativ ruhigen Platz, wo sie miteinander sprechen konnten. Darkman machte seinem Namen alle Ehre, denn er schaute Cheryl düster an.
»Noch mal, Süße, warum bist du nicht bei ihnen?«
»Weil ich nicht Bescheid wußte.«
Der DJ lachte. »Sie wollen dich heute abend in den inneren Zirkel aufnehmen, und du erklärst mir, daß du nicht Bescheid gewußt hast? Darüber kann ich nur lachen.«
»Es ist aber so.«
»Glaube ich nicht.«
»Glaubst du mir denn, daß unser Amokfahrer es nicht geschafft hat?«
»Wieso?«
»Er ist tot.«
Darkman trat einen Schritt zurück. »Nein!« flüsterte er. »Das sagst du nur so.«
»Es stimmt.«
Er saugte scharf die Luft ein. »Und woher weißt du das?«
»Ich hörte es im Radio. Es hat einen Wirbel gegeben, einen riesigen Aufstand. Er hat im Namen der Göttin seine Mutprobe bestehen sollen, aber er packte es nicht.«
Darkman knurrte einen Fluch. »Und weshalb bist du ausgerechnet hier erschienen?«
»Ich wollte mit den anderen darüber sprechen.«
»Sie sind aber nicht hier.«
»Ja, Mann, das weiß ich jetzt. Dann sag mir endlich, wo ich sie finden kann.«
Darkman verdrehte die Augen. »Willst du mich verarschen? Du weißt ganz genau, wo du hinmußt.«
»Nein, weiß ich nicht.«
»Zu Arnold.«
»Aha - und wer ist das?«
Darkman packte zu und schüttelte Cheryl durch. Er drehte den Stoff der Bluse so hart um ihren Hals, daß es schon weh tat. »Verdammt noch mal, was erzählst du mir hier?«
»Kenne - ihn - nicht«, würgte sie.
»Er ist doch tot. Er ist der Amokfahrer gewesen.« Darkman drehte Cheryl herum, so daß sie mit dem Rücken gegen die Mauer der Fabrik stieß. »Du hast selbst von ihm gesprochen.«
»Ich kenne keine Namen!«
Der DJ überlegte, ob er Cheryl loslassen sollte, und er entschied sich dafür, den Griff zu lockern.
Nach wie vor hielt er sie fest. »Keine Namen kennst du?«
»So ist es. Ihr redet euch doch mit Spitznamen an. Der eine heißt Zombie, der andere Splatter, der dritte Mörder oder wie auch immer. Ich bin doch dumm geblieben. Wie du wirklich heißt, weiß ich auch nicht.«
»Das habe ich selbst vergessen.« Er ließ Cheryl endlich los, und sie konnte durchatmen.
Bald fand sie ihre Sicherheit wieder, zupfte die Bluse zurecht und kam auf die Göttin zu sprechen.
»Was ist mit der Figur, Darkman? Du wirst doch auch eine haben?«
»Und…«
»Wenn ihr mir ebenfalls eine gegeben hättet, wäre alles ganz anders gelaufen.«
»Die bekommst du, wenn du dazugehörst.«
»Und dann?«
»Kommst du von ihr nicht mehr los.«
Cheryl nickte. »Ja, kann ich mir denken. Aber warum komme ich nicht mehr los?«
»Sie wird dich übernehmen. Sie wird ein Teil von dir. Sie ist einfach ganz anders als du. Und dieses Andere wird in dich hineindringen. Es ist ihre Botschaft, die…«
»Aber die lebt doch nicht.«
»Doch, auf ihre Weise schon.« Er kicherte. »Wenn du in ihre Augen schaust, wirst du es erkennen können. Darin ist etwas von ihr. Ein Teil ihrer Seele.«
»Ein Glanz?«
»So ähnlich«, flüsterte er. »Ein Glanz, ein Trauma, dem sich niemand entziehen kann.«
»Was ist es, Darkman?«
Er schüttelte den Kopf.
»Sag es!«
»Nein! Du wirst es früh genug erfahren. Alles zu seiner Zeit. Wenn du bei ihr bist, dann…«
»Scheiße, ich weiß nicht, wohin. Bring mich zu ihr.«
»Ich habe hier meinen Job.«
»Ja, hast du. Und was soll ich machen?« schrie sie, was Darkman gar nicht paßte, denn er fuhr sie an, das Maul zu halten.
»Was du machen sollst? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, verflucht! Ich habe keine Ahnung, aber du hast dir alles selbst verscherzt. Das siehst du doch ein.«
»Nein.«
»Hör auf, verflucht! Du…«
»Ich will von dir die Adresse wissen. Es ist meine Chance, endlich zu ihr zu gelangen, und du denkst doch ähnlich. Du mußt so denken, du hast diese Chance doch auch erhalten.«
»Das
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