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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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Professor seinen Seelentröster hervor. Eine flache Flasche mit Sherry, die er immer mit sich führte.
    Commander Egerton schraubte den Verschluß ab, und hielt die Flasche an den Mund des Fremden.
    Der Mann schluckte und würgte.
    »Es nützt nichts, wir müssen Hilfe holen«, entschied der Commander. »Wollen Sie gehen, oder soll ich...?«
    »Ich lauf schon, es ist ja nicht weit.«
    Professor Hackert nahm die Flasche aus der Hand des Commanders und schüttete sich einen gehörigen Teil des Inhalts hinter die Binde.
    Ein Schatten der Mißbilligung flog über das Gesicht des Commanders.
    »Los, gehen Sie schon«, drängte er heiser.
    »Ja, ja.« Gehorsam wandte sich Hackert um und stampfte durch das flache Wasser davon.
    Auf dem Trockenen angekommen, nahm er sich die Zeit das Wasser aus seinen Schuhen zu schütten und noch einen Schluck Sherry zu nehmen. Dann hüpfte er auf seinen kurzen Beinen über den Kies den Strand hinauf.
    Endlich .mal eine Abwechslung, dachte Professor Hackert. Die Sache mit dem Mann im Boot würde Gesprächsstoff für Tage und Wochen geben.
    Commander Egerton blickte nachdenklich in das bleiche Gesicht.
    Da, — es bewegte sich, — zuckte.
    Die Augen des Fremden öffneten sich zeitlupenhaft.
    Commander Egerton bemerkte gleichzeitig, daß ihn eine unerklärliche Angst überfiel. Fremde, unheilvolle Ströme drangen auf ihn ein.
    Die Gestalt erhob sich schlangengleich vom Boden des Bootes. Das bleiche Gesicht mit den starren Augen veränderte sich plötzlich. Es wuchs, verzerrte sich und nahm ungeheure Ausmaße an. Gleichzeitig mit dem Kopf, wuchs auch der Körper des Fremden. Er verdoppelte sich fast, stand aber trotzdem in keinem Verhältnis zu dem überdimensionalen, schrecklichen und abstoßenden Kopf.
    Die dunkle Kleidung der riesenhaften Gestalt hatte sich ebenfalls verändert. Sie war Khakifarben, eine Uniform, mit den Rangabzeichen eines Generals.
    Zu der Angst, die sich in Commander Egertons Augen spiegelte, trat fassungsloses Erstaunen.
    Die Ausmaße des ungeheuerlichen Generals füllten Egertons ganzes Blickfeld.
    Erbarmungslos fraßen sich die tellergroßen Augen in des Commanders Blick. Sie übermittelten ihm einen lautlosen Befehl.
    »Schneiden Sie dem Feind den Rückzug ab, und vernichten Sie ihn!«
    »Sir.« Commander Egerton schlug die nackten Hacken zusammen und salutierte. Dann kletterte er über den Bootsrand ins flache Wasser.
    Körper und Kopf des schrecklichen Generals schrumpften und nahmen wieder normale, menschliche Ausmaße an.
    Gierig verfolgten die Augen des Dämons, der John Mallory hieß, die Bewegungen des Commanders.
    Der Professor hatte inzwischen etwa den halben Weg zum Hotel zurückgelegt.
    »Hackert, kommen Sie nochmal zurück«, hörte er plötzlich die militärisch knappe Stimme des Commanders hinter sich.
    Der Professor wandte sich um und sah, daß dieser das Boot verlassen hatte und langsam auf ihn zu kam. Die zackig gehobenen Schultern des alten Offiziers hoben sich als gespenstische Silhouette gegen den fahlen Himmel ab.
    »Was will der denn jetzt schon wieder«, brabbelte Professor Hackert. Sie standen dicht voreinander.
    »Wollen Sie jetzt gehen, gehen wir alle beide, oder was ist?« fauchte Professor Hackert.
    Das Gesicht des Commanders war weiß wie frisch gefallener Schnee. Seine Augen waren glasig.
    »Es tut mir leid, Professor, aber ich habe einen Befehl auszuführen.« Die ihm eigene, etwas schnarrende Stimme klang hohl.
    Die sehnigen Finger des Offiziers schnappten nach Hackerts Hals.
    Die Augen des kleinen Professors weiteten sich ungläubig und entsetzt.
    »Commander, was soll das?« röchelte er und wollte die Finger des anderen von seinem Hals lösen. Ebensogut hätte er versuchen können, die stählernen Gitter von einem Gefängnisfenster mit der Hand aus der Mauer zu reißen.
    Auf der Stirn des Professors perlten dicke Schweißtropfen.
    Himmel, Meer und der unbarmherzige Würger begannen sich vor seinen Augen zu drehen. Verzweifelt trat er mit dem rechten Fuß gegen das Schienbein des Commanders. Es nützte ihm nichts.
    Gnadenlos und endlos lange drückten Egertons Hände den Hals des kleinen Professors zusammen.
    Hackerts verzweifelte Abwehrversuche erstarben. Sein Kinn fiel herab, und der kleine, gedrungene Körper erschlaffte.
    Unendlich langsam lösten sich die Hände vom Hals des Unglücklichen. Dumpf fiel sein Körper in den Sand.
    Commander Egerton wandte sich um, schlug die Hacken zusammen und legte die rechte Hand an seinen

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