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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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Erlebnisses im Geisterclub erholt. Ihm schmeckte es genauso wie Frank Connors, der immer für eine gute Mahlzeit zu haben war. Nur Norna stocherte lustlos auf ihrem Teller herum.
    »Sagt mal, was würdet Ihr davon halten wenn ich mit Euch zusammen Ferien machen würde?« fragte Frank, nachdem er seinen Teller abgeräumt hatte.
    »Geht das denn? Das wäre doch wunderbar.« Lorna Danforth war sofort von Franks »plötzlicher« Idee begeistert. Sie lebte sichtlich auf.
    »Warum eigentlich nicht«, knurrte Henry Danforth aus vollen Backen kauend.
    »Ich habt mich überredet«, meinte der Reporter grinsend.
    ***
    Das Hotel Sea View lag etwas erhöht. Die ersten Schatten der Dämmerung senkten sich bereits über das Land. Vom Meer her wehte eine frische Brise und spülte die Wellen über den steinigen Strand. Sie brachen sich nicht mit Schaukronen wie bei einer Brandung, sie nippten nur gegen die bemoosten Steine und liefen sanft gegen den Strand hinauf, bis zu dem schmalen Gürtel aus leeren Schneckenhäusern und Muschelschalen.
    Es roch nach frischer Seeluft, faulem Tang und vermodertem Treibholz.
    Die beiden alten Männer starrten gelangweilt auf das Wasser.
    »Immer dasselbe«, murmelte Commander Egerton, der größere von den beiden. »Ein bißchen Golf spielen, spazierengehen, abends Billard oder Fernsehen, das alles hängt mir zum Hals heraus.«
    Egerton hatte den Offiziersrock schon vor einem Jahrzehnt ausgezogen, wurde aber noch immer mit »Commander« angesprochen.
    »Ja, es ist ein trostloses Leben«, bestätigte Jeremy Hackert, der pensionierte Universitätsprofessor. Seine untersetzte, vierkantige Gestalt war fast so breit wie hoch. Die abstehenden Ohren eigneten sich gegebenfalls zum Segeln. Seinen kleinen Schweinsäuglein konnte so schnell nichts entgehen.
    »Commander«, murmelte er, »da ist was.«
    Sein Arm zeigte auf einen kleinen schwarzen Punkt.
    »Wo?« Gleichgültig folgten Egertons Augen der angegebenen Richtung.
    »Tatsächlich. Da treibt etwas herum, ein Boot und kein Mensch darin«, bestätigte er erfreut über die Ab-wechslung. »Man müßte es einholen lassen«, setzte er leise hinzu.
    »Ich glaube, das ist nicht nötig«, murmelte der Professor.
    »Sehen Sie.«
    Das Boot schien sich langsam zu nähern.
    Die beiden Pensionäre standen und starrten hinaus.
    Die Dämmerung hatte sich verdichtet, es war fast dunkel geworden. Unter dem farblosen Himmel dehnte sich schwarz und glitzernd das Meer.
    »Jetzt kriege ich es«, brummte Eger-ton. Er bückte sich, streifte hastig Schuhe und Strümpfe ab, krempelte die Hosenbeine hoch und watete ins Wasser.
    Die eisige Kälte des nassen Elements ließ ihn nach wenigen Schritten zögern. Das Wasser schlug jetzt schon gegen seine, bis über die Knie hochgezogenen Hosenbeine.
    »Donnerwetter.« Es waren doch nur noch wenige Schritte bis zu dem leise schaukelnden Boot. Commander Eger-ton war als Dickkopf bekannt. Ein einmal gesetztes Ziel nicht zu erreichen, ging ihm gegen den Strich. Die Zähne zusammengebissen, kämpfte er sich vorwärts.
    Er bekam das Boot zu fassen und konnte es mit einiger Mühe bis ins fußtiefe Wasser ziehen.
    »Was sagen Sie jetzt, Hackert.« Die Stimme des Commanders klang triumphierend. Er reckte sich im stolzen Bewußtsein seiner sportlichen Leistung. Seine unschuldige Freude wurde von der mißgünstigen Stimme des Professors getrübt.
    »Der Kahn wäre auch ohne Sie an Land gespült worden, mein Lieber.«
    Commander Egerton beugte sich über den Rand des Bootes und prallte zurück. Sein Blick war auf einen, zwischen den Sitzbänken liegenden Mann gefallen.
    »Hier liegt jemand«, schrie er Professor Hackert zu.
    »Ein Mensch?«
    Neugierig geworden platschte Hackert mit Schuhen und Strümpfen ins Wasser.
    Sie beugten sich jetzt beide über den Bootsrand. Eiskalt lief es ihnen über den Rücken. Das Aussehen des Mannes machte einen furchtbaren Eindruck auf sie.
    Der überschlanke Körper und das bleiche, eingefallene Gesicht mit den unnatürlich tief in den Höhlen liegenden Augen, erinnerten an ein Totengerippe.
    »Commander, glauben Sie, daß er noch lebt?« flüsterte Professor Hackert.
    Der Angesprochene schluckte.
    »Das — müssen wir feststellen«, murmelte er, gab sich einen Ruck und kletterte in das Boot.
    Als Egerton sich bückte und den Kopf des Fremden anhob, öffneten sich die Lippen, und ein schwaches Stöhnen drang zwischen ihnen hervor.
    »Geben Sie mir mal Ihre Flasche«, befahl der Commander.
    Hastig zog der

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