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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einmal über seine Wange, dann eilte er mit langen Schritten in die Dunkelkammer.
    Die drei Aufnahmen schwammen im Entwicklungsbad. Er brauchte sie nur herauszunehmen, kurz durch die Fixierlösung zu ziehen, um sie anschließend zum Trocknen auf die Leine zu hängen.
    Er tat es nicht.
    Statt dessen beugte er sich der Schale entgegen und starrte die drei Bilder an. Sein Herzschlag raste, denn er konnte erkennen, daß sich sein Verdacht bestätigt hatte.
    Ein Foto nahm er hervor. Es zitterte, weil auch seine Finger zitterten. Tropfen perlten ab und schlugen auf dem Boden auf.
    Lucy war nicht zu sehen. Dafür aber die Garderobenfrau, die, als er fotografierte, hinter ihr hergelaufen war, um auf eine Toilette zu gehen.
    Keine Lucy.
    »0 Scheiße! Scheiße auch!« Er quälte sich die Worte hervor und schüttelte den Kopf, weil er selbst nicht glauben und fassen wollte, was er sah.
    Kein Spiegelbild. Sie ließ sich auch nicht fotografieren. Das mußte Beweis genug sein.
    Sicherheitshalber schaute er sich auch die folgenden beiden Aufnahmen an.
    Auch auf ihnen war nur die Garderobenfrau zu sehen, nicht aber Lucy Tarlington.
    Sam Fisher war auch Minuten später noch immer wie vor den Kopf geschlagen. Er fand sich in der Küche wieder und wußte nicht mal, wie er dort hingekommen war.
    Diesmal trank er keinen Kaffee, sondern Whisky. Das Glas umklammerte er so hart, als wollte er es zerbrechen. Er spürte auch, wie sich sein Blut erhitzt hatte. Es schien bald der Schädel zu sprengen.
    Es war wahr. Es entsprach alles den Tatsachen. Es war einfach so furchtbar. So unerklärlich.
    »Und ich«, flüsterte er, »ich habe es entdeckt. Verfluchte Scheiße, ausgerechnet ich!« Er verfluchte sich weiter, auch das Tagebuch, seinen Heimatort und noch mehr, aber es hatte keinen Sinn, hier zu stehen und nichts zu tun.
    Es mußte weitergehen, irgendwie, und er wußte plötzlich, was er unternehmen mußte.
    Bill! Bill Conolly. Es war noch nicht zu spät. Er würde nicht bis zum nächsten Morgen warten, sondern ihn sofort anrufen. Bill würde es verstehen, dessen war er sich sicher.
    Zweimal verwählte er sich, so sehr zitterte er wieder, dann hatte er den Kollegen erreicht.
    Sam sprach schnell, aber er berichtete trotzdem präzise, was ihm widerfahren war.
    Conolly reagierte so, wie Sam es sich gewünscht hatte. Er lachte ihn nicht aus, sondern versprach ihm, so rasch wie möglich bei ihm zu sein.
    »Ja, komm sofort - ich möchte nicht mehr in meiner Wohnung bleiben. Ich warte unten in der Halle auf dich. Da fühle ich mich sicherer.«
    »Okay, bis dann.«
    Der Atem pfiff über seine Lippen, als die Verbindung unterbrochen worden war. Sam leerte sein Glas. Er fühlte sich verdammt mies und hätte sich am liebsten irgendwo versteckt oder wäre weit, weit weggefahren. Jetzt hieß es, kühlen Kopf zu bewahren. Dieser Fall hatte eine Eigendynamik erhalten, mit der er nicht hatte rechnen können. Aber er wollte sich auch nicht überrollen lassen.
    Fisher ging zurück in die Dunkelkammer, in der jetzt das normale Licht eingeschaltet hatte. Rechts von ihm war, in der Ecke, die kleine Dusche. Der dort hängende Bademantel erschreckte ihn, als wäre er eine unheimliche Gestalt. Das konnte auch an der schwarzen Farbe liegen.
    Die Aufnahmen hingen noch an der Leine und waren mittlerweile trocken geworden. Er löste die Klammern und nahm die Bilder mit in das Schlafzimmer. Dort zog er die Jacke über. Dann stopfte er die Fotos in die rechte Innentasche, tastete nach dem Schlüssel, der seinen Platz in der Außentasche gefunden hatte, und dachte daran, die Wohnung endlich zu verlassen, um unten auf Bill Conolly zu warten.
    Er wollte gerade losgehen, doch er verließ den Schlafraum nicht. Er hatte ein Geräusch gehört. Es war jemand an der Tür!
    ***
    »Nein«, sagte ich, nachdem ich abgehoben, mich gemeldet und Bills Stimme gehört hatte.
    »Wieso nein?«
    »Ich komme jetzt nicht.«
    »Das solltest du aber.«
    »Klar, zum Spaß rufst du nicht an. Aber weißt du, wie ich hier stehe? Schon halb ausgezogen und…«
    »Dann zieh dich wieder an.«
    Ich seufzte. »Okay, was gibt es denn?«
    »Der Baum fängt an zu brennen, John.«
    »Lucy?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Das kann ich dir jetzt nicht sagen. Ich bin jedenfalls so rasch wie möglich bei dir.«
    »Gut, ich warte.«
    Bill Conolly gehörte nicht zu den Menschen, die sich verrückt machen ließen. Wenn er so spät anrief, gab es Gründe. Unser Gespräch über Lucy Tarlington war mir natürlich nicht aus

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