0941 - Echsenauge
Geschlechtsakt wieder einzuheizen und ihn auf Touren zu bringen.
Er tauchte weg.
Ja, Kurt hatte den Eindruck, regelrecht abzutauchen, als ihn die Hände berührten und auf seiner nackten Brust ihren Platz fanden. Er hörte Deliah flüstern und zugleich singen. Es waren Laute, die ineinander übergingen, so konnte er nicht herausfinden, was stärker war, das Flüstern oder das Singen.
Egal, sie wußte schon, was sie tat, und sie machte es sicherlich nicht zum erstenmal. Egal, bei wie vielen Männern sie es schon ausprobiert hatte, er war hier, um sich zu entspannen, um das Leben zu genießen.
Ihre Hände blieben nicht auf seiner Brust liegen. Sie gingen auf Wanderschaft, sie streichelten und massierten ihn. Beides tat ihm unwahrscheinlich gut, und er hörte sich sogar leicht stöhnen. Es war wunderbar, einmalig, super.
Er genoß es.
Deliah flüsterte und summte. Sie bewegte dabei ihre Hände im Takt und hatte jetzt die Finger leicht angewinkelt, wobei sie mit den Nägeln über seine Haut strich.
Er ließ es mit sich geschehen. Kurt ließ sich wegtragen. Er dämmerte dahin. Er entfloh dieser Welt.
Er hatte plötzlich Flügel bekommen und fühlte sich wie ein Vogel.
Es war herrlich…
Nicht nur die Hände spürte er auf seinem Körper. Plötzlich berührte ihn etwas anderes dicht unter dem Hals. Es war weich, ein leichter Druck, und er öffnete automatisch die Augen.
Viel sah er nicht. Direkt vor ihm befand sich das dunkle Haar der Frau wie ein Vorhang, der das Gesicht verdeckte. Sie hielt seine Hüften umklammert, als wollte sie ihn für immer festhalten.
Er lächelte.
Er war selig.
Und die Augen fielen ihm wieder von selbst zu, aber nicht, weil er einschlafen wollte, nein, die Lippen und die Finger der Frau hatten sein Blut in Wallung gebracht. Er fühlte sich körperlich erregt, er war wieder da, er spürte es in seinen Lenden, und es freute ihn ungemein. Er war nun um einiges älter als dieses Mädchen, aber es hatte es tatsächlich verstanden, seine Spannkraft noch einmal zurückzuholen.
Ein Wahnsinn.
Deliah war super.
Er zuckte zusammen. Nicht, weil er an sie dachte, sondern weil er die leichten Stiche an seinen Hüften spürte, wo ihn die Hände umklammert hatten.
Wieso, warum? Wollte sie ihm Schmerzen bereiten, damit er oder unter Umständen sie noch mehr Lust bekam. So etwas gab es, aber dafür interessierte er sich nicht.
Die Hände bewegten sich.
Die Finger der rechten Hand stärker als die der linken. Sie bohrten sich in seine Haut.
Der erste Schmerz war zu spüren.
Er öffnete die Augen. Im ersten Augenblick mußte er sich zurechtfinden, denn Deliah hatte ihre Haltung verändert. Den Kopf angehoben, kniete sie jetzt neben ihm. Zwangsläufig erwischte erhaschte er ihren Blick, und er stellte fest, daß ihre Augen anders geworden waren.
Dunkler, runder, größer - und auch kälter.
Es waren starre Augen, gefährliche Augen, die durchaus einem Reptil gehören konnten.
Der Vergleich machte ihm Angst, denn plötzlich wurde er wieder an das Bild hinter der Glasscheibe erinnert. An die schuppige Klaue mit dem Auge darin.
War es doch keine Einbildung gewesen?
Deliah schien seine Gedanken erraten zu haben, denn sie lächelte ihn auf eine geheimnisvolle und auch hinterlistige Art und Weise an. »Was hast du? Warum hältst du deine Augen nicht geschlossen? Liebst du meine Überraschung nicht?«
Kurt Latow wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er suchte nach Worten, fand keine und drehte den Kopf, damit er ihren rechten Arm sehen konnte.
Aber den Arm sah er.
War er noch derselbe? Schimmerte die Haut ebenso hell, oder würde sie allmählich dunkler. Liefen Schatten über sie hinweg, verschwand die wunderschöne Bräune?
Deliah hatte seinen Blick bemerkt, und sie lächelte noch wissender, bevor sie fragte: »Suchst du was?«
»Bitte…«
»Willst du etwas sehen?«
Er räusperte sich, konnte aber trotzdem nichts sagen und hob im Liegen die Schultern an.
Plötzlich erreichte ihn ein Fauchen. Es war aus Deliahs Mund gedrungen und hatte in seinen Ohren geklungen wie ein tierischer Laut. Kein Mensch, ein Tier. Ein verdammtes Tier, ein…
Sie zog die Hand zurück.
Er starrte hin. Er lag auf dem Rücken. Kurt kam sich bewegungslos vor, als hätte man ihn gefesselt.
Dann sah er den Arm. Dunkler. Er sah auch die Hand, die noch nach unten gesenkt war, er sah die langen Finger, die Nägel, lang wie Krallen und er nahm einen Geruch war, der ihn an altes Wasser und an vermoderte Pflanzen
Weitere Kostenlose Bücher