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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Gläsern und schmeckte ihnen beiden.
    Sie schauten sich an, hatten sich lange genug beschnüffelt, und auch Pepe Marcas hatte sein Mißtrauen dem Fremden gegenüber zurückgestellt, wenn auch nicht ganz überwunden.
    Bill streckte die Beine aus. In der kleinen Nische hockten sie ziemlich ungestört. In der anderen Hälfte des Lokals wurde gefeiert. Musik und Gesang drangen an ihre Ohren. Sie hörten den Klang der Gitarren, das Lachen und das Glück der Menschen.
    Pepe konnte nicht lächeln. Der Schreck über die unheimliche Entdeckung steckte ihm noch in den Knochen. Er war ein relativ kleiner Mann mit dunkler Haut, schwarzem Kraushaar und leicht schräg stehenden Augen; auf seiner Oberlippe wuchs ein schmaler Bart. In diesem Jahr war Pepe vierzig geworden. »Ich kann es immer noch nicht begreifen«, sagte er nach zwei Schlucken Rioja.
    »Was können Sie nicht begreifen?«
    »Daß wir hier sitzen und dabei über Dinge reden, die es eigentlich nicht geben kann.«
    »Es gibt sie aber. Ich habe ein Bild davon.«
    »Und Sie sind extra wegen dieser Wesen hergekommen?«
    »So ist es.«
    »Aber woher wußten Sie davon? Wie ist es möglich, daß Sie mehr gewußt haben als ich? Ich wohne doch hier.«
    Bill konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Das ist ganz einfach. Man hat es mir gesagt.«
    »Wer?«
    »Ein Bekannter.«
    »In London?«
    »Nicht direkt. Er ist zwar ein Landsmann von mir, aber er stammt nicht aus London. Wir beide haben denselben Beruf. Er war vor kurzem hier in Manila und hat diese Wesen entdeckt.«
    »Zufällig?«
    Bill hob die Schultern. »Das weiß ich nicht genau. Ich kann ihn auch nicht mehr fragen, denn er ist tot.«
    »Oh! – Das ist…«
    Bill sah das Erschrecken des Mannes und wehrte rasch ab. »Nicht, was Sie denken, Pepe. Er ist wirklich durch einen Unfall gestorben. Kurz zuvor aber hatte er mit mir über das Phänomen gesprochen und mich neugierig gemacht.«
    »Deshalb sind Sie gekommen?«
    »Eben.«
    Pepe Marcas schaute in sein Weinglas. Er legte dabei die Stirn in Falten. »Wenn ich ehrlich sein soll, dann muß ich sagen, daß Sie, der Fremde, mehr wissen als ich. Ich habe dieses Wesen heute zum erstenmal gesehen. Es kann Zufall gewesen sein, denn an Fügung oder wie auch immer glaube ich nicht. Aber ich komme damit nicht zurecht. Ich habe doch eine Frau gesehen. Oder etwa nicht?«
    »Das haben Sie, Pepe.«
    Der Einheimische beugte sich vor. »War es wirklich eine Frau? War es ein Mensch, Bill? Sieht so ein Mensch aus? Ich kann es mir nicht vorstellen.«
    Bill verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Ich auch nicht, ehrlich gesagt.«
    »Das nehmen Sie so einfach hin?«
    »Nein, auf keinen Fall. Ich werde schon versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht. Es wird sich alles ergeben, aber ich mache weiter.«
    »Sie entwickeln den Film.«
    »Natürlich.«
    »Selbst?«
    »Auch das. Kein anderer soll dieses Wesen sehen. Sie sind zumindest einmalig, und ich frage mich, woher sie kommen. Sind es Menschen, sind es Tiere? Sind es Mitteldinger zwischen beiden, oder sind es dämonische Wesen, woran ich auch denke.«
    Nach dieser Frage schlug Pepe hastig ein Kreuzzeichen. Er war ein gläubiger Mensch, auch wenn sich bei ihm Glaube und Aberglaube miteinander vermischten. Wenn jemand von diesen Wesen sprach, dann stieg es schon kalt in ihm hoch.
    »Dämonen?«
    »Die gibt es.«
    »Wissen Sie das?«
    Bill nickte. »Es gibt viele Arten von Dämonen, und es gibt auch lebende Leichen, die man Zombies nennt. Sie sehen also, Pepe, daß ich kein heuriger Hase bin. Ich möchte diesem Rätsel auf die Spur kommen. Ich will wissen, ob es noch mehr von der Sorte gibt. Und ich will herausfinden, wo sie herkommen und was sie vorhaben.«
    Pepe hatte große Augen bekommen. »Das, das meinen Sie doch nicht im Ernst?«
    Bill lächelte ihn an. »Wenn ich es Ihnen sage.«
    »Aber man legt sich nicht mit diesen Kräften an. So etwas ist einfach furchtbar.«
    »Ich schon.«
    Pepe nickte und starrte danach wieder in sein Glas. »Ja, Sie, Bill, ja, aber was soll ich machen? Ich habe Angst. Ich glaube fest daran, daß diese Frau nicht die einzige war. Wenn ich mir vorstelle, wie sie ausgesehen hat, finde ich das furchtbar. Die hatte kein normales Gesicht mehr. Es sah so aus wie zugenäht.« Er schaute Bill an, um Verständnis oder Bestätigung zu bekommen. »Oder? Da war doch die Haut völlig verzerrt. Sie zog sich zum Mund hin zusammen, wo sie viele Falten bildete. Die Frau hatte

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