0925 - Geburt eines Dämons
Hexennovizin gekillt. Könnte das die Verbindung zwischen den Orten sein?«
Zamorra sah McMour verblüfft an. »Gar kein so schlechter Gedanke, mein Lieber. Wenn eine der drei Hexen etwas mit der Novizin zu tun hatte, könnte das tatsächlich der Grund für die magische Brücke sein. Wir werden's herausbekommen.«
»Ach. Und wie? Sollen wir uns etwa bei dieser Madame Fettkloß, oder wie die hieß, einladen?«
Zamorra trommelte mit der Linken aufs Lenkrad. »Genau das werden wir tun, mein Lieber.«
»Blödsinn. Wie sollen wir die je finden, die Madame Fettkloß?«
»Montclos, mein Lieber. Es geht eben nichts über eine gute Nachbarschaft.«
McMour bewies, dass er ein absoluter Schnellmerker war. »Du willst damit sagen, dass diese Fettkloß deine Nachbarin ist?«
»Fünf Kilometer entfernt, nicht mehr. Die Einladung habe ich ohnehin bereits. Ich muss nur noch die Absage stornieren.« Zamorra grinste kurz. Dann fiel das Grinsen förmlich in sich zusammen. »Unglaublich. Ich kenne Diane noch als Baby und als junges Mädchen. Der absolute Stolz von Mama und Papa. Zu Recht, muss ich sagen. Und dieser süße kleine Fratz soll zur gefährlichen Hexe mutiert sein? Quasi unter meinen Augen? Es würde mir das Herz brechen, wenn's denn tatsächlich so wäre. Aber wie immer werde ich der Wahrheit ins Auge sehen. Und wenn sie noch so bitter ist. Bis dahin bin ich aber erstmal nur rechtschaffen empört.«
»Wieso das?«
»Ich soll also diese Oberhexe Tara Maga abserviert haben. So, so. Unglaublich, für was man unwissentlich so alles verantwortlich gemacht wird. Und das auch noch von seiner nächsten Nachbarschaft. Schon deswegen muss ich mal dringend ein Wörtchen mit Diane reden.«
***
Eamonna Falcon setzte sich in ihr Auto und fuhr die 30 Kilometer zurück nach Feurs. Als Leiterin des örtlichen Fremdenverkehrsbüros oblag ihr die Aufgabe, den Tourismus in der kleinen Gemeinde anzukurbeln; zum einen durch verschiedene, publikumsträchtige Veranstaltungen, zum anderen durch die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, Städten und Institutionen, vorrangig dem Departement Loire; denn Feurs alleine ließ sich den Touristen trotz aller Bemühungen im Eventbereich nur schwer schmackhaft machen. Eamonna hatte es geschafft, eine vielversprechende Zusammenarbeit mit Château de Montclos an Land zu ziehen, was umso erstaunlicher war, da die Familie Pérouse de Montclos, was öffentlichen Publikumsverkehr betraf, als eher scheu und zurückhaltend galt. Dass das Ganze nur über ihre Hexenschwester Diane funktionierte, brauchte niemand zu wissen.
Eamonna war eine der angesehensten und beliebtesten Persönlichkeiten Feurs. Ein perfekter Deckmantel, unter dem sie ihre wahre Natur ausleben konnte. Und nun stand sie kurz vor dem Ziel! Denn dass sie es schaffen würde, das Hexendiadem des Zirkels von Feurs zu erobern, daran zweifelte sie nicht einen Moment. Sie kicherte leise, als sie durch die Nacht raste. Lavinia und Vanessa waren ihr nicht gewachsen. Lediglich Tara Maga und Diane waren ihr über gewesen, aber die eine war bereits tot und die andere durften sie nun ganz offiziell beseitigen. Der Weg war also frei für sie. Ein weiterer Schritt auf ihrem langen Weg zur Dämonin. Stygia, die Herrin, diente ihr hierbei als Vorbild. Auch die heutige Herrin der Hölle war einst eine Hexe gewesen.
Eamonna parkte ihren Renault an der Straße und betrat ihre Wohnung, die ganz in der Nähe der Pfarrkirche Notre Dame lag. Die Hexe ging noch unter die Dusche und ging in Gedanken eine ganze Reihe von perfiden Plänen durch, mit denen sie alle aufs Kreuz legen konnte. Die Wasserstrahlen, die warm auf ihre Haut prasselten und sie sanft massierten, halfen ihr dabei.
Plötzlich stutzte die Hexe. Und erstarrte. Irgendetwas war… anders. Sie spürte etwas… Gefährliches?
Ein bizarr geformter Schatten erschien aus dem Nichts, wanderte über die Wand des Badezimmers und ließ das Licht flackern. Bevor Eamonna auch nur den Ansatz eines Zauberspruchs über die Lippen bekam, stürzte sich der Schatten auf sie und hüllte sie ein.
Eamonna gurgelte. Voller Entsetzen riss sie die Augen auf. Und brach zusammen.
***
Zamorra lenkte den BMW die sanft ansteigende Straße zum Château de Montclos hoch.
»Sieht ja super aus, der Kasten«, bemerkte Dylan McMour auf dem Nebensitz. »Aber mit deinem Château kann Montclos nicht mitstinken, nicht mal im Ansatz.«
Zamorra lächelte. Das seltsame Gefühl, statt Nicole nun den Schotten als ständigen Begleiter
Weitere Kostenlose Bücher