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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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ihn hinauf.
    Vor seinen Augen breitete sich bis zum Horizont das Meer.
    Dunkle Wolkenfetzen jagten über den Himmel.
    John Mallory stieß einen triumphierenden Schrei aus. Auf dem Wasser, das schon bis zur Hälfte die Hügel umspülte, schaukelte in einiger Entfernung das Rettungsboot der Betsy Ann.
    Er rutschte schnell die Steinblöcke hinab und hechtete in die quirlende, schaumige Gischt. Mit ein paar langen Stößen schaffte er es. Gierig krallten sich seine Finger um den Bootsrand. Mit letzter Kraft zog er sich hinauf und ließ sich in das Boot fallen.
    Eine Weile blieb John Mallory keuchend zwischen den einfachen Holzbänken liegen, dann zog er sich an einer Ruderdolle hoch und blickte über den Rand des Bootes zur Insel des Satans hinüber.
    Nur noch die Spitzen der Hügel ragten aus der bewegten See. Gleichmütig sah er zu, wie auch diese langsam verschwanden. Keinen Augenblick dachte er daran, daß es eigentlich einen gewaltigen Strudel geben mußte, der das Boot mit in die Tiefe reißen konnte.
    John Mallory wußte jetzt, daß die Insel nur zu dem Zweck aufgetaucht war, ihn in einen Untoten, einen Dämon zu verwandeln, der die Welt zum Bösen verändern sollte. Die Mächte, die ihn so geschaffen hatten wie er jetzt war, würden ihn beschützen.
    Plötzlich weiteten sich seine Augen.
    Am Bug des Bootes trieb ein länglicher Gegenstand im Wasser.
    Eine Peitsche!
    Mallory kletterte über die Sitzbänke, balancierte vorsichtig bis zur Spitze und fischte sie aus dem Meer. Genießerisch zog er die sechs Lederstreifen durch seine krallenbewehrten Finger.
    John Mallory legte sich auf den Boden und verfiel in seltsame Wachträume.
    Viele Tage und Nächte lag er im Boot. Tief und fiebrig lagen seine Augen in den Höhlen. Das Wangenfleisch schmolz bis auf die glasige Haut zusammen. Hin und wieder entfloh ein hohles Röcheln seiner Brust.
    Noch befand sich John Mallory in der Gefangenschaft der riesigen Wasserwüste.
    Aber wehe, wenn er ihr entrinnen sollte...
    ***
    Der hochgewachsene junge Mann im Trenchcoat schien gut aufgelegt zu sein. Fröhlich vor sich hin pfeifend schlenderte er die Charing Cross Road hinunter. Vor der Statue Henry Irvings blieb er stehen und steckte sich eine Zigarette an.
    »Guten Abend, Sir.« Er nickte dem Denkmal zu, bevor er weiterging.
    Der Mann hatte einen hundertzweiundneunzig Zentimeter großen, athletisch gebauten Körper. Er war intelligent und hatte schon einige undurchsichtige und unheimliche Kriminalfälle erfolgreich geklärt.
    Es war niemand anderes als der Journalist Frank Connors. Jetzt war er auf dem Weg zum Granada Theater.
    Frank Connors hatte aber nicht die Absicht, sich das Stück anzusehen, das dort schon seit einigen Monaten über die Bretter lief. Dieses Vergnügen hatte er sich schon vorher gegönnt Er wollte seinen Freund, den Hauptdarsteller Henry Danforth und dessen Frau Lorna, abholen. Henry und Lorna hatten ihn gebeten, sie einmal zu einer Sitzung des Geister-Clubs mitzunehmen.
    Da Henry und Lorna am nächsten Tag in Urlaub fahren wollten, hatte Frank die Sache für den heutigen Abend arrangiert.
    Mittlerweile hatte er das Theater erreicht.
    In großen weißen Metallbuchstaben stand über der Mitteltür:
    »Henry Danforth, in Tödliche Liebe.« Über die Plakate zu beiden Seiten war ein Streifen geklebt. »Heute letzte Vorstellung.«
    Gemächlich stieg der Reporter die zwei steinernen Stufen empor.
    »Hallo, Frank«, rief eine Frauenstimme. Lorna Danforth hatte ihn im Foyer des Theaters erwartet.
    »Hallo, Lorna.« Frank betrachtete die Frau seines Freundes mit einem Blick, der alles sagte.
    Lorna Danforth war aber auch wirklich Extraklasse.
    Sie hatte Kurven wie eine Venus, eine zerbrechliche Taille, rundliche, weichgeschwungene Hüften und lange, rassige Beine. Im reizvollen Gegensatz zu Lornas dunklen, schimmernden Haaren waren ihre Augen strahlend blau. Lorna hatte einen leichten Mantel über ihr elegantes Kleid geworfen.
    Als sie nun Franks bewundernden Blick lange genug genossen hatte, lief sie mit ausgestreckten Armen auf ihn zu und hob ihm die Wange entgegen Lorna Danforth lächelte, als der Journalist ausgiebig von dem Angebot Gebrauch machte.
    »Hand aufs Herz, Frank. Das gefällt dir, wie?«
    »Was, bitte?«
    »Diese Sitte beim Theater, einander in die Arme zu fallen und abzuküssen, sooft man sich trifft.«
    »Wenn du die Wahrheit hören willst, Lorna — ja, ich halte sehr viel von dieser Sitte«, gestand Frank breit grinsend.
    Lorna lächelte.
    »In

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