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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Waffe ab, aber sie erwischte mich trotzdem. Sie erwischte mich am Oberschenkel, zerfetzte die Hose und riß eine schmerzende Furche ins Fleisch.
    Jemand schrie wütend auf. Ich war es nicht, sondern die Frau, die über ihre erste Attacke unzufrieden war und schon wieder ausgeholt hatte, um mir dieses komische Ding erneut in den Leib zu rammen.
    Diesmal war ich auf der Hut.
    Ich drehte mich zur Seite, allerdings zur falschen und landete auf dem Bett, das unter meinem Aufprall nachgab, allerdings nicht zusammenbrach. Mit den Händen konnte ich mich nicht verteidigen, ich mußte einfach die Füße einsetzen, zog die Beine an und rammte sie genau in dem Augenblick vor, als Carol mit hocherhobenem Messerarm auf mich zusprang.
    Mein wuchtiger Tritt erwischte sie vorher. Sie fiel zurück und ruderte dabei mit den Armen. Dann krachte sie gegen den Tisch, der weiterrutschte, aber nicht umfiel, weil er von der Wand gebremst wurde.
    Dafür rutschte Carol weg. Sie hatte in einer für sie ungünstigen Schräglage gehangen. Als sie fiel, sah es aus wie in einer Zeitlupenszene.
    Ich war längst wieder auf den Beinen. Eine weitere Chance zum Angriff bekam Carol nicht mehr.
    Ich war sofort bei ihr und wand ihr mit einem geschickten Griff auch die zweite Waffe aus der Hand.
    Dann zerrte ich sie hoch.
    Sie wehrte sich nicht. Carol war zu einem wimmernden und zitternden Bündel geworden, als ich sie auf das Bett warf, wo sie liegenblieb und nicht mehr an Gegenwehr dachte.
    Ich bekam Zeit, mich um meine Verletzung zu kümmern. Zuerst schaute ich mir den Stoff an, der einen Riß bekommen hatte. Ich erweiterte ihn und entdeckte die lange, blutige Schramme an meinem Oberschenkel. Jetzt, wo die erste Anspannung vorbei war, spürte ich auch den Schmerz, der sich glühend über mein Bein fraß und dabei den Weg nach oben ebenso nahm wie den nach unten.
    Das Bein konnte ich normal bewegen und den ziehenden Schmerz mußte ich mir eben verbeißen.
    Ich drehte mich um.
    Carol Holmes lag auf dem Rücken und starrte mich an. Sie sah aus wie eine Person, die unter Fieber leidet, was ich besonders in ihren Augen entdeckte. Wenn man von einem heißen, wütenden und haßerfüllten Blick sprechen konnte, dann traf es bei ihr zu. Freunde waren wir beide sicherlich nicht und würden es auch nicht werden.
    Ich nahm wieder Platz. Bei dieser Bewegung verdoppelte sich der Schmerz, aber ich ließ mir nichts anmerken, sondern sprach Carol an. »Warum? Warum nur?«
    »Du kannst mich nicht aufhalten!« keuchte sie. »Du kannst mich nicht von ihm trennen.«
    »Er war noch nicht hier!« erwiderte ich. »Er hat dir das Totenbuch versprochen, aber nicht gezeigt.«
    »Ich werde es noch sehen!« kreischte sie. »Ganz bestimmt werde ich es noch sehen.«
    »Da müßte es mir dein Begleiter abnehmen.«
    »Das wird er auch. Vielleicht hat er es schon. Du hast es unbewacht gelassen, nicht wahr?«
    Es stimmte, und mit ihren Worten hatte sie mich auf einen Schwachpunkt hingewiesen, der mir überhaupt nicht gefiel. Ich war ehrlich gegen mich selbst, denn ich hatte das Totenbuch einfach vergessen. Sollte der Begleiter in der Nähe sein, dann würde er es auch finden.
    Hier in dieser Hütte wollte ich nicht länger bleiben. Das erklärte ich Carol auch. »Kommen Sie mit. Es hat sich nichts geändert. Sie werden das Totenbuch in die Hände nehmen können, aber zu meinen Bedingungen. Ist das klar?«
    »Ich will nicht.«
    Sie blieb zwar liegen, nahm aber eine Abwehrhaltung an. Dabei hatte sie die Beine und Arme angewinkelt.
    Sie erinnerte mich in diesem Moment an eine große Katze, die auf dem Rücken liegt und darauf wartet, sich wieder in die Höhe zu wuchten.
    »Sie werden aber mitgehen, Carol!«
    In meinen Augen hatte sie wohl gesehen, daß ich es ernst meinte. Das war auch der Fall. Wenn sie nicht freiwillig mit mir kam, mußte ich leider Gewalt einsetzen. Ich wollte sie nicht allein lassen, denn nur durch meine Begleitung konnte ihr Leben gerettet werden.
    Plötzlich lächelte sie. Ein falsches Lächeln, das war zu sehen. Sie richtete sich auch auf. Ihre leicht nach oben gebogene Nase schnupperte, als wollte sie einen besonderen Duft einfangen. Dann saß sie auf dem Bett und starrte zu mir hoch.
    »Er ist hier, John. Er ist hier! Ich weiß es genau. Der Begleiter hat mich nicht im Stich gelassen.«
    Sie rieb ihre Hände wie ein Kind, das sich freut. »Er ist wirklich hier. Ich habe ihn schon gehört, und er wird mich retten.«
    Ich lachte über diese Worte nicht. Sie

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