0941 - Pakt der Paratender
Auf den Hängen erschienen zwei weitere dieser Gestalten. „Zwotter!" entfuhr es Galinorg ungläubig. „Wie kommen die zu einer Space-Jet und den Shifts? Sie müssen Verbündete haben, denn sie selbst sind nicht in der Lage, ein Raumschiff zu navigieren."
Hotrenor-Taak hätte einwenden können, daß die Zwotter vermutlich nur zufällig da waren, weil die Neugierde sie zu den Shifts getrieben hatte. Aber dann hörte er einen der Zwotter, der den Felshang heruntergeklettert kam, rufen: „Die Morphlinge haben sich in alle Windrichtungen zerstreut, von ihnen können wir keine Unterstützung erwarten. Aber das Dutzend Männer unter Kehrils Führung schlägt die angegebene Richtung ein. Sie werden die Lage für uns auskundschaften."
„Die Zwotter reden ganz normal", stellte Hotrenor-Taak erstaunt fest. „Wie ist das möglich?"
„Dann sieh sie dir einmal genauer an", riet Galinorg. „Das sind weibliche Zwotter!"
Als einer der Zwotter besser ins Bild kam, erkannte auch der Lare, daß es weibliche Geschlechtsmerkmale hatte. Das war eine Sensation! Hotrenor-Taak war erst einmal einer Zwotterfrau begegnet. Und zwar vor etwas mehr als zwei Monaten, als er mit Margor und einem Paratender-Suchtrupp unterwegs war, um die entwendeten Psychode zurückzuholen. Damals hatte sich einer ihrer zwotterischen Führer als schwangere Frau entpuppt.
Leider hatte Margor sie in einem Wutanfall durch freigesetzte PSI-Energien getötet, so daß sie die Frau nicht mehr verhören konnten.
Hotrenor-Taak wußte aus eigener Erfahrung, daß die Zwotter Fremden gegenüber nur als Männer in Erscheinung traten. Die Frauen, so hieß es, versteckten sich in den Höhlensystemen der Berge, wo sich auch die Kultstätten der Prä-Zwotter befanden. Die Behauptung, daß die Zwotter androgyn seien, also männlichen und weiblichen Geschlechts, hatte Hotrenor-Taak früher skeptisch aufgenommen. Doch nun war er geneigter, es zu glauben. Es schien auch, daß die Zwotterfrauen ungleich intelligenter als ihre Männer waren.
Zu den drei Zwotterfrauen stieß nun auch ein Mann. Er hielt einen eiförmigen Gegenstand in der Hand, der ein Psychod hätte sein können. Doch das ließ sich auf diese Entfernung nicht überprüfen. „Tezohr, hat Tek schon gesagt, welche Pläne er hat?" wollte die eine Zwotterfrau von ihrem männlichen Artgenossen wissen.
Hotrenor-Taak, glaubte, sich verhört zu haben, denn der Name „Tek" erweckte ganz bestimmte Assoziationen in ihm, die einfach nicht zu dieser Situation gehören konnten. „Gedulde dich, Ahrzaba", sagte der mit „Tezohr" angesprochene Zwotter. Und das Verblüffendste war, daß er tadellos Interkosmo sprach. „Tek und Jenny halten noch Kriegsrat, wie sie es nennen."
Hotrenor-Taak wurde hellhörig. Diesmal hatte er sich ganz gewiß nicht verhört, dennoch glaubte er, daß eine Verwechslung vorliegen müsse, denn ...
Ein Schrei riß ihn aus seinen Überlegungen. Er sah durch die Aufnahmeoptik des einen Tagjaros, wie eine Zwotterfrau einem der anderen beiden Tiere zu nahe kam. Offenbar hatte irgend etwas an dem „Kaktus" ihr Mißtrauen erweckt. Doch bevor sie das Objekt ihres Interesses untersuchen konnte, verteidigte sich der Tagjaro mit einem Hieb seiner Nesselpeitsche. Daraufhin lief die von der Säure gezeichnete Zwotterfrau schreiend in Richtung der Shifts davon, bevor sie zusammenbrach.
Die Tagjaros traten ebenfalls geschlossen den Rückzug an. Das letzte, was Hotrenor-Taak und Galinorg noch zu sehen bekamen, war, daß zwei Menschen aus einem der Shifts stiegen.
Es handelte sich um eine Frau und einen Mann. Und sie trugen die Gesichtszüge von zwei Personen, die Hotrenor-Taak kannte, die aber schon seit einiger Zeit als tot galten.
Im nächsten Augenblick wechselte die Szene. „Existiert eine Aufzeichnung?" erkundigte sich der Lare erregt. Als ihm dies bestätigt wurde, verlangte er: „Ich möchte von der letzten Szene bei den Shifts eine Standaufnahme haben."
Eine Minute später tauchten die Frau und der Mann wieder auf dem Bildschirm auf. Diesmal waren sie mitten in der Bewegung erstarrt. Hotrenor-Taak betrachtete sie lange, bevor er sagte: „Es kann kein Zweifel bestehen. Dies sind Jennifer Thyron und Ronald Tekener."
„Die beiden LFT-Spione, die in den Ruinen von Lakikrath getötet wurden?" erkundigte sich Galinorg. „Angeblich getötet wurden", berichtigte der Lare. „Denn sie leben. Ich weiß nicht, wie es ihnen möglich war, den Paratendern Doppelgänger als Leichname zuzuspielen. Aber
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