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0921 - Totengrinsen

0921 - Totengrinsen

Titel: 0921 - Totengrinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dank für den Tip.«
    »Bitte.«
    Jane ging einige Schritte weiter, klopfte gegen das hellbraune Holz, dann trat sie ein.
    Durch ein Rollo vor dem Fenster wurde das Sonnenlicht stark gefiltert. Das Zimmer lag im Halbdämmer. Zwischen den Schatten waren nur vereinzelte Lichtstreifen zu sehen, die in das Grau hineinflossen. Um das Bett herum standen die modernen Geräte, an die der Patient angeschlossen war.
    Auf den Meßskalen bewegten sich Punkte oder Linien. Dafür hatte Jane keinen Blick, sie interessierte der Kranke, der auf dem Rücken lag und einen Verband um den Kopf trug.
    Die Detektivin blieb, neben dem Bett stehen. Noch hatte sich Tim Book nicht gerührt. Erst als Janes Schatten über ihn fiel, zwinkerte er und öffnete die Augen.
    Jane lächelte ihm zu. »Guten Tag, Tim«, sagte sie. »Mein Name ist Jane Collins. Ich bin eine Bekannte Ihres Vaters. Er hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen.«
    Der Kranke legte eine Pause ein, wahrscheinlich dachte er nach. Dann fragte er: »Warum ist mein Vater nicht selbst erschienen?«
    »Er mußte beruflich verreisen.«
    »Ah ja…«
    »Darf ich mit Ihnen sprechen?«
    Tim deutete ein Lächeln an. »Sie sind ja schon hier, und Sie können meinem Vater sagen, daß es mir gutgeht. Ich werde es packen und wieder hier herauskommen.«
    »Das wünsche ich Ihnen sehr.«
    Tims Gesicht war blaß. Auf der Oberlippe schimmerte Schweiß. Plötzlich fragte er: »Haben Sie ihn auch gesehen?«
    »Wen?«
    »Ich weiß es nicht…«
    »Aber Sie müssen doch wissen, von wem Sie gesprochen haben, Tim.«
    »Ja, schon, aber ich kann es nicht nachvollziehen. Es ist alles so seltsam.«
    »Sie werden wieder gesund. Dann sehen Sie die Dinge ganz anders. Glauben Sie mir.«
    »So etwas kann man nicht vergessen.«
    »Was ist es denn?«
    »Ich war tot…«
    Jane schwieg.
    Tim Bock flüsterte weiter, und seine Stimme glich dabei selbst einem geisterhaften Hauch. »Ich bin tot gewesen, und ich habe mich schon auf dem Weg ins Jenseits befunden. Ich habe mich liegen gesehen, den eigenen Körper, und ich war in dem Tunnel.« Er legte eine kleine Pause ein. »Es war so wunderschön«, sagte er dann. »Einfach phänomenal. So etwas habe ich vorher noch nicht erlebt. Ich glitt durch den Tunnel, sah dieses wunderschöne, strahlende Licht, dem ich einfach nicht ausweichen wollte. Ich mußte hin, es sollte mich auffangen. Ich habe es geliebt. Es war das Ende und der Beginn…«
    »Der Himmel?« fragte Jane leise.
    »Ja, so kam es mir vor. Der Himmel, das Jenseits oder wie auch immer.« Tim redete leise. Er hatte die Augen verdreht. »Ich weiß jetzt, wie es ist, wenn man stirbt. Aber dann - dann kam er.«
    »Wer?«
    Tim Book schluckte und schwitzte noch stärker. Die Lippen bewegten sich, ohne daß er etwas sagte.
    Die Erinnerung hielt ihn umfangen. Er war erregt und stand wie unter einem nie abreißenden Stromstoß. »Ein, ein Gesicht. Ein Grinsen. Das Totengrinsen. Es, es schwebte auf mich zu. Es wollte mich haben. Das Gesicht war so schrecklich. So konnte nur der Teufel sein.«
    »Der Teufel?«
    »Für mich war es der Teufel. Ich erlebte eine Angst wie niemals zuvor, als ich das Gesicht sah. Ich wußte, daß ich nicht mehr ans Licht kommen würde. Er versperrte mir den Weg, er war zu stark. Aber dann bin ich - nein, anders. Zurück - ich bin zurück in meinen Körper. Plötzlich waren die Schmerzen wieder da, und ich hörte auch Stimmen. Heute weiß ich, wer gesprochen hat. Sie haben mich wieder zurückgeholt, und das Gesicht war verschwunden.«
    »Da sollten Sie aber froh sein, Tim.«
    Er rollte mit den Augen. »Froh, Jane? Froh, sagen Sie? Nein, ich war nicht froh.«
    »Weshalb nicht? Wollten Sie denn nicht zurück in Ihren Körper?«
    »Später schon. Da habe ich mich damit abgefunden, aber dann ließ es mich nicht in Ruhe.«
    »Das Gesicht?«
    »Ja, ja!« stieß er hervor. »Das Gesicht kehrte zurück. Immer und immer wieder. Ich habe es gesehen, während ich hier im Bett lag. Es erschien wie ein Schatten, den die Unterwelt verlassen hatte. Es kam, es zeigte sich mir überdeutlich. Es war, als wollte es mir sagen, daß es noch nicht aufgegeben hatte…«
    Er verstummte und gab Jane damit Gelegenheit, eine neue Frage zu stellen.
    »Sie haben das Gesicht noch nie zuvor gesehen?«
    »Nein, nie. Das gehörte doch keiner lebenden Person. Das war ein Toter.«
    »Und es kam aus dem Tunnel?«
    »Ja, auch. Oder vielleicht auch nicht. Ob es aus dem Licht gekommen ist, weiß ich nicht. Das kann ich auch nicht

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