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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ans Kinn. Weil er gute Augen hatte, sah er, wie seine Großmutter Pauline soeben vor das Fachwerkhäuschen trat und einen Eimer Wasser ausleerte. Sein Blick wurde einen Moment lang weich. Grandmaman Lin, wie er sie nannte, war die einzige verbliebene Verwandte. Denn seine Mutter war längst tot und seinen Vater hatte er nie gekannt. Jerome liebte seine Großmutter zärtlich. Die alte Dame war 98, hatte das Herz aber immer noch auf dem rechten Fleck.
    Neben ihm schnaubte Napoleon und scharrte mit den Hufen. »Na, was ist«, fragte Jerome in Richtung des braunen Hannoveraner Hengstes, auf dessen Rücken er immer das Gefühl hatte, zu fliegen. Hinter ihm raschelte es und so wurde ihm klar, auf was das Pferd reagierte. Jerome schaute über die Schulter und sein Herz fing wieder heftig zu pochen an. Er schluckte.
    Ciranoush Etcheberria trat aus dem Wäldchen. Völlig nackt, so wie er selbst auch es war. Jerome stierte sie förmlich an. Er konnte sich an ihrem makellosen Körper mit den schweren Brüsten, den perfekt geformten Hüften und dem scharf gezogenen Dreieck nicht satt sehen. Cira genoss seine gierigen Blicke sichtlich. Sie war nur kurz beim Austreten gewesen und kam jetzt mit laszivem Hüftschwung auf ihn zu.
    Ich krieg die Krise , dachte er. Denn Ciranoush Etcheberria hatte noch weit mehr als ihren makellosen Körper zu bieten. Lange, rote Haare, dunkelgrüne Augen. Und ein sanftes Lächeln, das keinen Mann der Welt kalt gelassen hätte. Dachte er jedenfalls. Erneut packte ihn die Erregung, auch wenn er das nicht mehr für möglich gehalten hätte.
    Cira setzte sich neben ihn, streichelte kurz über seinen schwarzen Haarschopf und schon wieder lag ihre Hand auf seinem Knie. »Ich bin so scharf auf dich wie nichts sonst auf der Welt, Jerome Dufy, weißt du das?«, flüsterte sie heiser und seine Erregung wuchs nun ins Unermessliche. Aber auch sein schlechtes Gewissen.
    Vilma, bitte vergib mir , dachte er und ein paar als Spotlights auftauchende Bilder aus der Vergangenheit drängten sich gleich noch mit dazu. Vilma war Hausmädchen auf Maison Caraman gewesen, ein fröhliches, unbeschwertes junges Reh, in das sich Jerome Hals über Kopf verliebt hatte. Und Vilma sich in ihn. Sie hatten sich heimlich verlobt und zwei Tage später war Vilma tot gewesen, von einer Klippe gestürzt, ein furchtbarer Unfall, den sich niemand so richtig erklären konnte. Jerome war fast umgekommen vor Schmerz.
    Zwei Wochen war das jetzt her. Und was tat er? Er lebte seine Trauer mit Cira aus, die seit zehn Tagen als Nachfolgerin Vilmas auf Maison Caraman wirkte. Und wie sie wirkte! Ciranoush hatte sich umgehend an Jerome herangemacht und ihm unverblümt zu verstehen gegeben, dass er ihr Traummann sei. Und Jerome hatte sich ihr nicht entziehen können, trotz seiner Trauer und seines Entsetzens über sich selbst; denn ihre Reize, gepaart mit unglaublichem Liebreiz, machten ihn fast wahnsinnig. Nur gut, dass niemand von seiner Verlobung mit Vilma wusste, denn sie hatten sie erst eine Woche später, an Vilmas Geburtstag, öffentlich bekannt geben wollen. Sonst wäre er für diese Schande auch noch öffentlich gebrandmarkt worden.
    Warum will sie gerade mich? , fragte sich Jerome immer wieder verzweifelt. Und warum lässt sie mir keine Zeit, meine Trauer zu überwinden? Er hegte den starken Verdacht, dass ihr Argument, sie wolle ihn doch nur von seiner Trauer ablenken, denn das Leben sei viel zu schön und zu kurz, um lange zu trauern, ein vorgeschobenes war. Die Annahme, Ciranoush könnte sehr ichbezogen und egoistisch sein und sich ohne Rücksicht auf Verluste das nehmen, was sie gerade wollte, lag da schon wesentlich näher.
    Aber selbst wenn er sich das bewusst machen konnte, hatte er dennoch keine Chance, Cira zu widerstehen. Dazu war er zu schwach. Und viel zu sehr Mann. Denn Ciranoush Etcheberria hielt locker mit den schönsten Frauen der Welt mit. So ein Angebot konnte er einfach nicht ausschlagen. Unter keinen Umständen. Und seien sie noch so makaber. Ihm blieb nur noch die Option, unglücklich darüber zu sein - und sich immer wieder zu fragen, was ihn eigentlich so anziehend für eine Frau dieses Kalibers machte.
    Vilma war auch hübsch gewesen, aber so anders hübsch. Sie hatte zu ihm gepasst. Nicht so wie Cira, die trotz ihrer Nähe immer noch so unheimlich weit weg war für Jerome, eine normalerweise unerreichbare Göttin für einen durchschnittlich aussehenden Mann wie ihn. Ciranoush hätte sicher ein berühmtes Model sein und

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