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0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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unheimlicher.« McMour steckte die Strahlwaffe in den Hosenbund und schloss sorgfältig den Jackettknopf darüber. Es entstand nur eine leichte, unauffällige Beule. Wie bei Zamorra. Gut so. Für einen Moment glaubte er einen schwarzen Schatten über die Wand huschen zu sehen, wo eigentlich gar keiner sein durfte. Aber das war wohl eine optische Täuschung gewesen, irgendein Reflex der gläsernen Lüster.
    »Wie ich das gedreht habe? Ich sag's dir bei Gelegenheit. Aber jetzt los.«
    Die Gäste stiegen über die breite, mit einem roten Teppich belegte Ehrentreppe, die von mannshohen Porzellanfiguren gesäumt war, nach oben. Die Figuren zeigten verschiedene Handwerker bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten. Auf halber Geschosshöhe gab es eine Plattform, auf der die beiden Schlossherrinnen standen und die vorbeiflanierenden Gäste persönlich begrüßten.
    Madame Marie Pérouse de Montclos strahlte wie immer, als sie Zamorra erblickte. Die dickliche, mütterlich wirkende Frau mit der altertümlich hoch toupierten weißen Perücke und dem hellgrünen Barockkleid war wie immer mit viel zu viel Schmuck behängt, ein wenig zu stark geschminkt und wirkte so wie die Karikatur einer Edeldame aus der Barockzeit. Diane, die zu einer schönen jungen Frau herangereift war, vermittelte da einen ganz anderen Eindruck. Ihre Mutter um einen Kopf überragend, war sie fast so groß wie Zamorra. An ihrem sehnigen, schmalen Körper, der kaum Rundungen aufwies, schien nicht ein Gramm Fett zu viel zu sein. Sie besaß einen leicht maskulinen Einschlag, was die braune Kurzhaarfrisur noch unterstrich. In Dianes leicht schräg stehenden Augen mit der hellbraunen Iris glaubte Zamorra etwas Hartes, Brutales wahrzunehmen. Auch ihr Lächeln wirkte eher kalt.
    Madame Marie Pérouse de Montclos, die in ihren Geburtstag hinein feierte und der deswegen noch niemand gratulierte, schüttelte dem Professor die Hand und vergaß dabei ein klein wenig die Etikette. »Enchanté, Herr Professor. Schön, dass Sie es mal wieder einrichten können, mir die Ehre zu geben. Ich freue mich. Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen? Das müssen Jahre sein, nicht wahr? Schade, dass Ihre Frau Gemahlin verhindert ist. Aber mir ist jeder Gast, den Sie mitbringen, ebenso willkommen. Lord of Mour, sagen Sie? Alter schottischer Adel? Ich freue mich, Lord of Mour. Sie haben sicher eine Menge zu erzählen. Wir haben nachher ausgiebig Zeit, um uns zu unterhalten. Ich freue mich darauf.« Sie hielt nun Dylan ihre weiß behandschuhte Hand hin. Er ergriff sie formvollendet.
    Zamorra gab derweil Diane die Hand. Er lächelte sie an und setzte dabei sein unverfänglichstes Gesicht auf. »Mein Gott, wie doch die Zeit vergeht. Als ich dich… oh, Entschuldigung, das steht mir ja jetzt wohl nicht mehr zu. Ich meine, als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie elf oder zwölf. Und nun steht eine junge, wunderschöne Frau vor mir«, plapperte er. »Was machen Sie denn so beruflich? Ach, ich halte den Verkehr schon wieder auf, das müssen Sie mir nachher erzählen. Wollen Sie?«
    Diane musste unwillkürlich lächeln. »Aber gerne, Professor. Sie dürfen übrigens nach wie vor gerne du zu mir sagen. Wenn Sie das wollen, natürlich nur. Bis später.«
    Zamorra ging drei Stufen weiter. Plötzlich zuckte er innerlich zusammen. Er glaubte, nicht richtig zu hören! Was war das gerade gewesen? Langsam drehte er sich um.
    »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mademoiselle Pérouse de Montclos. Sagen Sie, das Instrument, das die Figur hinter Ihnen schwingt, ist nicht zufällig der Hexenhammer? Da könnte man ja direkt Angst bekommen, nicht wahr?«
    Zamorra sah, dass Dylan McMour noch immer Dianes Hand hielt und die Frau anlächelte. Die Porzellanfigur hinter ihr zeigte den Schmied, der gerade einen Schmiedehammer auf ein Hufeisen herabsausen ließ.
    Dianes Gesicht verzog sich zu einem kühlen Lächeln. »Wie kommen Sie gerade auf den Hexenhammer, Lord of Mour? Eine interessante Assoziation, wirklich. Beschäftigen Sie sich mit Hexen?«
    »Nein, Gott bewahre. Das war nur ein dummer Witz, nichts weiter.« McMour löste sich von ihr und schloss zu Zamorra auf.
    »Bist du eigentlich vom wilden Affen gebissen?«, zischte Zamorra, als sie den Treppenabsatz erreichten und für einen Moment alleine waren. »Wie kannst du ihr so einen Mist erzählen?«
    »Warum?«
    »Warum? Das fragst du noch? Du hast sie gewarnt mit deinem blöden Witz, du Unglückseliger. Diane weiß jetzt, dass

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