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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnten durchaus zutreffen, denn Carol wußte mehr als ich.
    Sie stand auch in einem anderen Kontakt zu diesem Wesen, aber ich entdeckte ihren Begleiter nicht, auch wenn ich mich umschaute.
    »Stehen Sie auf!«
    »Gern!« erklärte Carol und lachte mich dabei an. »Ich mache alles, was du willst.«
    Sie kam tatsächlich hoch, drehte sich vor mir und breitete die Arme aus. »Wohin jetzt?«
    »Nach draußen.«
    Carol nickte. Sie schob sogar ihren Arm unter den meinen, so daß wir aussahen wie ein Paar, als wir in Richtung Ausgang gingen. Carol gab sich locker, sie wirkte sogar heiter, und auf ihren Lippen lag ein breites, schon glückliches Lächeln.
    Die Tür war nach meinem hastigen Eindringen nicht wieder zugefallen. Ich trat sie trotzdem noch weiter auf, blieb dicht hinter der Schwelle stehen und schaute in den Garten hinein.
    Zwar hatte Carol von ihrem Begleiter gesprochen, zu sehen aber war er nicht. Der Garten lag normal und auch leer vor uns. Weder Mensch noch Tier bewegte sich darin.
    Carol stieß mich an. »He, suchst du ihn?«
    »Nein.«
    »Du wirst ihn auch nicht sehen können, denn er ist bei mir, John, nur bei mir. Er hat es mir versprochen, und ich habe gemerkt, daß er sein Versprechen auch halten will.«
    »Was hat er dir gesagt?«
    »Daß ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Er wird mich an das Ziel heranbringen. Er ganz persönlich.«
    »Dann werden wir beide mal weitergehen. Auch ganz persönlich.«
    Sie stemmte sich von mir weg. »Und wohin.«
    »Ich sagte Ihnen, daß wir das Totenbuch holen werden. Es liegt in meinem Fahrzeug. Allerdings werden wir bis zum Parkplatz laufen müssen. Aber das schaffen Sie bestimmt.«
    »Klar, falls wir dort ankommen.«
    »Ich sorge dafür.« Das Kreuz steckte griffbereit in meiner rechten Jackentasche. Der Frau war dieser Wechsel nicht aufgefallen.
    Wieder durchquerte ich den Garten. Diesmal allerdings in Begleitung, und locker war ich im Gegensatz zu meiner Begleiterin nicht. Ich hielt die Augen offen und wünschte mir auch, welche an meinem Rücken zu haben. Da dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging, war ich gezwungen, mich des öftern umzudrehen.
    Sichtbar verfolgt wurden wir nicht. Das mußte nichts zu sagen haben. Ich traute dem Begleiter einiges zu, obwohl ich noch immer nicht wußte, wer sich hinter ihm verbarg.
    Der Begriff Begleiter war mir einfach zuwenig. Es mußte ein Motiv geben und sicherlich auch einen Zusammenhang zwischen dem wunderlichen Paul Sibelius und ihm.
    Den Garten ließen wir hinter uns. Nach dem kleinen Tor wandten wir uns nach rechts. Der Weg war mit Unkraut überwuchert, aber auf dem Boden lagen kleine Steine, die sich dort wie Schotter verteilten und unter unseren Sohlen knirschten.
    Der Nachmittag war bereits in den frühen Abend übergegangen. Das Wetter war unverändert schwül. Kopfschmerzen kündigten sich bei mir an.
    Rechts und links breiteten sich die Gärten aus. Die Stille war geblieben. Musikfetzen drangen aus einem Garten an unsere Ohren. Wir nahmen auch den Rauch eines Grillfeuers wahr. Von vorn drang uns ein dumpfes Dröhnen entgegen. Motorradgeknatter. Die Clique, die in dem Lokal einen zur Brust genommen hatte, fuhr ab. Das Echo ihrer Maschinen waberte noch eine Weile durch die Stille, bis es schließlich verebbte. Andere Geräusche waren wieder zu hören.
    Eine Frau rief nach ihrem Mann.
    Jemand lachte laut.
    Die Musik änderte sich, denn in einem anderen Garten saß jemand, der gern Opern hörte.
    Carols Heiterkeit blieb. Sie fühlte sich so glücklich wie eine Braut, die endlich die Stunde ihrer Hochzeit vor sich liegen sah. Je besser sich Carol fühlte, um so mulmiger wurde mir. Was wußte sie? Was hatte man ihr gesagt? Was es dem Begleiter tatsächlich möglich gewesen, mit ihr Kontakt aufzunehmen?
    Ich hatte keine Ahnung, ging aber von gewissen Dingen aus und mußte mit dem Schlimmsten rechnen.
    Überraschungen aller Art war ich gewohnt, auch Angriffe aus dem Unsichtbaren hervor.
    Ich wollte Carol etwas aus ihrem fröhlichen Rhythmus herausbringen und fragte sie deshalb:
    »Warum wollten Sie in den Tod gehen? Was hat Ihnen dieses Leben so Schlimmes gebracht, daß Sie es einfach wegwerfen wie einen alten Lappen?«
    »Das ist gut, John. Ja, Lappen ist gut. Mehr ist das Leben für mich auch nicht gewesen. Nur ein Lappen, ein alter, stinkender Lappen, der vernichtet werden muß.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Du kannst daran nichts ändern.«
    »Ich möglicherweise nicht, aber ich könnte dafür sorgen, daß du

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